Im September stehen die nächsten Vorstandswahlen an. Wie kommt man eigentlich in den Vorstand, und was gibt es da zu tun? Ulrike Frühwald hatte gar nicht von sich aus für das Vorstandsamt kandidiert. Doch sie bereut nicht, dass sie sich auf Vorschlag eines anderen VFLL-Mitglieds zur Wahl stellte: In den vergangenen vier Jahren hatte sie viel Spaß bei der ehrenamtlichen Arbeit und konnte einiges bewegen.
Was hatte dich bei deiner ersten Wahl in den VFLL-Vorstand zu einer Kandidatur bewogen?
Meine Kandidatur war eine Bauchentscheidung, die auf der Mitgliederversammlung vor vier Jahren in dem Moment fiel, als mein Name genannt wurde. Ich hatte vorher nicht im Geringsten in Erwägung gezogen, für den Vorstand zu kandidieren.
Wie viel Zeit hast du in den letzten zwei Jahren durchschnittlich dem Vorstandsamt gewidmet – monatlich, wöchentlich oder täglich?
Puh, schwer zu sagen, da ich nie Buch geführt habe: Ich schätze, dass es im Schnitt ca. 3,5 bis 4 Stunden wöchentlich waren, von denen 1 bis 1,5 Stunden auf unsere wöchentliche Telefonkonferenz entfielen.
Wie oft habt ihr euch getroffen – live oder am Telefon?
Am Telefon jeden Dienstagmorgen, um alles Anliegende zu besprechen, Beschlüsse zu fassen etc. Persönlich zweimal im Jahr: einmal zu den Lektorentagen bzw. der Mitgliederversammlung im September und zum jährlichen Treffen von Regionalrat und Vorstand, das immer im Februar in Kassel stattfindet.
Wie habt ihr untereinander im Vorstand und mit den anderen Aktiven im VFLL kommuniziert?
Am häufigsten per Mail, aber auch per Telefon – eine Vertreterin des Regionalrats und Inga Beißwänger vom Kommunikationsteam sind z. B. einmal im Monat dienstags bei der Telko [Telefonkonferenz, Anm. d. Red.] dabei, und auch sonst haben wir öfter mal Telko-Gäste, die so Gelegenheit haben, mit dem kompletten Vorstand zu sprechen.
Stellt sich mit der Zeit eine gewisse Routine ein, damit die Arbeit schneller geht?
Klar, wie bei jedem anderen Job bzw. Ehrenamt auch. Es braucht eben etwas Zeit, bis man weiß, wie die Abläufe sind, wer für was zuständig ist und um Prioritäten einschätzen zu können.
Konntest du mit gutem Gewissen mal krank werden oder in Urlaub fahren? Haben die anderen deine Aufgaben übernommen?
Selbstverständlich. Nicht umsonst besteht der Vorstand aus sieben Personen, sodass die Aufgaben auf genügend Schultern verteilt werden können. Im jetzigen Vorstand hat das Einspringen auf jeden Fall immer gut geklappt.
Was passiert, wenn die eigentliche Erwerbsarbeit so viel wird, dass man sich nicht um VFLL-Angelegenheiten kümmern kann?
Dann zieht man schnell die Reißleine, indem man sagt, dass man sich in einer bestimmten Zeitspanne nicht oder weniger um VFLL-Belange kümmern kann, und verteilt die Aufgaben, die noch unerledigt sind. Auch da hat sich in meiner Amtszeit immer jemand gefunden, der/die einspringen konnte. Und manches kann auch verschoben werden.
Wie habt ihr euch die Arbeit verteilt? Müssen alle alles machen? Spielen da auch die persönlichen Vorlieben eine Rolle?
Jede/r konnte tatsächlich das machen, worauf sie/er Lust hatte. Als der Vorstand in dieser Besetzung angefangen hat, gab es eine Liste, in der die Aufgaben/Zuständigkeiten aufgeführt waren, und jedes Vorstandsmitglied konnte sich entsprechend eintragen. Das hat ganz wunderbar geklappt, alle haben die Aufgaben übernehmen können, die sie auch übernehmen wollten.
Welche Aufgaben hast du im Vorstand übernommen?
Meine komplexeste Aufgabe, die sich fast drei Jahre hinzog, war der Geschäftsstellenumzug, und auch sonst bin ich im Vorstand Ansprechpartnerin für die Geschäftsstelle. Daneben kümmere ich mich um alles, was mit der KSK zu tun hat, und bin Ansprechpartnerin für die Genderdebatte.
Wie viel Gestaltungsfreiheit hat man als Vorstandsmitglied des VFLL?
Viel, vorausgesetzt natürlich man handelt satzungskonform und hat die Mehrheit der restlichen Vorstandsmitglieder hinter sich – klar. Sich zu überlegen, wie sich Ideen und Input des Regionalrats und überhaupt aller VFLL-Mitglieder umsetzen und weiterentwickeln lassen, fand ich ebenso spannend wie eigene Ideen einzubringen.
Gibt es etwas aus der nun fast abgelaufenen Amtszeit, auf das du besonders stolz bist?
Ich finde, dass wir viel erreicht bzw. auf den Weg gebracht haben. Besonders zufrieden macht mich, dass wir jetzt (endlich) ein Verband für alle freien Lektorinnen und Lektoren sind, egal in welchem zeitlichen Umfang sie ihren Beruf ausüben.
Konntest du etwas Nützliches durch die Vorstandsarbeit lernen?
Ich konnte mich schon vorher ganz gut organisieren und Prioritäten setzen, das habe ich jetzt noch perfektioniert.
Wirst du auf der kommenden Mitgliederversammlung im September in Nürnberg wieder für ein Vorstandsamt kandidieren? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?
Nein, ich werde nicht mehr kandidieren. Einfach weil ich finde, dass vier Jahre in diesem Amt genug sind, auch wenn ich viel Spaß dabei hatte. Zudem bin ich ja weiterhin ehrenamtlich für den Verband tätig: als Stellvertreterin von Gisela Hack-Molitor im Beirat der Künstlersozialkasse.
Angenommen, ich wollte für den VFLL-Vorstand kandidieren – welche Eigenschaften sollte ich unbedingt mitbringen?
Lust, sich für den VFLL zu engagieren, Neugier, etwas Pragmatismus und gesunden Menschenverstand.
Interview: Sebastian Petrich
Großes Foto: © Inga Beißwänger
Die Mitgliederversammlung (MV) mit Vorstandswahl findet am Sonntag, 23. September 2018, in Nürnberg im Rahmen der Lektorentage statt. Die Lektorentage sind ausgebucht. Wer als VFLL-Mitglied nur zur MV kommen möchte, ist dazu herzlich eingeladen. Eine Anmeldung dafür ist nicht nötig, und die Teilnahme ist kostenfrei. Für den Vorstand kandidieren kann jedes ordentliche Mitglied.
Ulrike Frühwalds Website und Profil im Lektorenverzeichnis
Hier geht es zu einem früheren Interview mit Ulrike Frühwald
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