Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren auf der ersten skriva 2018 in Köln

Die erste skriva: Katze und Titel gerettet

Wie entsteht ein guter Plot? Was kann ich für meine Bühnenpräsenz tun? Wie kann ich die Psychologie für meine Figuren nutzen? Mit Fragen wie diesen beschäftigten sich Autorinnen und Autoren auf der skriva: literatur werkstatt, die zum ersten Mal in Köln stattfand.

Von Hanne Sögtrop

Am letzten Oktoberwochenende ging es nach Köln zur ersten skriva: literatur werkstatt. Mir und den anderen Teilnehmenden wiesen zwei eigens dafür abgestellte junge Damen den Weg zum Tagungsraum in dem verwinkelten Tagungshaus St. Georg.

Schon beim Ankommen merkte ich, dass hier eine entspannte Atmosphäre herrschte. So wunderte es mich nicht, dass sich alle rund vierzig Teilnehmende, Veranstalterinnen und Dozierende nach kurzer Zeit duzten, was sich für das Netzwerken als angenehm erwies. Und wie schön, vor Ort die Verbandskolleginnen Beate Kohmann und Friederike Daeneke zu treffen.

Der Samstag war reserviert für Vorträge, der Sonntag für vertiefende Workshops. Angeschaut habe ich mir insbesondere den Vortragstag.

Vortrag „Mehr als Wasserglas und Bücherturm“

Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren auf der ersten skriva 2018 in Köln

Die beiden Organisatorinnen Angela Eßer (links) und Elke Pistor. (Bild: Hanne Sögtrop)

Nach einer kurzen Begrüßung durch die beiden Veranstalterinnen startete die Schauspielerin und Autorin Isabella Archan mit einem lebendigen Vortrag zum Thema „Bühnenpräsenz“. Ziel sollte sein, als Vortragender mit Ausstrahlung und Leichtigkeit zu punkten. Hier ging es in erster Linie um Atemtechniken, mit denen Stimme und Körperhaltung gestärkt werden können. Dank ihrer Präsenz konnte Isabella Archan uns motivieren zu schnauben, zu sirren und zu schnarchen. Das lockerte Stimmbänder und Stimmung. Es folgten Tricks, was bei Lampenfieber hilft – etwa die Merkel-Raute –, und Tipps zur Manuskriptvorbereitung für Lesungen. Obwohl ich Erfahrung in der Moderation habe, konnte ich vieles auffrischen und einiges dazulernen. Ein gelungener Einstieg ins Programm.

„Die ultimative Rettung der Katze“

Anschließend verschaffte Elke Pistor den Anwesenden einen kurzweiligen Überblick zum Plotten nach Blake Snyders Buch „Rette die Katze“. Sie selbst arbeitet gerne mit diesem Modell der Plot-Entwicklung, und das nicht nur, weil ihr als Katzenliebhaberin der Titel gefällt. Interessant wie Snyder auf Grundlage des „Drei-Akt-Modells“ und der „Heldenreise“ die Plot-Entwicklung vertieft und weiterentwickelt. Anschaulich wurde es, als wir uns Ausschnitte des Kultfilms Zurück in die Zukunft ansahen und auf Snyders Plot-Modell anwendeten.

„Bücher unter Strom“

Nach der Mittagspause wies Lutz Kreutzer, Veranstalter des jährlich stattfindenden Self-Publishing-Day, fundiert auf effektive Möglichkeiten im E-Book-Marketing hin. Erstaunlich fanden viele insbesondere den Hinweis auf einen Algorithmus bei Amazon, den Autorinnen und Autoren wunderbar für ihr E-Book-Marketing nutzen können.

„Der Figur auf der Spur“

Im anschließenden Vortrag „Der Figur auf der Spur“ führte uns Beraterin Bettina Wüst in die Psychologie guter Storys und Figuren ein. Faszinierend, wie man Werkzeuge aus der Transaktionsanalyse nutzen kann, um zum Tiefencharakter der Figur und damit zur Herstellung von Subtexten zu gelangen.

„Letztlich ist das Verständnis für die psychologische Figurenentwicklung auch wichtig, da es Argumente liefert, mit denen das Manuskript vor dem Lektor gerettet werden kann“, ergänzte sie ihre Ausführungen mit einem Augenzwinkern. Im Anschluss an ihren Vortrag hörte ich von vielen, dass sie große Lust hätten, mehr darüber zu erfahren. Dem konnte ich mich nur anschließen. Ihr Workshop am Sonntag bot dazu Gelegenheit.

„Babylon Berlin: Vom Roman zum Film“

Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren auf der ersten skriva in Köln

Angela Eßer im Gespräch mit Autor Volker Kutscher (Bild: skriva)

Schlusspunkt des Programms war ein kurzweiliges Gespräch mit Bestsellerautor Volker Kutscher, versiert und sympathisch geführt von Angela Eßer. Auf der Buchreihe um Gereon Rath im Berlin der Dreißigerjahre basiert die erfolgreiche Serie „Babylon Berlin“. Kutscher zeigte sich als authentischer und humorvoller Autor. Ein Tipp im Umgang mit Verlagen: Manchmal muss man als Autor Dinge aussitzen. So geschehen, als er und sein Agent durch Untätigkeit den Titel seines Buches Der nasse Fisch vor Veränderung retten konnten. „Es verging wohl so viel Zeit, dass sich der Verlag letztlich selbst an den Titel gewöhnt hatte.“ Ein erfrischender Blick durchs Schlüsselloch. Zum Abschluss des Gesprächs um 17.30 Uhr beantwortete Volker Kutscher die Fragen aus dem Fragebogen von Marcel Proust. Ich erfahre, dass vollkommenes irdisches Glück für ihn Ruhe bedeute und sein größter Fehler sei, sich schlecht selbst disziplinieren zu können.

Elke Pistor und Angela Eßer riefen die skriva: literatur werkstatt köln ins Leben. Beide schreiben nicht nur selbst, sondern haben zudem langjährige Erfahrung in der Organisation von Tagungen. Gemeinsam richteten sie mehrere Ausgaben des Krimifestivals CRIMINALE für das SYNDIKAT, die „Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur“, aus. „Wir legen Wert darauf, dass skriva genreübergreifend ist und in Köln bleiben wird“, so Elke Pistor. Sie hat beobachtet, dass zu den Vorträgen am Samstag sowohl Profi- als auch Nachwuchsautoren kamen, zu den Workshops am Sonntag eher mehr Schreibprofis.

Im Anschluss an die Tagung luden die Veranstalterinnen ein, den Abend in einem Brauhaus in der Kölner Südstadt ausklingen zu lassen. Die skriva 2018 war eine lohnende Veranstaltung mit großer inhaltlicher Bandbreite zum Auffrischen und Vertiefen und zum Vernetzen in der deutschen Schreibszene. Wir sehen uns!


Bilder: www.skriva.de / Hanne Sögtrop

Hanne Sögtrops Website und Profil im VFLL-Verzeichnis

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