Ein VFLL-Team war wieder beim Finale des überregionalen „großen Diktatwettbewerbs“ in Frankfurt dabei. In diesem Jahr saß außerdem Dr. Andrea Wicke in der Jury. Sie berichtet von ihrer Arbeit und über den lustigen, eher sinnfreien Diktattext „Furore im Schrebergarten“, der vom zerbrochenen Gartenzwerg Horst handelte.
„Der große Diktatwettbewerb“ zieht immer weitere Kreise. Am Dienstag, dem 14. Juni, fand er zum fünften Mal in Frankfurt am Main statt und der VFLL war wieder mit einem eigenen Team vertreten. Im vergangenen Jahr hatte unsere Kollegin Ines Balcik mit acht Fehlern den Publikumspreis gewonnen! In diesem Jahr schrieben Julia Hanauer, Thomas Steinhoff, Christiane Kauer, Ute Gräber-Seißinger und Monika Grosspietsch mit, während ich der Jury angehörte.
Drei Gruppen – Schüler, Lehrer, Eltern – wurden im Goethe-Gymnasium zum Diktat gebeten. Außerdem gab es vier Teams, neben dem des VFLL u. a. ein Promi-Team. Nachdem das Diktat beendet war, korrigierten zunächst die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich selbst, dann reichten die jeweils besten Schüler, Eltern, Lehrer und Teams ihre Diktattexte vor Ort zur Korrektur bei der Jury ein.
Im Mittelpunkt des unterhaltsamen Abends stand wieder ein lustiger, aber eher sinnfreier Text, der vor allem dazu da ist, möglichst viele schwer zu schreibende Wörter in sich zu vereinen: „Furore im Schrebergarten“ hieß das diesjährige Diktat mit 193 Wörtern, das von einem zerbrochenen Gartenzwerg handelt: Das „morgendliche Bumerangwerfen“ der im nachbarlichen „Bungalow“ wohnenden „Abc-Schützen“, „das nicht schadlos vonstattengegangen … war“, überlebt Gartenzwerg Horst nicht. Erna Müller, die den Gartenzwerg betrauert, trägt „Papilloten im Haar“ und verdächtigt die Falschen, nämlich „manierierte Schlaumeier“ aus der „Datsche nebenan“, die nach einem ominösen „Fauxpas“ mit dem „Forsythienstrauch“ verärgert seien. Erna Müller meint, „gicks und gacks“ wisse, dass die Schlaumeier von nebenan schuld seien. Sie wendet sich wegen Horst, dem Gartenzwerg, an Kommissar Kurz. Der trägt „Knickerbocker mit stecknadelkopfgroßen Punkten und einen Parapluie“ und kriegt – nach einigen weiteren höchst merkwürdigen Wörtern und eher alltagsfernen Wendungen – „ratzfatz“ alles raus: Die „Abeceschützen“ oder die „Abc-Schützen“ haben Horst beim Bumerangwerfen zerstört.
„Sprachsport“ sei das, sagt Roland Kaehlbrandt, Vorsitzender der Polytechnischen Gesellschaft, die den inzwischen bundesweiten Wettbewerb veranstaltet. Um die 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet – beispielsweise Hamburg, Münster und der Pfalz –, aber auch der sprachbegeisterte Eintracht-Frankfurt-Vorstand Axel Hellmann schrieben mit und machten deutlich, dass beileibe nicht alle Welt weiß, dass „gicks und gacks“ genau das – alle Welt – heißen soll und sich kleinschreibt. In der Jury, die die Leiterin der Dudenredaktion Kathrin Kunkel-Razum leitete, avancierte „gicks und gacks“ zum Begriff des Abends. Im Duden steht er nicht. Die orthografischen Fallstricke liegen genau da: bei fremdgewordenen Wendungen, Fachbegriffen wie „Forsythie“, der Groß- und Kleinschreibung und Getrennt- oder Zusammenschreibung.
Die Mitglieder der 24-köpfigen Jury waren vorher gebrieft worden, man hatte uns den Text vorgelegt und uns auf unleserliche Handschriften vorbereitet. Natürlich durften wir selbst dann nicht mehr mitschreiben, und das habe ich sehr bedauert.
Wir hatten möglichst schnell die jeweils sechs besten Texte jeder Publikumsgruppe nach dem Vier-Augen-Prinzip zu korrigieren. Dafür waren Teams gebildet worden: Zusammen mit dem ehemaligen FAZ-Korrektor Ernst Rudiger korrigierte ich drei Diktattexte von Schülern, ihre Handschriften waren zum Glück recht gut zu lesen, aber mit mehr als elf Fehlern gehörten sie nicht zu den Siegern des Abends. Das wurden die Schüler Jan Schweitzer, Moritz Räuber und Victor Schlothauer aus Kassel und Frankfurt am Main mit sieben bis neun Fehlern. Am wenigsten Fehler – nämlich fünf – machten Belinda Vogt und Wiebke Reimer aus der Eltern-Gruppe sowie die Lehrerin Dorothea Heim.
Alle Teilnehmer zusammengezählt lag der Durchschnitt bei 17,7 Fehlern. Das Team des VFLL schnitt mit 9,8 Fehlern wieder weit überdurchschnittlich ab!
In diesem Jahr gab es vor dem großen bundesweiten Finale erstmals Vorentscheide in Münster, Wiesbaden und dem Rhein-Pfalz-Kreis. Seit 2015 findet der Diktatwettbewerb auch in Hamburg und Osnabrück statt. Vielleicht treffen wir ja im nächsten Jahr beim großen Finale des Diktatwettbewerbs auch auf freie Lektorinnen und Lektoren aus diesen Regionen?!
Alle Bilder: © Dominik Buschardt/Stiftung Polytechnische Gesellschaft
Weitere Informationen und das Diktat zum Anhören und Lesen auf der Website des Veranstalters, der Stiftung Polytechnische Gesellschaft
Dr. Andrea Wickes Profil im Lektorenverzeichnis
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Die Wendung scheint vielfältig zu sein. Das DWDS sagt unter gicks:
»landschaftlich, umgangssprachlich | er weiß, sagt, versteht weder gicks noch gacks (überhaupt nichts)«
http://www.dwds.de/?qu=gicks
„gicks und gacks“ – nie gehört, woher stammt denn diese Redensart?
Ich bin dem noch mal nachgegangen, weil es ja nun eben keine umgangssprachliche, sprich: gebräuchliche Wendung ist: Bei Hans Schemann, Deutsche Idiomatik: Wörterbuch der deutschen Redewendungen im Kontext, de Gruyter, 2011, S. 270, wird es nachgewiesen (http://tinyurl.com/zrkja9c). Im Grimm’schen Wörterbuch unter Gicks, 4 b) (http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=gicks). Dort aber vor allem als verstärkende Negation: das weiß weder gick noch gack, also: gar keiner. Sei’s drum.