Mehr als 200 Aussteller, viele Besucher und trotzdem ein familiäres Ambiente, bei dem sich die Leser mit „ihren“ Autoren unterhalten können: Das bietet die BuchBerlin. Auf dieser Messe präsentieren sich vor allem Indie-Verlage und Selfpublisher ihrem Publikum – in diesem Jahr bereits zum vierten Mal. Der VFLL war mit einem Stand dabei. Persönliche Eindrücke schildert
Die drittgrößte Buchmesse Deutschlands sei die BuchBerlin, heißt es. Am letzten Novemberwochenende drängen sich die Besucher durch die Reihen im Hotel und Kongresszentrum Estrel, über 200 Aussteller sind da.
Die meisten Tische sind mit viel Liebe und noch mehr Fantasie gestaltet. Nicht so gestylt wie auf den größeren Buchmessen in Leipzig oder gar Frankfurt, auch nicht so gleichförmig, sehr viel gemütlicher, unterschiedlicher, keine abgeschlossene „Käfighaltung“, alles offen. Und trotz wachsender Ausstellerzahl kann man tun, was in Frankfurt und Leipzig nicht möglich ist: sich alle Stände ansehen.
Keine Großverlage, keine riesigen Verlagsstände, aber BoD, epubli und andere sind da. Und natürlich der Selfpublisher-Verband und der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren VFLL. Alles ist übersichtlich.
Im Ausstellungsbereich für queere Literatur, der Queerbook, hängen Bilder, die anderswo sofort Proteste wegen Sexismus auslösen würden. Aber es sind Männer, freizügig und sexy gemalt.
Überall kann man mit Autoren, Verlegern sprechen, und natürlich sind es zu 80 Prozent Autorinnen und Verlegerinnen. Hier ist das Buchbusiness eindeutig weiblich. Voranmeldung für Gespräche, überfüllte Terminkalender gibt es nicht.
Bei den ausgestellten Titeln überwiegen Liebesromane und Fantasy. Fündig wird aber auch, wer Ungewöhnliches sucht. Ob das wasserfeste Buch für die Badewanne, Leitfaden über Wagner-Opern oder Comics über Kaiser, Könige und Luther: Hier gibt es alles.
Cover und Flyer sind in aller Regel hochprofessionell gestaltet, die Klappentexte bedürfen allerdings oft noch der Überarbeitung. Worum geht es in dem Buch? Nicht jeder Klappentext gibt darauf eine Antwort. Aber auch das wird sich in den nächsten Jahren ändern, denn die Indie-Branche professionalisiert sich zusehends.
Viele Aussteller sind vernetzt, mieten zusammen Stände. Da kann man sich ablösen und der Tisch sieht nicht so leer aus. Gegenüber dem VFLL-Stand haben sich eine Coverdesignerin, eine Autorin und eine Lektorin zusammengetan. Passt.
Drei Tische sind für Flyer reserviert. Und obwohl sich die Tische biegen unter den vielen Flyern, die miteinander um Beachtung konkurrieren, bleiben viele Besucher stehen und suchen sich heraus, was sie interessiert.
Im nächsten Jahr wird die Messe anderswo mehr Platz bieten. Hoffen wir, dass die familiäre Atmosphäre erhalten bleibt. Dass die Stände ihre Individualität verlieren, steht nicht zu befürchten. Dafür sorgen schon die vielen Standbetreiber, jeder mit anderem Schwerpunkt, anderem Geschmack. Keine Orchideen, aber ein bunter Strauß lebendiger Wiesenblumen.
Hans Peter Roentgens Website und Profil im Lektorenverzeichnis
Symbolbild: Claudia Lüdtke
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