Seminar Typografie für Lektorinnen und Lektoren Verband VFLL Uwe Steinacker

Rückblick: „Typografie im Detail für Lektorinnen und Lektoren“

Was macht ein gutes Layout aus? Welche Vorteile bieten Satzspiegel und Gestaltungsraster? Wie lassen sich Schrift- und Schriftsatzarten, Bilder oder Tabellen wirkungsvoll einsetzen, um Texte gut lesbar zu machen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich das Tagesseminar „Typografie im Detail für Lektorinnen und Lektoren“ der Regionalgruppe (RG) Rhein/Ruhr.

Von Silvia Michel

Ob bei Büchern, Unternehmensbroschüren, Magazinen oder Zeitschriften – in den verschiedensten Arbeitsbereichen des Freien Lektorats ist Typografiewissen gefragt. Wie groß das Interesse der Mitglieder des Verbandes der Freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL) an dem Thema „Detailtypografie“ wirklich ist, zeigte sich insbesondere daran, wie schnell das Seminar ausgebucht war.

Mit Uwe Steinacker konnten wir einen hochprofessionellen Referenten gewinnen. Er ist Typograf, Diplom-Designer, Seminarleiter sowie Inhaber der TypeSCHOOL in Düsseldorf. Seine Leidenschaft für die Typografie und sein Engagement als „Verlagsmensch“ gegenüber der Arbeit von Lektorinnen und Lektoren zeigte sich bereits bei der ersten Kontaktaufnahme. Denn auf Anfrage von Ulrike Dorgeist, 2. Sprecherin der RG Rhein/Ruhr, ob er nicht ein Seminar zur Detailtypografie für Lektorinnen und Lektoren anbieten könne, hat Uwe Steinacker das Tagesseminar „Typografie im Detail für Lektorinnen und Lektoren“ aus dem Hut gezaubert.

Gleich zu Beginn des Seminars führte uns Uwe Steinacker mit einem kurzen Abriss über das Handwerk des Bleisatzes vor Augen, was früher unerlässlich war und heute immer noch ist, um ein gutes Layout zu gestalten: gutes Handwerkszeug, viel Geduld und Fingerspitzengefühl.

Die Layouts aus der „Realität“ zeigen häufiger negative als positive Beispiele. Doch was unterscheidet ein gutes Layout von einem schlechten? Wir lernten, dass schlechte Layouts deshalb schlecht sind, weil sie unter anderem zu geringe Ränder und Spaltenabstände bzw. immer die gleiche Spaltenbreite aufweisen oder aber schlicht und einfach einen Spannungsbogen (zum Beispiel große und kleine Bilder, Flattersatz, Marginalien) missen lassen. Gute Layouts dagegen basieren auf Regeln wie einer einheitlichen Aufteilung zusammengehörender Details, Zentrierung oder harmonischer Ausrichtung. Um eine solch stimmige Gesamtkomposition zu gestalten, empfiehlt Uwe Steinacker, zunächst das Format der Publikation zu bestimmen, um dann einen Satzspiegel und ein Gestaltungsraster anzulegen.

Strahlenkonstruktion Typografie Lektorat

Abb.: Strahlenkonstruktion
Quelle: www.typeschool.de
mit freundlicher Genehmigung durch Uwe Steinacker

Das Zauberwort für den Satzspiegel heißt: „Strahlenkonstruktion“. Denn laut Uwe Steinacker lässt sich mit einer Strahlenkonstruktion (s. Abb.) problemlos ein variabler Satzspiegel anlegen. Das Schöne daran ist, dass bei diesem Satzspiegel lediglich die Ecken verschoben werden müssen, um ihn proportional zum Dokumentenformat zu verändern. Auf diese Weise entstehen unterschiedliche Satzspiegel, mit denen – wie uns Uwe Steinacker aufzeigte – verschiedene Publikationen wie beispielsweise Kundenmagazine, Unternehmensbroschüren oder auch Buchseiten gestaltet werden können.

Zudem erfuhren wir, dass auch ein Gestaltungsraster den Layoutprozess vereinfachen kann, weil es schnelle Korrekturen ermöglicht und es Hilfslinien (InDesign) für ein achsenorientiertes Arbeiten gibt, mit denen sich leichter Bezugspunkte zu den Elementen herstellen lassen.

Die Begeisterung des Referenten für die Typografie war deutlich zu spüren und riss uns mit. Denn immer wieder versorgte uns Uwe Steinacker ohne großen Hokuspokus und auf unterhaltsame Weise mit weiterem Fachwissen zu Typografie und Gestaltung.

