Die Buchbranche ist weiblich – zumindest heute. Frauen lektorieren, verlegen, verkaufen, produzieren und gestalten Bücher. In wenigen Jahrzehnten haben sie sich Metiers erobert, die jahrhundertelang Männern vorbehalten waren. Edda Ziegler hat für ihr Werk „Buchfrauen“ aufgespürt, die früher eine Ausnahme waren und heute die Branche prägen. Eine informative Reise, die bis ins Mittelalter zurückführt.
Von Maike Frie
Frauen prägen die Buchbranche. Das ist eine allseits bekannte Tatsache. Allerdings gilt sie nur für die Gegenwart und die jüngste Vergangenheit. In der Geschichte der Buchbranche seit dem frühen Mittelalter waren Männer die Hauptpersonen. Welche Frauen auch damals schon eine Rolle spielten, sei es, indem Schwestern Abschriften von Manuskripten anfertigten oder als Erbinnen von Druckereien, zeigt Edda Ziegler in „Buchfrauen“ auf. Sie spannt den Bogen weiter über das 18. und 19. Jahrhundert, über NS- und Nachkriegszeit bis zur letzten Jahrhundertwende – bis zu einer Zeit, in der es noch immer häufig lediglich Frauen aus Familienunternehmen an die Spitze von Firmen und Verbänden schafften.
„Buchfrauen“ ist aus einer Idee der BücherFrauen entstanden. In diesem Branchen-Netzwerk haben sich Frauen zusammengeschlossen, die angestellt oder freiberuflich in der Buchbranche arbeiten – etwa als Buchhändlerin, Verlegerin, Bibliothekarin oder Lektorin. Zum 20-jährigen Jubiläum initiierte der Verband eine Studie zur beruflichen Situation von Frauen und Männern im deutschen Buchhandel und Verlagswesen. Edda Zieglers Buch stellt diese Studienergebnisse vor: Sprache und Stil des Buches sind dementsprechend anspruchsvoll. Es ist keine seichte unterhaltsame Lektüre, in der den Lesern das Leben der Buchfrauen nähergebracht wird, sondern eine informative, gut lesbare, zeitumspannende Materialsammlung.
Buchfrauen sind mehr als Verlagsfrauen
Die Autorin präsentiert nach der Einleitung in acht Kapiteln jeweils eine Phase des deutschen Buchhandels. Beispielhafte Frauenporträts illustrieren diese Zeiträume. Als erste wird Schwester Dimudis aus dem 11. Jahrhundert genannt, der Bogen schließt sich mit Ulla Berkéwicz, Witwe des Verlegers Siegfried Unseld im Kapitel „Ausblick“. Dieser Ausblick gerät bei einer Branche, die so stark im Umbruch ist, recht lückenhaft und antiquiert anmutend. Denn Buchfrauen sind mehr als Verlagsfrauen: Ich vermisse heutige Literaturagentur-Chefinnen, Literatur-Bloggerinnen und -Kritikerinnen oder Selfpublisherinnen. Auch die Freien Lektorinnen werden nicht erwähnt …
Dass „Buchfrauen“ von einer wissenschaftlichen Fachfrau geschrieben wurde, merkt man auch am umfangreichen Anhang: Ein ausführliches Namensregister (auch mit Bezügen auf die Abbildungen) sowie ein Abbildungs- und Literaturverzeichnis und Anmerkungen mit Quellen und Erläuterungen zu den einzelnen Kapiteln geben Interessierten strukturierte Hilfestellung beim Weiterlesen.
Verlagsinformation über die Autorin: Edda Ziegler ist Dozentin für Neuere Deutsche Literatur und Buchwissenschaft, Sachbuchautorin und Publizistin. Bis 2006 lehrte sie an der Universität München und leitete dort das Projekt „MANUSKRIPTUM. Münchener Kurse für Kreatives Schreiben“.
Edda Ziegler: Buchfrauen. Frauen in der Geschichte des deutschen Buchhandels. Wallstein Verlag 2014, ISBN: 978-3-8353-1523-5, 24,90 Euro
Erhältlich als Buch und E-Book z. B. bei buch7, buchhandel.de oder direkt beim Verlag.
Coverbild: Verlag
Maike Frie in der Lektorendatenbank
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