„Offen. Kundig. Lektoratssprechstunde für Autorinnen und Autoren“: So lautete der Titel eines Veranstaltungsformats, das vom Buchmesseteam der Regionalgruppe Frankfurt in diesem Jahr ins Leben gerufen wurde. An jedem Fachbesuchertag zwischen 11 und 12 Uhr waren Autorinnen und Autoren eingeladen, zu uns an den Stand zu kommen und mit Textprofis des VFLL ihr Publikationsprojekt zu besprechen.
Wir haben die Sprechstunde im Veranstaltungskalender der Frankfurter Buchmesse sowie in den sozialen Netzwerken publik gemacht und mit einem Plakat an unserem Stand darauf hingewiesen. Wie bei allen Aktivitäten, die man neu beginnt, waren wir auch hier gespannt, auf welche Resonanz die Sprechstunde stoßen würde.
Nach der Messe dürfen wir ein rundum positives Fazit ziehen. Es waren an jedem Tag zwischen sechs und zehn Autorinnen und Autoren da, jeweils zwei Lektorinnen standen für die Gespräche bereit. Die zehn Minuten Sprechstundezeit pro Autor waren rasch um und wurden – wenn möglich – bereitwillig verlängert. Auffällig: Die Autorinnen und Autoren, die unseren Rat suchten, waren durchweg bestens vorbereitet. Sie waren bereits gut orientiert über die Möglichkeiten der Veröffentlichung, brachten konkrete Fragen mit und hatten auch keine unrealistischen Vorstellungen darüber, was man in zehn Minuten besprechen kann.
Es waren Menschen dabei, die bereits veröffentlicht hatten, aber auch Erstautoren kamen an den Stand, die meisten Selfpublisher. Auch hier schlägt sich also die Entwicklung nieder, die allerorts im Selfpublishing zu spüren ist: Die Autorinnen und Autoren professionalisieren sich und sie nutzen die Buchmessen, um sich fortzubilden, zu orientieren und Kontakte zu knüpfen. Das Bewusstsein, ein Lektorat zu brauchen, ist bei den Selfpublishern hoch. Die Bereitschaft, dafür ausreichend Geld zu investieren, ist sicher nicht bei allen im selben Maß gegeben – umso besser, dass die Frage „Was kostet ein Lektorat?“ auch in der Sprechstunde so offen und häufig gestellt wurde und wir entsprechend antworten konnten: Ein gutes Lektorat braucht Zeit und wie überall hat Qualität auch hier ihren Preis.
Die Menschen, die während der Lektoratssprechstunde kamen, hätten auch zu jeder anderen Zeit am Stand ihre Fragen stellen können, aber die Situation, als Autor explizit willkommen geheißen zu werden, hat doch offenbar einige motiviert, genau dann zu uns zu kommen. Viele haben sich dafür ausdrücklich bedankt, und wer weiß: Vielleicht wären sie sonst nicht auf die Idee gekommen, ausgerechnet beim Lektorenverband Fragen nicht nur zum Lektorat, sondern allgemein zum Veröffentlichungsprozess, zu einem Exposé, zu bestimmten Genres oder Vorgehensweisen loszuwerden.
Nicht zuletzt durch die Nähe unseres Standes zur Selfpublishing-Area haben wir in Frankfurt deutlich mehr Interessierte am Stand begrüßen dürfen als früher. Und das sind nicht nur die Autoren: Auch viele Kolleginnen und Kollegen, die nicht im Verband sind, orientieren sich auf der Messe über die neuen Publikationsmöglichkeiten und finden häufig so auch den Weg zu unserem Stand.
Wie in jedem Jahr haben auch bei dieser Messe viele Mitglieder der Frankfurter Regionalgruppe geholfen, dass der Lektorenverband sich auf der Buchmesse vorstellen konnte: vom Auf- und Abbau über die Gestaltung eines neuen Standschildes (siehe Bild) sowie der Plakate und Flyer, die Organisation des Standdienstes und die Korrespondenz mit der Messe über die Planung der Lektoratssprechstunde bis hin zum Standdienst selbst.
Vielen Dank auch an all jene Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland, die sich Zeit genommen haben, in Zweistundenschichten am Stand zu stehen und dem VFLL ein Gesicht zu geben! Dass man dabei auch immer einen Kollegen oder eine Kollegin kennenlernen und sich austauschen kann, gehört sicher zu den angenehmen Seiten dieser Aufgabe.
Ausreichend Zeit zum Plaudern gab es auch beim traditionellen Messetreffen am Mittwochabend, das dieses Jahr unter dem wunderbaren Motto „Erst Messe, dann esse* (*hessisch für: dinieren)“ stand. Das Stemmen der Messeaktivitäten – in Leipzig wie in Frankfurt – bedeutet für alle Beteiligen ja immer einen kleinen Kraftakt, aber der Verband profitiert spürbar von der Präsenz auf den Messen, nach innen wie nach außen: von der Sichtbarkeit in der Branche und von der Stärkung des eigenen Netzwerks. Und nebenbei: Ein bisschen Spaß macht es auch …
Großes Bild: Während der Lektoratssprechstunde war der VFLL-Stand besonders gut besucht. (Bild: Anja Johann)
Weiterer Artikel über die Frankfurter Buchmesse 2015:
Self-Publishing: Mehr Professionalisierung, mehr gute Bücher?
Artikel zur Frankfurter Buchmesse 2014:
Der Self-Publisher: eierlegende Wollmilchsau und großer Träumer
Klingt interessant. Findet diese Veranstaltung jährlich statt?
Danke! 2015 fand die Lektoratssprechstunde zum ersten Mal statt. Es ist geplant, sie auf der nächsten Frankfurter Buchmesse (und auch am 4. Juni auf der Autorenmesse, s. http://www.autorentag.com/aussteller/) wieder anzubieten.
Viele Grüße
Inga Beißwänger