Lesung Lektorenverband für Fayadh 01 #FreeAshrafFayadh

Lesung für Ashraf Fayadh und die Freiheit des Wortes

Eine öffentliche Lesung zur Unterstützung des in Saudi-Arabien zum Tode verurteilten Künstlers Ashraf Fayadh veranstaltete die Regionalgruppe Rhein/Ruhr des Lektorenverbands in Münster. Die vorgetragenen Texte von Fayadh und anderer zeitgenössischer Autorinnen und Autoren standen u. a. unter dem Leitgedanken „Freiheit der Kunst und des Wortes“.

Von Georg-D. Schaaf

Etwa 50 Gäste verfolgten die Lesung im großen Lesesaal der Diözesanbibliothek Münster am 14. Januar. Das internationale literaturfestival berlin (ilb) hatte für diesen Tag weltweit zu Lesungen aufgerufen. Es fanden zur Unterstützung von Ashraf Fayadh insgesamt 124 Lesungen in 44 Ländern statt.

Einer der Vortragenden des Abends, Abdo Abboud, berichtete in der Einleitung seines Beitrags von einem syrischen Kollegen, der ihn gefragt habe, warum er sich an der Lesung für einen in Saudi-Arabien verurteilten palästinensischen Lyriker beteilige, wo es doch genug auf ähnliche Weise bedrohte syrische Künstler gebe. Dem stellte Abboud entgegen, dass es sein persönliches Anliegen sei, sich für die Freiheit des Wortes in der gesamten arabischen Welt einzusetzen. Das Schicksal von Fayadh stehe stellvertretend für zahlreiche, international oft kaum bekannte Künstlerinnen und Künstler sowie Autorinnen und Autoren, die wegen ihrer Arbeit in ihren jeweiligen Heimatländern verfolgt würden.

Ashraf Fayadh ist Künstler, Autor und Kurator der Ausstellungen „Mostly Visible“ (Jeddah Art Week 2013) und „Rhizoma. Generation in Waiting“ (Biennale Venedig 2013). 2008 veröffentlichte er auf Arabisch eine Sammlung von Gedichten („Instructions Within“/„Gebrauchsanleitung inliegend“). Fayadh ist Ehrenmitglied des deutschen PEN-Zentrums.

Palästinensischer Abstammung, aber geboren und aufgewachsen in Saudi-Arabien, wurde Ashraf Fayadh dort am 17. November 2015 unter dem Vorwurf des Abfalls vom Glauben zum Tode verurteilt. Innerhalb der zugestandenen vierwöchigen Frist hat er Widerspruch dagegen eingelegt. Eine Entscheidung über das weitere Verfahren steht noch aus. Sein Anwalt reklamiert vor allem grobe Verfahrensfehler. Während der Gerichtsverhandlung wurde Fayadh jeglicher Rechtsbeistand verweigert.

Aus diesem Grund nahm die Lesung in Münster einen erweiterten Blickwinkel ein: Leitgedanken waren „Freiheit der Kunst und des Wortes“, „Krieg, Exil und Erinnerung“ sowie „Reflexionen über das lyrische Schreiben“. Ausgewählt wurden Gedichte und ein Prosastück von Autoren und einer Autorin aus verschiedenen arabischen Ländern: aus Saudi-Arabien Raif Badawi und Ashraf Fayadh, aus Syrien Nizar Qabbani, Nouri Al-Jarrah und Adel Karasholi, aus Bahrain Qassim Haddad, aus Ägypten Iman Mersal, aus den palästinensischen Gebieten Mahmud Darwish, aus Marokko Mohammed Bennis, aus dem Irak Fadhil Al-Azzawi sowie aus dem Libanon Fuad Rifka. Qabbani, Darwish und Rifka sind mittlerweile verstorben. Von den übrigen Autoren leben die meisten im Exil.

Mit der Einspielung von Freedom (Qashoush Symphony), einer musikalischen Hommage des syrisch-amerikanischen Komponisten Malek Jandali an den 2011 in Syrien ermordeten regimekritischen Sänger Ibrahim Qashoush, endete die Lesung.

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Astrid Dehe liest, im Hintergrund (v. l.): Kirsten Krumeich, Georg-D. Schaaf (VFLL), Abdo Abboud und Udo W. Hombach (Bild:  Julia Geppert/Bistum Münster)

Innerhalb der Konzeption des ilb ging die Münsteraner Lesung mit ihrem Programm weitestgehend eigene Wege.

Fünf Mitwirkende liehen den Texten ihre Stimmen: u. a. Astrid Dehe, Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland, Kirsten Krumeich, stellvertretende Leiterin der Diözesanbibliothek, Abdo Abboud, Dozent für arabische Literatur an der Universität Münster, sowie Udo W. Hombach aus Köln, früher Musikpädagoge und Liedbegleiter.

Abdo Abboud übernahm zudem die Auswahl und Übersetzung der von ihm zweisprachig vorgetragenen Gedichte aus „Gebrauchsanweisungen inliegend“, die mit zu Fayadhs Verurteilung geführt hatten.

Das Bischöfliche Generalvikariat und die Leitung der Diözesanbibliothek – Dr. Peter Behrenberg und Dr. Kirsten Krumeich – haben mit ihrer Zustimmung der Lesung einen ganz besonderen architektonischen Rahmen ermöglicht. Durch vielerlei praktische Unterstützung trugen zudem etliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bibliothek und benachbarter Abteilungen Wesentliches zum Gelingen der Lesung bei.

Unterstützung erfuhr die Veranstaltung noch von ganz anderen Seiten bereits während der Vorbereitungen in zahlreichen Gesprächen, Hinweisen oder durch Verbreitung des Veranstaltungshinweises. Manch wertvolle Unterstützung blieb dabei im Verborgenen.

Allen Beteiligten und allen Förderern herzlichen Dank!

Großes Bild: Abdo Abboud © Julia Geppert/Bistum Münster

Website von Georg-D. Schaaf: Lektorat text-balance

Georg-D. Schaaf im Lektorenverzeichnis 

Ankündigung der Lesung im Lektorenblog

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