Selfpublisher, Bloggerinnen, Lektoren, Leserinnen – kurz: Schreib- und Literaturbegeisterte trafen sich zum zweiten Mal auf dem Literaturcamp Bonn. Wie auf jedem Barcamp galt hier: Die Anwesenden machten das Programm. Und so konnten die Teilnehmenden am Ende eines prall gefüllten Tages viele Infos rund ums Schreiben und Veröffentlichen mitnehmen. Auch das Kennenlernen und Netzwerken kam nicht zu kurz. Kathrin Jurgenowski erzählt von ihrem ersten Barcamp, bei dem sie auch gleich selbst eine Session angeboten hat.
Am 28. April fand zum zweiten Mal das Literaturcamp Bonn statt, ehrenamtlich (!) organisiert von den beiden Literaturbegeisterten Ute Lange und Uschi Fuchs. Das LitCamp ist ein Barcamp, das sich ganz der Literatur verschrieben hat. Menschen, die schreiben, lesen, bloggen oder publizieren, kommen für einen Tag zusammen, um sich zu vernetzen und Wissen auszutauschen. Für mich das erste LitCamp, das erste Barcamp und der erste Besuch im tollen „Haus der Bildung“ in Bonn. Der VFLL gehörte zu den Sponsoren. Kaum hatten wir alle Flyer gefaltet und die ersten Fragen beantwortet, ging es auch schon los.
Prinzip eines Barcamps ist, dass es kein vorab festgelegtes Programm gibt. Stattdessen kann vor Ort jede und jeder Anwesende (auch spontan) eine sogenannte Session zu einem beliebigen (in diesem Fall literarischen) Thema vorschlagen bzw. durchführen.
Die Kennenlernrunde war nichts für Sozialphobiker: Alle ca. 120 Anwesenden stellten sich mit Namen und je drei Hashtags, die für sie stehen, im Plenum vor. Ziemlich aufwendig, aber offenbar barcamptypisch. Danach ging es direkt an die Sessionplanung, und die war beeindruckend effizient: Binnen 20 Minuten stand ein vielseitiges Sessionangebot.
In unserem Fall reichte die Bandbreite von spannenden aktuellen Themen wie dem Gutenberg-Editor für WordPress oder der DSGVO über eher softe Fragestellungen (mit Kritik umgehen, gesund bleiben als Autor/-in) bis hin zu zahlreichen Sessions rund um das Thema Schreiben und (Selbst-)Vermarktung von Schreibenden. Es gab fünf sogenannte Slots, aus denen man sich jeweils eine Veranstaltung aussuchen konnte. Die Qual der Wahl! Jede Session dauerte 45 Minuten, danach gab es jeweils 15 Minuten Pause – Zeit zum Raumwechsel und für Gespräche.
In meiner ersten Session ließ Janine Kabelbinder uns an ihren Kenntnissen zum Thema Schreibplanung und -routine teilhaben. Die Session war gut besucht und abwechslungsreich, wir kamen sogar zu einem kurzen Erfahrungsaustausch. Fazit: Erfolgskontrolle ist das A und O. Auch ein Belohnungssystem für bewältigte Schreibetappen hat Sinn.
Nach einigen netten Gesprächen auf der Toilette (oh ja!) ging es flugs in die zweite Session, ein Vortrag mit dem Titel „Kommunikationspsychologie für Autorinnen und Autoren“. Hier ging es ausschließlich und eher oberflächlich um Schulz von Thuns Vier-Seiten-Modell, das ich schon kannte. Für Barcamps gilt übrigens: Man darf jederzeit die Session wechseln! Hätte ich also tun können, hab ich mich dann aber doch nicht getraut.
Nach dem Mittagessen habe ich dann eine eigene Session abgehalten, eine kurze Praxisübung mit dem Titel „Mein Roman in drei Sätzen“. Sinn und Zweck war die Entwicklung eines Kurztexts, den Autorinnen und Autoren sowohl für die Geschichtenentwicklung als auch fürs Eigenmarketing nutzen können. Nicht alle Stühle waren besetzt, dennoch hat mir die Session extrem viel Spaß gemacht. Die Teilnehmenden hatten interessante Romanprojekte im Gepäck, und trotz der begrenzten Zeit ergaben sich anregende Gespräche.
Mein persönliches Fazit?
Ein Barcamp ist ein sehr lebendiges Format, für meinen Geschmack eher zum Austausch oder für Diskussionsrunden geeignet als für Vorträge. Denn um mir einen Vortrag anzuhören, möchte ich vorher mehr über die Vortragenden und das Thema wissen, um entscheiden zu können, ob es mich interessiert. Das ist in der flotten Sessionplanung, bei der jeder nur kurz sich selbst und sein Sessionthema vorstellt, jedoch nicht möglich. Man trifft viele, viele Menschen und kann sich binnen eines einzigen Tages über die unterschiedlichsten Themen austauschen. Durch die Kürze der Sessions bleibt es allerdings naturgemäß etwas an der Oberfläche.
Großes Bild: Kathrin Jurgenowski in ihrer Session „Mein Roman in drei Sätzen“
Alle Bilder: (c) Inga Beißwänger
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Kathrin Jurgenowskis Website und Profil im Lektorenverzeichnis
#LitCampBN18