Plakat Jubiläumskongress des Bösenvereins: „Neue Kapitel für die Branche“ steht auf blauem Grund, umrahmt von stilisierter roter Schrift

Jubiläumskongress des Börsenvereins: „200 Jahre neue Kapitel“

Am 5. und 6. Juni 2025 feierte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sein 200-jähriges Bestehen unter dem Motto „Neue Kapitel – 200 Jahre Börsenverein“. Der Kongress fand in den Wilhelm Studios in Berlin statt und bot einen spannenden Mix aus Rückblick und Ausblick. Für den VFLL war Milena Fuchs aus der Regionalgruppe Berlin vor Ort.

von Milena Fuchs

Nach der future!publish feierte nun also auch der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sein diesjähriges Jubiläum – seit 200 Jahren sorgt er dafür, dass sich die Verlags- und Buchbranche dem Wandel der Zeit anpassen und ihr Potenzial sowie ihre (politische) Stimme entfalten kann. Der zweitägige Fachkongress gliederte sich in vier thematische Schwerpunkte, die vor allem auf die Zukunft der Branche ausgerichtet waren:

  • Neue Positionen: Vielfalt, Freiheit und Verantwortung in der Buchbranche
  • Neue Antriebe: Technologien, Prozesse und Kompetenzen für die Zukunft
  • Neue Gewohnheiten: Strategien für ein sich veränderndes Mediennutzungsverhalten
  • Neues Handeln: Best Practices für das Geschäft von morgen

Diese Themen wurden durch Keynotes und Vorträge sowie Panel Talks und Workshops auf mehreren Bühnen gleichzeitig diskutiert – und boten viele Impulse oder auch inspirierende Gedanken und Zitate, um kreativ und hoffnungsvoll auf die Zukunft der Buch- und Verlagsbranche zu blicken.

Ein bewegender Auftakt – der erste Tag als bunter Mix aus Rückblick und Aufbruch

Der erste Kongresstag begann mit einem feierlichen Auftakt, der die historische Entwicklung und Zukunft der Buchbranche miteinander verknüpfte. Die Vorsteherin des Börsenvereins, Karin Schmidt-Friderichs, begrüßte die Gäste mit einer pointierten Rede, in der sie die Entwicklung des Verbandes skizzierte und gleichzeitig zentrale Themen der Gegenwart wie Diversität, Sichtbarkeit und Verantwortung in den Mittelpunkt rückte.

Ein weiterer Höhepunkt war die Keynote von Ex-Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Als Kinderbuchautor ist er der Buchbranche nicht fremd – und seine Rede war ebenso reflektiert wie provokant: Mit zwischenzeitlich philosophischen Ausflügen zu Kant und Hegel mahnte er schließlich zur Wachsamkeit gegenüber politischen Veränderungen und erinnerte die Branche daran, sich nicht zu stark an politische Unterstützung und/oder Förderung zu binden. Es brauche Mut, Offenheit und kreative Selbstverantwortung. Immerhin wisse man nie sicher, wer die politischen Geschicke künftig lenken werde – oder wie.

Auch das Thema Repräsentation zog sich als roter Faden durch den Tag: In verschiedenen Panels wurde diskutiert, wie Verlage, Buchhandlungen und ähnliche Institutionen gezielt Vielfalt fördern und neue Zielgruppen erreichen können. Ergänzend dazu gab es Impulse zu den Themen Community-Building, Crossmedia-Strategien und – natürlich – den Chancen und Risiken von KI im Literaturbetrieb.

Der Donnerstagabend klang mit einer stimmungsvollen Feier samt DJ aus, hervorragende Gelegenheiten für persönlichen Austausch in eher ruhigeren Räumen und im Außengelände waren ebenfalls gegeben. Für mich als VFLL-Mitglied war es besonders schön, dabei auch Kolleg*innen aus anderen Verbänden und Vereinen wie etwa den BücherFrauen zu treffen und über mögliche weitere Kooperationsideen zu sprechen.

Am zweiten Tag Inspiration und Austausch im Vordergrund

Am Freitag standen praxisorientierte Sessions auf dem Programm, darunter Workshops zu Digitalstrategien, soziale Medien im Buchhandel sowie die Chancen von crossmedialem Publishing – inklusive Case Studys. Einige Formate und Themenschwerpunkte waren dabei auch für freiberufliche Lektor*innen hochrelevant. Ob Change-Management und Diversity, Leseförderung oder Community-Building, für jeden „Buchjob“ war etwas dabei.

Mein persönliches Highlight war – neben dem Panel zu Diversity in der Buchbranche am Donnerstag – das abschließende Panel mit dem Erfolgsautor Sebastian Fitzek und zwei Bookfluencer*innen aus dem Buchhandel. Sie diskutierten, wie Bücher heute über Plattformen wie TikTok oder Instagram ihre Leser*innen finden und was das für die Branche, aber auch für die Textarbeit bedeutet. Es war eine emotionale, teilweise sehr persönliche, jedoch auch zukunftsorientierte Diskussion, die zeigte, wie wandlungsfähig das Medium Buch – und damit auch seine Vermarktung – sein kann.

Fazit: fachlich hochwertiges Veranstaltungsformat – und viel Potenzial auch für den VFLL

Der Jubiläumskongress des Börsenvereins war nicht nur ein großartiger Rückblick auf 200 Jahre Branchengeschichte, sondern vor allem ein mutiger Ausblick in die Zukunft – fernab von „KI übernimmt die Weltherrschaft“-Theorien, wie sie bisweilen in manchem Artikel erschienen.

Für den VFLL und seine Mitglieder sehe ich darin eine klare Botschaft: Unsere Rolle als verlässliche Partner*innen von Verlagen, Buchhandlungen und Autor*innen ist relevanter denn je – als qualitätssichernde, empathische und brückenbauende Mittler*innen zwischen authentischen Autor*innen und deren Stil, sprachlicher Korrektheit und den (externen) Anforderungen an Verlage und die Buchbranche. Umso wichtiger ist es, dass wir uns weiterhin vernetzen, sichtbar machen und die Zukunft aktiv mitgestalten. Sei es durch politische Arbeit, gemeinsame Veranstaltungen mit anderen Branchenmitgliedern – oder gar neue Kooperationen im Bereich Sprach- und Leseförderung.

Autorin des Beitrags: VFLL-Mitglied Milena Fuchs, Foto: privat

Text: Milena Fuchs
Redaktion: Katja Rosenbohm
Korrektorat: Cornelia Thoellden
Bilder: Milena Fuchs


Website von Milena Fuchs und Profil im VFLL-Lektoratsverzeichnis


Zum Jubiläum der future!publish:
Herzlichen Glückwunsch zu 10 Jahren future!publish (2025)

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