VFLL-Mitglied Sebastian Petrich mit seinem Buch „Die schönsten Berliner Kieze“

Sebastian Petrich über „Die schönsten Berliner Kieze“

Ein Buch für Neu- und Altberliner hat Sebastian Petrich geschrieben. Den Perspektivenwechsel vom Lektor zum Autor fand er bei der Arbeit besonders interessant.

Von Sebastian Petrich

Um was für ein Werk handelt es sich?

Um das Buch „Die schönsten Berliner Kieze. 20 Streifzüge durch die Stadt“, erschienen 2014 bei Elsengold.

Wie warst du daran beteiligt?

Meine Aufgabe war es, das Buch zu schreiben. Involviert war außerdem der Fotograf Jürgen Henkelmann, der für das Kiezbuch viele grandiose Bilder geschossen hat.

Wie bist du zu dem Werk oder auf das Thema gekommen?

Das Thema ist zur mir gekommen, indem mir der Verleger Herr Dr. Palm vorschlug, für seinen Elsengold Verlag ein Buch über verschiedene interessante Ecken Berlins zu schreiben. Für mich eine sehr reizvolle Aufgabe, da es zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört, durch die Stadt zu radeln und nach interessanten Ecken Ausschau zu halten.

Worum geht es in dem Buch?

Die Kieze sind die kleinste geografische Einheit in Berlin, unterhalb der Ebene der Bezirke und Ortsteile. Sie entspringen allerdings nicht einer amtlichen Einteilung, sondern lokalen Besonderheiten und Traditionen. In einer so dezentralen, um nicht zu sagen polyzentralen Stadt wie Berlin sind diese kleinen Viertel besonders wichtig, weil sich hier das soziale Leben abspielt. Jeder Kiez hat seine Einkaufsstraße, seine Märkte, seine Cafés, seine Parks; für viele Leute gibt es über Tage und Wochen eigentlich gar keinen Grund, ihren Kiez zu verlassen, außer vielleicht, um zur Arbeit zu fahren. Das Spannende ist nun, dass sich die Geschichte Berlins auf dieser Mikroebene erzählen lässt, zumindest seit man von Berlin als einer Großstadt reden kann, also ab der Zeit nach 1871, als die meisten der Kieze entstanden. Gleichzeitig war es mein Anspruch, mich nicht in der Geschichte zu verheddern, sondern auch ein Porträt der Kieze in ihrem jetzigen Zustand zu zeichnen.

An welche Zielgruppe richtet sich dein Buch?

Man könnte zunächst denken, dass es nur für solche Leute interessant ist, die neu nach Berlin kommen, als Zuwanderer, Touristen oder Immobilienspekulanten. Falsch! Ich glaube, dass auch viele, die schon lange oder immer gar schon in Berlin wohnen, einiges Neues erfahren. Als Hardcover, das etwas größer als DIN-A4 ist und viele bunte Bilder enthält, eignet es sich sehr gut als Geschenk. Auch für Leute mit wenig Leseroutine, schließlich ist das Kiezbuch in 20 handliche Kapitel strukturiert, die sich unabhängig voneinander lesen lassen.

Buch Die schönsten Berliner Kieze von Sebastian Petrich

Schnickschnack schaut nach katzengerechten Streifzügen ;). (Foto: Petrich)

Wie lange hast du daran gearbeitet?

Etwa ein dreiviertel Jahr, allerdings mit vielen Unterbrechungen, schließlich muss man ja auch Geld verdienen. Die Nettoarbeitszeit habe ich lieber nicht festgehalten.

Gab es spezielle Herausforderungen?

Beim konzeptionellen Teil musste ich anfangs eine Auswahl treffen: Welche 20 Kieze sollen es sein? Zu welcher Gegend gibt es besonders viel zu erzählen? Und wie lassen sich diese Einheiten überhaupt sinnvoll eingrenzen? Dann musste man sich mit Fotograf und Verlag auf gestalterische Standards einigen, das erforderte einige Diskussionen.

Was hat besonders Freude gemacht?

Die Recherche, das Vergnügen, sich in endlosen Details zu verlieren. Im Lauf der Arbeit an dem Kiezbuch habe ich die Zentral- und Landesbibliothek Berlin einmal wieder richtig schätzen gelernt, vor allem den großartigen Spezialbereich der Berlin-Studien mit der ganzen Grauen Literatur aus mehreren Jahrzehnten, die sehr hilfreich war.

Wie fühlt es sich an, das Buch nun in den Händen zu halten?

Sehr gut! Bei all den Zweifeln, die einen während der Arbeit befallen, finde ich das Buch durchaus gelungen. Es ist auch kein schlechtes Gefühl, in eine Buchhandlung zu gehen und das Oeuvre dort liegen oder stehen zu sehen. Manchmal prüfe ich dann unauffällig, ob die Exemplare eingestaubt sind, um den Staub gegebenenfalls diskret wegzuwischen.

Gibt es noch etwas, das du uns dazu sagen möchtest?

Als Lektor fand ich den Rollen- und Perspektivenwechsel sehr aufschlussreich, also selbst einmal lektoriert zu werden. Das eigene Tun reflektiert man sonst ja vielleicht nicht so intensiv. Als Autor beginnt man beispielsweise zu hinterfragen, ob sich ein gutes Lektorat wirklich durch eine Vielzahl von Änderungen auszeichnet.

Foto: Sebastian Petrich mit seinem Buch „Die schönsten Berliner Kieze“ (Foto: Petrich)

Sebastian Petrich: Die schönsten Berliner Kieze, Elsengold Verlag, Berlin, 2014.
Bilder: Jürgen Henkelmann, ISBN: 978-3-944594-15-6.
Das Buch wurde inzwischen überarbeitet und mit neuen Fotos als Neuerscheinung veröffentlicht.

Das Buch beim Elsengold Verlag

Das Buch ist außerdem über den Buchhandel und online z. B. im Autorenwelt-Shop erhältlich.


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Ein Gedanke zu „Sebastian Petrich über „Die schönsten Berliner Kieze“

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