VFLL-Mitglied Carsten Heinisch hat beim „Deutschland-Special“ der ZDF-Show „Der Quiz-Champion“ 100.000 Euro gewonnen. In der Sendung mit Johannes B. Kerner trat er gegen fünf Prominente und einen Gegenkandidaten an. Im Interview erzählt er von der Aufzeichnung, die nicht ganz fehlerfrei ablief.
Und so läuft die Quiz-Show ab: Jeder Kandidat muss zuerst in die Schnellraterunde, in der er in einer Minute mindestens sieben Fragen richtig beantworten muss. Es folgt die Hauptrunde, in der er gegen fünf Prominente antritt. Jeder Promi vertritt als Experte ein Wissensgebiet. Wenn ein Kandidat es schafft, jeden einzelnen Promi zu besiegen, ist er im Finale. Dort treten die Kandidaten, die so weit gekommen sind, gegeneinander an: Sie müssen pro Runde jeweils eine Frage der Promi-Experten beantworten. Für den, der in einer Runde mehr weiß, regnet es am Ende goldene Konfetti.
Carsten Heinisch besiegte sowohl einen anderen Kandidaten als auch die fünf Prominenten Guido Knopp (Zeitgeschichte), Bastian Pastewka (Film und Fernsehen), Katarina Witt (Sport), Hubertus Meyer-Burckhardt (Literatur) und Michael Kessler (Erdkunde).
1. Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn! Hat sich dein Leben seitdem verändert?
Nein, nur am Anfang: Da wurde ich auf der Straße von wildfremden Leuten angesprochen und beglückwünscht – aber das hat sich gottseidank mittlerweile gelegt.
2. Wie und aus welchen Gründen hast du dich für die Sendung beworben?
Anlass war eine Mail der Produktionsfirma, die sich an den VFLL gewendet hatte und nach möglichen Kandidaten mit viel Allgemeinwissen suchte (diese Anfrage wurde dann über die Mailingliste weitergereicht). Dass ich mich beworben habe, war einfach Abenteuerlust. Man kann ja nichts verlieren!
3. Siehst du selbst gern Quiz-Sendungen?
Eigentlich nur den Jauch („Wer wird Millionär“), aber auch das nur unregelmäßig. Meistens bügele ich dabei. Die unsäglichen Sendungen in den Regionalprogrammen schau ich mir eher nicht an.
4. Hast du dich in irgendeiner Form vorbereitet? Wusstest du schon vorher, gegen welche Promis und in welchen Kategorien (Film und Fernsehen, Literatur, Sport, Erdkunde, Zeitgeschichte) du antreten würdest?
Die Planung zu den Kategorien und den Promis wurde uns Kandidaten im Vorfeld mitgeteilt, natürlich immer mit der Maßgabe, dass sich noch was ändern könnte. Und so kam‘s dann ja auch, weil die Aufzeichnung des „Deutschland Specials“ kurzfristig um einen Tag verschoben werden musste.
Es gibt ein Stück von Ionesco („Die Unterrichtsstunde“), darin wird die Schülerin mit völlig unsinnigen Multiplikationsaufgaben bombardiert, deren Lösung sie wie aus der Pistole geschossen sagt. Auf die Frage, wie sie das mache, sagt sie, sie habe eben die Ergebnisse sämtlicher denkbarer Multiplikationen auswendig gelernt.
So ähnlich kommt es mir manchmal bei einer Quizsendung vor. Aber so kann man sich doch nicht vorbereiten, ich jedenfalls nicht. Ein Buch mit Quizfragen zur Allgemeinbildung habe ich mir mal zugelegt, aber das hat mir nicht weitergeholfen. Die Vorbereitung lief also ganz klassisch: aufmerksam Zeitung lesen, ziellos im Internet surfen, bei irgendwelchen Zweifeln nachschlagen. Und ansonsten habe ich mich auf mein gutes Gedächtnis verlassen.
5. Welche Kategorien lagen dir mehr, welche weniger?
Vor Zeitgeschichte oder Literatur hatte ich gar keine Angst, Ernährung eher auch nicht (allenfalls Tim Mälzer als Promi-Experte hätte mir Sorgen gemacht, aber in der Sendung mit ihm bin dann ja nicht drangekommen). Film und Fernsehen oder Musik liegt mir eher nicht, zumindest wenn es um irgendwelche Popgruppen oder amerikanische TV-Serien geht. Insofern war ich beim „Deutschland Special“ gut aufgehoben. Horror-Kategorie war Sport. Und da hatte ich das Glück, dass Katarina Witt zwar eine begnadete Eiskunstläuferin ist, aber von Fußball oder Tennis genauso wenig versteht wie ich.
6. Hatten die Kandidaten Gelegenheit, Johannes B. Kerner kennenzulernen? Wie fandest du ihn?
Ja, er kam am Nachmittag vor der Aufzeichnung zur Stellprobe im Studio dazu, gab jedem der Kandidaten die Hand, viel miteinander gesprochen haben wir aber nicht. In natura ist er gar nicht so, Verzeihung, schleimig, wie er im Fernsehen manchmal wirkt. Gut fand ich, wie souverän er in der Sendung mit mir umgegangen ist – ich bin ihn ja ganz schön angegangen („Was haben Sie denn da auf Ihrem Bildschirm?“).
