Jedes Jahr vergibt das Phantastik-Autoren-Netzwerk (PAN) e. V. begehrte Arbeitsstipendien an talentierte Autor*innen. Dieses Jahr freuen wir uns besonders: Gleich mehrere VFLL-Mitglieder sind in der Jury vertreten. Stellvertretend geben uns Diana Steigerwald, Lisa Reim-Benke, Stefanie Tscherner und Tanja Böhm einen Einblick in ihre Aufgaben als Jurymitglieder.
Wofür steht PAN überhaupt? Wer wird dort Mitglied?
Diana PAN steht für Phantastik-Autoren-Netzwerk und ist ein gemeinnütziger Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Phantastik-Autor*innen und damit die deutschsprachige Phantastik im Allgemeinen zu unterstützen und zu fördern. Mitglied können alle Phantastikbegeisterten werden.
Lisa PAN ist ein Verbund deutschsprachiger Autorinnen und Autoren, die sich den phantastischen Genres verschrieben haben – egal ob Selfpublisher, Debütantin oder erfahrene Verlagsautorin. Aber auch Verlage und Branchenexperten gehören zu den Mitgliedern. PAN unterstützt auch die deutschsprachige Phantastik durch Messeauftritte, Veranstaltungen, Lesungen, Kooperationen und bietet der literarischen Phantastik-Szene eine Plattform.
Stefanie PAN ist gewissermaßen eine Lobby für den deutschsprachigen Phantastik-Bereich. Es gibt die Möglichkeit einer Fördermitgliedschaft oder einer Nachwuchs- bzw. Vollmitgliedschaft. Für die letzteren beiden muss man allerdings in der Phantastik veröffentlichen oder dies während der Laufzeit der Nachwuchs-Mitgliedschaft tun.
Tanja Das Phantastik-Autoren-Netzwerk ist ein eingetragener Verein, der sich um die Belange von Autor*innen kümmert, die in den Bereichen Fantasy, Science Fiction und/oder Horror schreiben. Förder- oder Nachwuchsmitglied können alle Interessierten werden, für die Vollmitgliedschaft müssen Autor*innen zwei oder mehr Romane veröffentlicht haben. PAN organisiert zum Beispiel auch die Phantastische Lesenacht.
Was ist das PAN-Stipendium?
Diana Das PAN-Stipendium dient dazu, Phantastik-Autor*innen bei ihrem Schreiben zu unterstützen, zu fördern und ihnen mehr Sichtbarkeit zu ermöglichen. Das geschieht mithilfe eines Mentoring-Programms, einer einjährigen PAN-Mitgliedschaft, einer Stipendiums-Auszahlung, über Marketingmaßnahmen für die ausgezeichneten Titel sowie die Möglichkeit, während des Stipendiums in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar zu wohnen.
Lisa PAN vergibt einmal jährlich vier Arbeitsstipendien für jeweils ein Buchprojekt in vier Kategorien: Debüt, Roman, Kinder- und Jugendbuch und eine Sonderkategorie – dieses Jahr Horror. Das jeweilige Stipendium läuft über vier Monate und umfasst insgesamt 1.500 Euro. Zusätzlich werden die Gewinner während der vier Monate in einem Mentoring begleitet und die Gewinner-Projekte werden auf einer der großen Buchmessen vorgestellt.
Stefanie Das Stipendium fördert Buchprojekte, die im phantastischen Bereich angesiedelt sind. Dabei handelt es sich um ein Arbeitsstipendium, das heißt, die Autor*innen werden im Rahmen eines Mentoring-Programms sowie finanziell unterstützt. Das erstreckt sich über einen Zeitraum von drei bis fünf Monaten. Außerdem gibt es die Möglichkeit, während der Stipendiumslaufzeit mehrere Wochen in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar zu wohnen.
