Lektorenverband Bärbel Mäkeler: Von Flugdächern und Zugvögeln – die Fünfzigerjahre im Stadtbild Braunschweigs

Zurück in die Wirtschaftswunderzeit

Bärbel Mäkeler nimmt die Leserschaft ihres Buches „Von Flugdächern und Zugvögeln“ mit zurück in die Wirtschaftswunderzeit. Zeitzeugenberichte und 500 Fotos lassen die Fünfzigerjahre in Braunschweig lebendig werden. Architektur, Kunst und Design atmen Geschichte und sind bis heute im Stadtbild zu finden. Im Blog erzählt die Autorin, was sie so an dieser Zeit fasziniert.

Von Bärbel Mäkeler 

Um was für ein Werk handelt es sich?

Das lässt sich schwer einordnen. Da ich keine Architektin bin, ist „Von Flugdächern und Zugvögeln“ kein Architekturbuch, da ich keine Fotografin bin, ist es kein Bildband, obwohl über 500 Fotos enthalten sind, und da ich keine Historikerin bin, ist es auch kein Geschichtsbuch geworden. Es ist ein Buch, das locker lesbar ist und jeder, der die Fünfziger noch selbst oder durch die Eltern und Großeltern kennt, findet sich zurückversetzt in die Wirtschaftswunderzeit. Dazu habe ich Zeitzeugen interviewt und Geschichten recherchiert. Der Effekt „ja, kenne ich, stimmt, so sieht‘s bei uns auch aus“ stellt sich unwillkürlich ein. Einleitend habe ich das Lebensgefühl der Zeit beschrieben, um die Leser schon mal einzustimmen, um dann die Architektur und Kunst der Fünfzigjahre in Deutschland vorzustellen. Vom Großen zum Kleinen also, und man kann mit dem Buch unterm Arm auch einen Stadtspaziergang unternehmen. Aufgelockert wird das Buch durch elf Gastbeiträge. Das Besondere an dem Buch ist, dass eine moderne Aufmachung mit der Anmutung der Zeit verknüpft wurde. Zwei Kunststudenten haben das Layout entwickelt und das Buch bis zum Druck begleitet. 

Wie bist du zu dem Werk oder auf das Thema gekommen?

Ich habe mich schon lange für die Fünfzigerjahre interessiert, vor allem für ihr Design – beispielsweise für Möbel, Stoffe, Haushaltsgegenstände –, deshalb komme ich auch von Flohmärkten selten ohne „Fundstücke“ zurück. Und Partys mit dem Motto Fünfzigerjahre habe ich veranstaltet, auf die jeder Gast im Stil dieses Jahrzehntes gekleidet kommen sollte, und auf denen es Häppchen, die typischen Getränke sowie die Musik der Zeit gab. Aber auch die Aufbauzeit an sich fasziniert mich. Da war so viel möglich … Und das wiedergewonnene Lebensgefühl – nämlich in Frieden lebend, satt und mit dem Nötigen ausgestattet – muss überaus spannend gewesen sein. 

Brunnennixe

Brunnennixe                        Foto: (c) Bärbel Mäkeler

Hast du in einem Verlag publiziert oder per Selfpublishing?

Das Buch ist im Braunschweiger Verlag DöringDruck herausgekommen. Selfpublishing kam aufgrund der vielen Bilder nicht infrage.

War es schwierig, einen Verlag zu finden?

Nein, zum Glück nicht. Der Inhaber interessiert sich für Architektur, und er hatte schon mehrere Bücher über Braunschweig verlegt.  

Wie lange hast du daran gearbeitet?

Fast drei Jahre. 

Gab es spezielle Herausforderungen?

Es war schon ein Spagat zwischen Sachtext und Unterhaltungstext, ich wollte einerseits die Bürger der Stadt erreichen und die architektur- und kunstaffinen Leser aber natürlich auch bei der Stange halten. 

Was hat besonders Freude gemacht?

Besonders Spaß gemacht hat die Recherche mit noch lebenden Personen, die mir etwas über die Zeit erzählen konnten. Auch das Einfangen der Motive mit der Kamera hat mich begeistert. Vor allem, als ich erlebt habe, dass die Dinge, die ich fotografiert hatte, ein paar Wochen später verschwunden waren, dann habe ich die Wichtigkeit meines Ansatzes – nämlich zu sensibilisieren und letztendlich zu bewahren – stark empfunden. Die Details der Fünfzigerjahre werden ja leider nicht immer wertgeschätzt. Es ging mir ja darum, die Menschen für die manchmal schon morbide Schönheit der Fünfziger zu sensibilisieren und nicht alles als altmodisch oder hässlich abzuwerten. 

Wie fühlt es sich an, das Werk nun in den Händen zu halten?

Das ist schon ein tolles Gefühl, und wenn ich dann mal drin lese, denke ich manchmal: „Das hab ich geschrieben? Klasse.“

Justitia in Braunschweig

Justitia                                    Bild: Bärbel Mäkeler

Gibt es noch etwas, das du uns dazu sagen möchtest?

Ja, das Buch ist etwas für alle, die sich für die Nachkriegszeit interessieren, da das, was ich zeige und beschreibe, in jeder deutschen Stadt zu finden ist.  

Und ich kann alle, die mit dem Gedanken spielen, auch mal ein Buch zu schreiben, nur bestärken. Es ist eine ganz besondere Zeit, es ist einfach beglückend, wenn das „Werk“ wächst und gedeiht. 


Bärbel Mäkeler: Von Flugdächern und Zugvögeln – die Fünfzigerjahre im Stadtbild Braunschweigs. Mit 500 Fotos. Braunschweig 2014, 400 Seiten, ISBN 9783925268519, 24,99 Euro.

Aktualisierung: Seit 2021 ausverkauft bis auf einige wenige Exemplare.


Bärbel Mäkelers Website und Profil im VFLL-Verzeichnis


 

4 Gedanken zu „Zurück in die Wirtschaftswunderzeit

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