Steinacker demonstrierte zum einen anhand zahlreicher praxisnaher Beispiele, wie eine gute Inszenierung und Strukturierung von Text funktioniert, und beantwortete damit alle Fragen der Makrotypografie zu

  • Titelzeile und Headline, Textvorspann und Kapitelüberschrift,
  • Methoden, Abstände zu schaffen,
  • Text mit Absätzen, Abständen, Einzügen, Geviert-Abständen oder Aufzählungszeichen,
  • Bildlegenden, Marginalsatz, Initialen, Zitaten, Hervorhebungen, Seitenzahlen in Kolumnentiteln und im Inhaltsverzeichnis oder
  • Farbunterlegungen, Umrandungskästen, Spaltenlinien und Fußnoten.

Zum anderen zeigte er uns, welches die wichtigsten Satzarten (Flatter-, Blocksatz, axialer und anaxialer Satz und Formsatz) und Satzformen (zum Beispiel Flattersatz links oder rechtsbündig) sind, wie sie funktionieren und zu welchen Publikationen sie passen.

Eine der am häufigsten verwendeten Satzarten ist neben dem Blocksatz der Flattersatz. Weil er aufgrund seiner unterschiedlich langen Zeilen so lebendig wirkt, macht er insbesondere in Flyern, Unternehmensbroschüren oder Werbetexten eine gute Figur – allerdings nur, solange er nicht eine „Fass- oder Weinglasform“ annimmt oder unschöne Trennungen aufweist. Im Idealfall folgt der Flattersatz einer optisch rhythmischen Zeilenlänge wie „kurz, lang, kurz, lang“ und bevorzugt sinngerechte Trennungen.

Und wie gelingt ein schöner Blocksatz, ohne dass er die uns allen bekannten unliebsamen Lücken aufweist? Auch hierfür hat Uwe Steinacker einen Trick parat: einfach in InDesign den „optischen Randausgleich“ auswählen, anklicken und fertig. Das Ergebnis ist ein optisch gleichmäßigerer Rand, der durch leichtes Herausstellen von Buchstaben und Satzzeichen entsteht.

Apropos InDesign: Im Umgang mit diesem Programm bekamen wir wertvolle Tipps und Tricks für die professionelle Gestaltung guter Layouts an die Hand, mit denen wir freien Lektorinnen und Lektoren auch gegenüber unseren Kundinnen und Kunden punkten können. Denn es ist ja durchaus möglich, dass Layouterinnen und Layouter beispielsweise nicht wissen, wie man in InDesign einen lückenlosen Blocksatz erstellen oder den „Kerningwert“ optimieren kann.

Mit der „Wirkung von Schrift“ beschäftigten wir uns in einem letzten Themenblock. „Eine Satzschrift ist gut gewählt, wenn sie die Wellenlänge zum Produkt oder zu einer Dienstleistung bildet“, so Uwe Steinacker. Um die Wirkung von Schrift für ein Layout zu überprüfen, empfiehlt er, einen Text zum Thema des anstehenden Projekts auszuwählen (bspw. aus dem Internet), diesen anschließend auf unterschiedliche Schriften zu übertragen und die passende Schrift nach dem Auswahlkriterium „look and feel“ auszusuchen. Die Wirkung und Lesbarkeit von Schriftarten anhand eines Blindtextes zu beurteilen, hält er für impraktikabel.

In diesem Themenblock lernten wir neben

  • Methoden zur Schriftauswahl (Clustering von Attributen, 1-l-I-Methode) auch
  • Qualitätskriterien zur Bestimmung von Schriften (x-Höhe, Stichstärkenkontrast, deutliche Buchstaben) und
  • Trends in der Auswahl von Schriften (Egyptienne oder Slab oder Sans Serif) kennen.

Dabei bekamen wir auch hier anhand zahlreicher praxisnaher Beispiele und fundierter Erläuterungen ein gutes Fachwissen zur Wirkung von Schrift vermittelt.

Damit war am Ende des Tages zweifelsfrei erreicht, was wir erwartet hatten – detailliertes Know-how rund um die Typografie zu erwerben. In ihren Feedbacks betonten die Teilnehmer/-innen, dass ihnen die Veranstaltung ausnehmend gut gefallen habe und sie selten ein so informatives und kurzweiliges Seminar erlebt hätten.

Ein herzliches Dankeschön für das gelungene Seminar nochmals an die Organisatorin Ulrike Dorgeist und den Referenten Uwe Steinacker.

Bild: Ulrike Dorgeist

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