Tanja Dieses Jahr wird für die vier Kategorien Debüt, Roman, Horror, Kinder- und Jugendbuch jeweils ein Stipendium vergeben, das unter anderem eine finanzielle Unterstützung, ein Jahr Mitgliedschaft im Netzwerk und Mentoring beinhaltet. Jeder Text, der die Teilnahmebedingungen erfüllt (auf der Website nachzulesen), wird von der jeweiligen Jury berücksichtigt.
Du bist Mitglied der Jury für das PAN-Stipendium. Wie bist du Jurymitglied geworden?
Diana Ich habe über eine Mail des VFLL davon erfahren, dass Jurymitglieder gesucht werden, und mich sofort gemeldet. Die Chance, mit dem PAN-Team zusammenzuarbeiten und gleich mehrere Geschichten zu lesen, musste ich einfach ergreifen. Schon als Vorjurymitglied des Selfpublishing-Buchpreises habe ich es genossen, neue Schätze zu entdecken und mit den Autor*innen mitzufiebern.
Lisa PAN hat sich in diesem Jahr auf der Suche nach Jurymitgliedern an den VFLL gewandt. Auf den verbandsinternen Aufruf hin habe ich mich gemeldet und hatte Glück, als Gothic- und Gruselfan für die Horror-Jury ausgewählt worden zu sein.
Stefanie Vermutlich ist das bei uns VFLL-Mitgliedern sehr ähnlich. Christina Löw, eine der Organisatorinnen aus dem PAN-Stipendiumsbüro, hat sich an den VFLL gewandt, ob jemand aus seinen Reihen die Jury in diesem Jahr unterstützen möchte. Sagen wir mal so, meine Mail war schnell geschrieben und noch schneller abgeschickt. Als die Zusage kam, war das eine ganz besondere Ehre für mich, Jurymitglied für die Kategorie „Debüt“ zu werden.
Tanja Für jede Kategorie wurden vier Jury-Mitglieder gesucht, für Debüt acht, da es in diesem Bereich aus Erfahrung die meisten Einsendungen gibt. Ich bin einem Aufruf von PAN über den VFLL gefolgt, habe mich angeboten – und es hat gepasst.
Was sind die Aufgaben eines Jurymitglieds?
Diana Die Hauptaufgabe besteht darin, alle Texte der zugeteilten Kategorie zu lesen und zu bewerten. In meinem Fall sind es Debütgeschichten, die die Autor*innen eingereicht haben. Anschließend darf ich mich in mehreren Meetings mit den anderen Jurymitgliedern beraten, damit wir gemeinsam entscheiden, welche Titel besonders für das PAN-Stipendium geeignet sind und in diesem Jahr als Sieger*innen hervorgehen.
Lisa Die Jurymitglieder sichten die Einreichungen der jeweiligen Kategorien. Anschließend diskutieren sie über die Shortlist und entscheiden am Ende über die Gewinner.
Stefanie Wir lesen seit der Abgabefrist am 15. Mai die Exposés und Leseproben der eingesendeten Projekte, fassen sie in einer Liste knapp zusammen und geben eine Bewertung ab. Hier sind unterschiedliche Gesichtspunkte wichtig: Plot, Originalität, Atmosphäre, Figurenkonstellation, um nur ein paar davon zu nennen. Ende Juli geht es dann in die Jury-Sitzungen, in denen wir uns über die Texte austauschen, abwägen und hoffentlich zu einer Entscheidung kommen. Damit ist unsere Arbeit aber noch nicht vorbei, denn es gibt ja noch die anderen Kategorien. Sobald die Shortlist der jeweiligen Kategorien feststeht, bekommen wir auch diese Texte zu lesen. Geplant ist, dass die Gewinner*innen im Rahmen eines Live-Events auf der Frankfurter Buchmesse verkündet werden.
Tanja Wir lesen jede Einsendung, die aus einem Exposé und einer Textprobe mit etwa 25 Seiten besteht. Da im Vorfeld niemand weiß, wie viele Bewerbungen es geben wird, sollte jedes Jury-Mitglied Zeit mitbringen und natürlich Erfahrung im Begutachten von Texten.
