Wie wird ein Dokument zum E-Book? Mit dieser Frage beschäftigte sich – ganz praktisch – die VFLL-Fortbildung „EPUB-E-Books aus Word und InDesign“. Technische Tücken und unterschiedliche E-Reader machen die Sache nicht ganz so einfach. Ein Teilnehmer berichtet.
Von Thomas Pohl
Beginnen wir mit dem Ende: Ich sitze nach der E-Book-Fortbildung im Zug nach Freiburg. Die Frau neben mir liest ein E-Book. Ich spreche sie an. Sie habe sich auch zunächst nicht so recht vorstellen können, E-Books zu lesen, mittlerweile aber finde sie es sehr komfortabel, teilt sie mir mit. Wahrscheinlich pflegen die meisten E-Book-Leser/-innen einen pragmatischen Umgang mit dem Medium: Wozu sich mit einer dicken und ausladenden Printausgabe im Zug plagen, wenn ein E-Book-Reader doch so viel komfortabler zu transportieren ist. Und an die Bildschirmdarstellung gewöhnt man sich auch.
E-Books werden immer wichtiger am Markt und deshalb lohnt es sich für Lektorinnen und Lektoren, Fachkenntnisse über die Erstellung von E-Books zu erlangen. Das war auch für mich der Grund, an der VFLL-Fortbildung teilzunehmen. Viele Verlage setzen auf E-Books, aber auch für Selfpublisher ist das E-Book sehr interessant, weil es günstiger zu produzieren und zu verkaufen ist als eine Printausgabe.
Allerdings ist der Weg zum E-Book nicht ohne Stolpersteine. Und über diesen Weg möchte ich nun berichten.
Zunächst teilte uns Sylvia Jakuscheit, eine der drei Referentinnen, Grundsätzliches zum Thema mit. Es sollten zwei Workflows vorgestellt werden: vom Word-Dokument (erstellt mit der Word-Version 2007 oder einer der folgenden Versionen) über die Konvertierung in Calibre (Open-Source-Software, kostenlos erhältlich) und die Nachbearbeitung in SIGIL (auch eine Open-Source-Software) zum fertigen E-Book. Oder: vom Word-Dokument über InDesign (ab Version CS 5.5) und SIGIL zum E-Book.
Grundsätzlich muss man bei der Erstellung von E-Books immer bedenken, dass sich Schrift und Layout an den Reader anpassen und vom Leser beeinflusst werden können, dass es keine Seitenzahlen gibt und dass nicht alle Reader die E-Books gleich anzeigen. Gerade Letzteres ist ein großes Problem. Selbst nach einer Validierung mittels Software und der fehlerfreien Ansicht auf dem eigenen Reader ist nicht gewährleistet, dass das E-Book überall „funktioniert“.
Ein E-Book ist ein HTML-Dokument, das heißt, es verfügt über einen Inhalt (Text sowie beispielsweise Bilder, Grafiken, Tabellen) und über eine Sammlung von Formaten, die beschreiben, wie die Inhalte auf dem Bildschirm angezeigt werden. Bei der Konvertierung aus Word oder InDesign werden Inhalt und Formate getrennt und im E-Book neu zusammengefügt. Man kann es sich schon denken: Das Zusammenfügen der Daten funktioniert fast nie reibungslos – es kann sogar passieren, dass Inhalte ganz verschwinden – und deshalb sind eine intensive Überprüfung und eine mehr oder weniger intensive Nachbearbeitung notwendig. Die Nachbearbeitung ist übrigens wesentlich einfacher, wenn in Word oder in InDesign konsequent mit Formatvorlagen gearbeitet wurde.
Ein weiteres großes Problem sind die fehlenden Seitenzahlen im E-Book. Wie kann unter diesen Voraussetzungen ein Register erstellt werden? Die Lösung lautet: Absatznummerierung. Die Nummerierung wird intern verlinkt und so kann vom Register aus direkt auf die Absätze zugegriffen werden. Klingt im Prinzip einfach, ist es aber nicht. Barbara Lauer hat berichtet, wie der VFLL-Leitfaden aus dem DOCX-Format ins EPUB-Format konvertiert wurde. Dabei blieb bei der internen Verlinkung (für das Register) das ursprüngliche Layout nicht erhalten.
Den theoretischen Teil hat Claudia Huber abgeschlossen. Sie hat den Weg über InDesign gezeigt. Ein Vorteil bei der Bearbeitung mit InDesign besteht darin, dass die Formatnamen mit dem EPUB-Dokument exportiert werden und in SIGIL einfach zu erkennen sind. Das ist bei der Konvertierung der Word-Datei über Calibre nicht der Fall. Beim Workflow über Calibre ist also die Nachbearbeitung erschwert.
Nachmittags haben wir uns der praktischen Arbeit zugewandt und ein E-Book umgesetzt. Das Word-Dokument war schon entsprechend vorbereitet, es ging also nur um die Konvertierung und um die Nachbearbeitung. Nach der Konvertierung wurde das Dokument mit dem EPUP-Checker überprüft. Die Software meldete keine Fehler. Die optische Überprüfung aber zeigte Fehler im Layout. Die Nachbearbeitung haben wir in SIGIL vorgenommen. Für SIGIL sind HTML-Kenntnisse notwendig. Wer die Vorteile von WYSIWYG schätzt, muss hier einige Abstriche machen: Die Nachbearbeitung erfolgt über HTML-Codes. SIGIL ist allerdings insofern sehr komfortabel, als es auf der einen Bildschirmseite den Code darstellt und auf der anderen Seite die Reader-Ausgabe zeigt. So ist es sehr einfach, die problematischen Stellen im Code zu finden. Die für die Überarbeitung des VFLL-Dokuments notwendigen Befehle teilten uns die Dozentinnen mit. Bei eigenen Projekten kann die Web-Site „SelfHTML“ zum Nachschlagen herangezogen werden.
Fazit: Das war eine sehr hilfreiche Fortbildung, wenn man sich in das Thema „E-Book erstellen“ einarbeiten möchte. Da die Fortbildung auf den Erfahrungen der Dozentinnen basierte, war die praktische Relevanz jederzeit gewährleistet. Vielen Dank an dieser Stelle an Claudia Huber, Sylvia Jakuscheit und Barbara Lauer.
Mehr zum Fortbildungsangebot des VFLL: http://www.vfll.de/fortbildung
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