Kolleginnen der Regionalgruppe Frankfurt besuchten in Kassel die GRIMMWELT – ein Museum, das Leben und Werk der Gebrüder Grimm nachzeichnet. Dort läuft zurzeit die Sonderausstellung „Aufs Maul geschaut – Luther und Grimm wortwörtlich“. Die Werkstatt des Deutschen Wörterbuchs beeindruckte die Liebhaberinnen des geschriebenen Wortes ganz besonders.
Von Gabi Trillhaas
ES WAR EINMAL ein Trupp wackerer Lektorinnen (Lektoren hätten wir auch mitgenommen!), der sich immerhin einen ganzen lieben, langen Tag vom Wortgeklingel seiner Kunden trennen wollte, konnte, durfte, um sich in netter und entspannter Runde nach Kassel in die GRIMMWELT aufzumachen.
Dort lockte neben dem Sprachkaleidoskop der berühmten Brüder auch die aktuelle Sonderausstellung „Aufs Maul geschaut – Luther und Grimm wortwörtlich“. Poetische Installationen beleuchteten elf bekannte Redewendungen von „Alles hat seine Zeit“ über das „Buch mit sieben Siegeln“ bis zu den „Perlen vor die Säue“.
Tja, und dann tauchten wir förmlich ein in die GRIMMWELTEN und ließen uns in den Bann ziehen von den sieben Zwergen (im oberen Bild in einer Videoinstallation: Susanne Warmuth), dem bösen Wolf und dem wütenden Rumpelstilzchen und all den anderen guten Bekannten. Die Zeit verging bei diesem wahrhaft märchenhaften Rundgang wie im Fluge.
Der Höhepunkt war für uns Liebhaberinnen des geschriebenen Wortes allerdings der Blick in die Werkstatt des Deutschen Wörterbuchs, und zwar von A wie Ärschlein (Schimpfwörter im Wandel der Zeit) bis Z wie Zettel. Allein die Sammlung mit über 500 verschiedenen Varianten zum Begriff „Zettel“ füllt eine ganze Wand. Wir staunten über den Weitblick und die Gestaltungskraft der Brüder beim Ordnen, Systematisieren, Katalogisieren und Standardisieren – und das ganz ohne Hilfsmittel wie genormte Karteikarten, Kopierer, Computer, Telefon und was sonst noch alles erst erfunden werden musste.
Kein Geringerer als der chinesische Künstler Ai Weiwei hat passend zu den Grimm’schen „wurzelforschungen“ (so und auch so geschrieben bezeichneten die Brüder ihre Arbeit) besondere Wurzelexemplare aus China mitgebracht. Auf dem Foto sieht man außerdem (von links): Susanne Warmuth (Darmstadt), Petra Seitzmayer (Mainz), Petra Pfeuffer (Frankfurt), Christiane Kauer (Bad Vilbel), Bettina Kratz-Ritter (Göttingen) und Gabi Trillhaas (Rodgau).
Petra Pfeuffer hat diesen Ausflug so hervorragend vorbereitet, dass wirklich kein Wunsch offen blieb. Als Appetitanreger gab’s einen Podcast zur Einstimmung auf die Sonderausstellung. Selbst die Bahn war zur Feier des Tages pünktlich, und unseren Hunger konnten wir direkt in der GRIMMWELT im Café mit Panoramablick über die Stadt Kassel und später stilecht am Brüder-Grimm-Platz stillen. Herzlichen Dank, Petra! Und wenn wir nicht gestorben, in einen hundertjährigen Schlaf verfallen oder von einem bösen Wolf verschlungen sind, dann freuen wir uns schon auf den nächsten Ausflug mit Dir!
Neugierig geworden? Wer Lust hat, die GRIMMWELT mit oder ohne Sonderausstellung zu besuchen, hier sind ein paar Links:
- Der Podcast steht abrufbereit im Download-Bereich auf der Website von HR2 – dort findet sich auf Seite 4 unter der Rubrik „Das aktuelle Kulturgespräch“ ein schönes Interview mit dem Kurator Friedrich W. Block, der die Sonderausstellung „Aufs Maul geschaut“ realisierte.
- Die GRIMMWELT im Internet
- Die Sonderausstellung „Aufs Maul geschaut“ kann noch bis zum 31.10.2016 besucht werden.
Bilder: Susanne Warmuth