7. Welche Momente sind dir besonders im Gedächtnis geblieben? Etwa, weil sie so spannend waren oder weil du gegen einen der Promis gewonnen hattest?
Der Gang durch den Tunnel auf die Bühne – da wurde mir klar, es wird ernst. Der „Sieg“ in der Kurzraterunde ganz am Anfang – ich habe mich also nicht blamiert. Die Frage nach meinem Mann (in der Aufzeichnung bei Minute 102:45) – da bin ich selbstbewusster Schwuler genug, dass ich die Chance nutze zu zeigen, dass es nicht nur promiske Schwule, sondern auch „Langzeitpaare“ gibt. Und der Sieg im letzten Duell gegen Michael Kessler – ich wollte nur noch rauf in die „Lounge“ und eine kleine Pause machen, außerdem hat die Blase unheimlich gedrückt.
8. Als du dich hinterher im Fernsehen gesehen hast: Wie hat dir dein Auftritt gefallen?
Es heißt ja immer, im Fernsehen sieht man 10 kg schwerer aus, als man tatsächlich ist – bei mir müssen das aber mindestens 20 kg mehr gewesen sein als mein „gefühltes“ Gewicht. Ich war ziemlich überrascht, wie charmant ich wirken kann, wenn ich aufgedreht bin. Ein Bekannter hat das Wort „Rampensau“ verwendet – so hätte ich mich vorher nie gesehen, aber nach der Sendung bin ich mir nicht sicher, ob das nicht doch schon immer in mir drin gesteckt hat.
9. Du hast – als guter Lektor ;) – einen Rechtschreibfehler in einer Frage angemerkt, wovon in der Aufzeichnung nichts mehr zu sehen war. Verrätst du uns den Fehler?
Es war die Frage nach den literarischen Stilepochen (Barock–Aufklärung–Romantik), die in die zeitlich richtige Reihenfolge zu bringen war. Und da stand an einer Stelle „Auflärung“. Ich habe, nachdem die Frage beantwortet war, noch angesetzt, auf die Berufskrankheit der Lektoren zu verweisen, überall Fehler zu sehen (Minute 114:50), der Rest ist rausgeschnitten.
Übrigens habe ich, aber erst später beim Anschauen der Sendung, noch einen zweiten Fehler gefunden, ebenfalls im Gebiet Literatur (Minute 110): Der Codex Manesse ist natürlich keine mitteldeutsche Handschrift, sondern eine mittelhochdeutsche.
10. Hast du noch anderes mitbekommen, was rausgeschnitten wurde?
Es wurde viel geschnitten, darunter der komplette Auftritt einer Kandidatin (auch sie übrigens Lektorin, allerdings nicht im VFLL). Ich kann es nicht mehr ganz genau sagen, aber die Aufzeichnung hat gegen 19:00 Uhr begonnen und war gegen 23:00 Uhr zu Ende. Die Sendezeit betrug aber nur 2 3/4 Stunden – es musste also auch vieles raus. Etliches davon war einfach Leerlauf (beispielsweise hatte Herr Kerner zwischendurch einen Niesanfall und musste mit Nasentropfen verarztet werden), bei manchem von meinem Geschwätz bin ich aber auch ganz froh drum, dass es rausgeschnitten wurde.
11. Woher hast du dein gutes Allgemeinwissen, das du in der Sendung bewiesen hast? Liegt das etwa an deinem Beruf ;)?
Auch, sicher. Aber hauptsächlich liegt das wohl an über 40 Jahre Lesen, weit gefächerten Interessensgebieten, einem ordentlich Maß Neugier und einem Gedächtnis, das leider immer nur die unwichtigen Dinge behält.
12. Du meintest in der Show auf die Frage, was du mit dem Gewinn machen willst, dass du beruflich kürzertreten würdest. Machst du das nun? Und/oder hast du noch etwas anderes mit dem Geld vor?
„Kürzertreten“ meinte ich nicht im Sinne von „weniger arbeiten“, sondern „Nein sagen, wenn ich bei einem Auftrag ein schlechtes Gefühl habe“. Dazu hat sich aber bislang noch keine Gelegenheit ergeben, ich muss erstmal etliche Altaufträge abarbeiten.
Rausblasen will ich das Geld nicht: Wir werden beispielsweise im Dezember für ein verlängertes Wochenende nach Porto in Nordportugal reisen – und da fliegen wir mit Ryanair und nehmen ein einfaches Quartier, so wie beim letzten Mal auch. Das Geld liegt jetzt erstmal auf dem Konto und tut nichts. Ich könnte mir allerdings vorstellen, in absehbarer Zeit eine oder zwei kleine Eigentumswohnungen zum Vermieten zu kaufen, um so ein zusätzliches monatliches Einkommen zu haben. Und um jetzt mal die Kollegen in den Metropolen neidisch zu machen: Die Preise sind in Kaiserslautern auch so, dass man da für 100.000 Euro schon was ganz Anständiges bekommen kann.
Das Interview führte Inga Beißwänger
Großes Bild (v. l.): Michael Kessler, Carsten Heinisch und Johannes B. Kerner (Bild: ZDF/Max Kohr)
Ausführlicher Bericht von Carsten Heinisch auf seiner Internetseite redaktor.de