Schon ist es Zeit für die nächste Vorstandsmitgliedsvorstellung. Heute werfen wir einen Blick auf Ulrike Frühwalds Schreibtisch und lassen uns erzählen, was sie so macht.
Seit wann bist du im Vorstand und welches Aufgabengebiet hast du?
Ich gehöre zur frisch gewählten Mehrheit im Vorstand, bin also seit Ende September dabei. Ich bin Ansprechpartnerin für alle Belange, die im Zusammenhang mit der KSK stehen, kümmere mich um den in zwei Jahren anstehenden Umzug und die damit verbundene Neustrukturierung der Geschäftsstelle und unterstütze Felix bei der Fortbildungsarbeit.
Warum hast du dich in den Vorstand wählen lassen? Gibt es etwas, das du verändern willst?
Wer bei der Mitgliederversammlung dabei war, weiß, dass meine Kandidatur für den Vorstand eine sehr spontane Reaktion war. Für mich stand dies vorher nie zur Debatte, insofern hatte ich mir im Vorfeld auch keinerlei Gedanken gemacht. Nachdem ich mich nun als Vorstandsneuling einigermaßen in die Strukturen und das Prozedere eingefunden habe, denke ich, dass wir momentan nicht so viel verändern, sondern vielmehr die Veränderungen, die in den letzten Jahren angeschoben wurden, erfolgreich etablieren und weiterführen müssen. Dazu gehört z. B., den Verband stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen, uns und unsere Dienstleistungen bekannter zu machen. Mir ist es außerdem ein Anliegen, dass sich die Mitglieder im Verband aufgehoben und von ihm vertreten fühlen und Lust haben, Angebote wahrzunehmen und sich einzubringen. Da können wir, was Service, Professionalität und auch den Spaßfaktor betrifft, noch besser werden. Für Ideen und Wünsche dazu bin ich jederzeit offen, also gerne her damit!
Wie verträgt sich die Vorstandsarbeit mit deinen sonstigen Aufgaben? Musstest du nach Amtsantritt viel umstrukturieren?
Dadurch, dass wir zu siebt sind, verteilen sich die Aufgaben ganz gut – so ist zumindest mein bisheriger Eindruck. Aber natürlich musste ich mich umorganisieren: Jeden Dienstagvormittag haben wir eine Telefonkonferenz, und obwohl wir die sehr gut vorbereiten und bestrebt sind, sie in maximal 90 Minuten über die Bühne zu bekommen, ist der Vormittag für mich doch gelaufen, da schaffe ich dann nicht mehr viel. Und erst mal musste ich mich an diesen fixen Termin überhaupt gewöhnen und daran denken, dass ich mir diesen Vormittag freihalte. Die aktuellen Aufgaben, die mir zufallen, versuche ich, wenn sie nicht sehr eilig sind, bis zum Ende der Woche vom Tisch zu haben.
Wie arbeitest du überhaupt so? Bist du ein Stapler oder eine Sortiererin? Zeigst du uns ein Foto von deinem Schreibtisch?
Weder noch, ich bin eher die Ausbreiterin, und mein Schreibtisch sieht (fast) immer unaufgeräumt aus (siehe Foto!). Ich arbeite in der Regel an mehreren Projekten parallel und „brauche“ die dazugehörigen Unterlagen griffbereit in meiner Nähe. Das führt dazu, dass nicht nur mein Schreibtisch belegt ist, sondern auch die übrigen Ablageflächen, und mitunter wird auch der Fußboden mit einbezogen. Ich weiß aber genau, wo was liegt, und wenn ein Projekt abgeschlossen ist, räume ich sofort alle dazugehörenden Unterlagen weg – mit einer tiefen Befriedigung, sozusagen als Schlussakt.
Arbeitest du zu Hause oder hast du ein externes Büro? Warum?
Zu Hause, und dort nur in meinem Arbeitszimmer. Ich pflege zeitweise sehr ungeregelte Arbeitszeiten und schätze es, immer dann arbeiten zu können, wann es mir passt – ohne Anfahrtswege.
Was machst du, um den Kopf frei zu kriegen? Kannst du gut abschalten? Hast du Tipps?