Nach welchen Kriterien werden die eingereichten Manuskripte beurteilt? Inwiefern hilft dir dabei deine Lektoratstätigkeit?
Diana Bewertet werden die Originalität des Textes, die Handlungs- und Figurenkonzeption, die Atmosphäre und das Setting sowie die Textqualität. Daraus wird eine Gesamtbewertung erstellt, die anschließend mit den anderen Titeln verglichen wird. Durch meine Arbeit als Lektorin durfte ich schon viele einzigartige Geschichten lesen und bearbeiten, und auch während meiner Zeit als Verlagslektorin habe ich gelernt, worauf es bei einem Text ankommt. All das hilft mir dabei, die jeweiligen Titel zu bewerten und mich anschließend für meine Favoriten starkzumachen.
Lisa Kriterien sind Plot, Originalität, Figuren, Atmosphäre und Qualität. Bei der Begutachtung kommen mir besonders meine Kenntnisse des Schreibhandwerks zugute. Gerade im Horror-Genre sind Atmosphäre und Spannung wesentliche Bestandteile. Zu wissen, wie man packende Szenen und Nervenkitzel sprachlich umsetzen kann, und zu erkennen, wo und warum es an manchen Stellen hakt, ist wichtig, um die Einreichungen einschätzen zu können. Da uns „nur“ ein Exposé und eine Leseprobe vorliegen, ist es ebenso hilfreich, das Potenzial der Geschichten und der Autorinnen und Autoren anhand von Auszügen und Zusammenfassungen bereits erkennen zu können.
Stefanie Das geht nach einem Punktesystem für Originalität der Geschichte, Plot, Figuren, Atmosphäre und Setting und handwerkliche Qualität. Im Lektorat muss ich bereits nach ein paar Seiten beurteilen und abschätzen können, wie intensiv die Arbeit an einem Text werden wird und wo Stärken und Schwächen der schreibenden Person liegen. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich inzwischen sehr schnell lese und deshalb auch das Pensum, das mit der hohen Zahl an Einsendungen doch sehr groß ist, gut bewältigen kann.
Tanja Es gibt verschiedene Kategorien, zum Beispiel Plot oder Figuren, nach denen die Texte bewertet werden. Im ersten Schritt arbeitet jedes Jury-Mitglied allein. Danach werden die Ergebnisse zusammengeführt und eine Rangliste erstellt, die dann noch einmal von den Jury-Mitgliedern diskutiert wird. Da ich Lektorin für Spannungsliteratur und Phantastik bin, lese und lektoriere ich natürlich auch hauptsächlich in diesen Bereichen. Um Lektoratsanfragen beantworten und ein Angebot erstellen zu können, muss ich ebenfalls Probetexte oder Exposés begutachten und eine Einschätzung treffen. Dabei und bei Manuskriptgutachten oder Plotchecks verwende ich ähnliche Kategorien zur Beurteilung.
Interview: Katja Rosenbohm
Korrektorat: Rebekka Münchmeyer
Beitragsfoto: Collage obere Reihe (v. l.): Diana Steigerwald, Stefanie Tscherner; untere Reihe (v. l.): Tanja Böhm, Lisa Reim-Benke
Weitere VFLL-Mitglieder in der PAN-Jury 2024:
Anke Müller
B. B. Scharp
Johanna Furch
Marieke Kühne
Stephanie Engler
Mehr Informationen zum PAN-Stipendium und zum PAN-Netzwerk
Diana Steigerwalds Profil im VFLL-Lektoratsverzeichnis
Lisa Reim-Benkes Website und Profil im VFLL-Lektoratsverzeichnis
Stefanie Tscherners Website und Profil im VFLL-Lektoratsverzeichnis
Tanja Böhms Website und Profil im VFLL-Lektoratsverzeichnis
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