Sport und einen großen Freundeskreis. Ich bemühe mich, jeden Tag ca. eine Stunde Sport zu machen oder mich zumindest an der frischen Luft zu bewegen, und das klappt in der Regel gut. Da ich nicht nur allein arbeite, sondern auch allein wohne, versuche ich, mich mindestens dreimal pro Woche zu verabreden, um nicht in meinen vier Wänden zu versauern. Und trotz meines Berufs konnte ich mir das Lesen als Freizeitvergnügen bewahren (na gut, ich lektoriere auch keine Belletristik): Es gibt für mich kaum etwas Entspannenderes, als mit einem fesselnden Roman einen Nachmittag auf dem Sofa zu verbringen, auch wenn ich dazu eher selten komme.
Wo wohnst du? Und warum? Hast du schon immer dort gewohnt?
Mitten in Hamburg, alsternah, seit 15 Jahren. Meine Wohnung und deren Lage schätze ich sehr: Zentraler kann man in Hamburg kaum wohnen, und wenn ich morgens an der Alster jogge und die Sonne über der Innenstadt aufgehen sehe, dann ist das mein erstes Highlight des Tages. In Hamburg lebe ich seit 1996, ursprünglich komme ich aus Süddeutschland – aufgewachsen bin ich in Nürnberg, studiert habe ich in Bayreuth und zwischendurch habe ich noch an ein paar anderen Orten in Franken gelebt.
Was hast du studiert? Brauchst du die Dinge, die du mal studiert hast, bei deiner Arbeit ab und zu?
Studiert habe ich Afrikanistik, Ethnologie und Soziologie und dabei eine Menge gelernt. Was mir heute in meinem Arbeitsalltag zugutekommt, ist nicht das Fachwissen (tatsächlich hatte ich noch nie ein afrikaspezifisches Projekt auf meinem Schreibtisch), sondern zu wissen, wie man wissenschaftlich arbeitet, wie ich an Texte am besten herangehe und wie ich mich organisiere. Das habe ich im Lauf der Zeit natürlich perfektioniert, aber die Grundlagen dafür habe ich mir im Studium angeeignet. Bevor ich mich an der Uni eingeschrieben habe, habe ich eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin (oder Krankenschwester, wie der Beruf zu dieser Zeit noch hieß) gemacht und gut zehn Jahre in der Pflege gearbeitet, auch während meines Studiums. Und was ich da gelernt habe, brauche ich heute tatsächlich noch oft, denn ich lektoriere regelmäßig Pflegefach- und -lehrbücher.
Wieso bist du überhaupt Lektorin? Es soll ja auch lukrativere Jobs geben.
Aber keiner macht so viel Spaß wie dieser. Ich wusste eigentlich ziemlich schnell, als ich mit dem Studium fertig war, dass Lektorat genau mein Ding ist. Danach habe ich noch einen Umweg genommen, bis ich tatsächlich im Lektorat und schließlich als freie Lektorin am häuslichen Schreibtisch gelandet bin. Jetzt könnte ich mir keinen anderen Job mehr vorstellen, allein wegen der Aufgaben- und Themenvielfalt, die diese Tätigkeit mit sich bringt, und weil ich allein bestimme, wie ich mir meine Arbeitszeit gestalte und einteile.
Was möchtest du unbedingt noch loswerden?
Ganz ehrlich, wenn mir vor einem halben Jahr jemand gesagt hätte, dass ich jetzt Mitglied des VFLL-Vorstands bin, hätte ich das vehement und mit voller Überzeugung abgestritten. Mit den bekannten Argumenten wie „Ich arbeite sowieso schon so viel“, „von Vorstandsarbeit habe ich keine Ahnung“ und überhaupt … Und jetzt, nachdem ich festgestellt habe, dass Vorstandsarbeit nicht nur bedeutet, den großen Wurf zu planen, sondern auch aus ganz viel organisatorischen Dingen besteht, die einfach entschieden und erledigt werden müssen, und wir zudem ein tolles Team sind, finde ich es richtig gut, dass ich mich mehr oder weniger aus dem Bauch heraus dazu entschlossen habe! Es macht tatsächlich Spaß …
Pingback: "Die Kandidatur war eine Bauchentscheidung" | Lektorenblog