Das Netzwerk Werbelektorat stellt sich vor

Das Netzwerk Werbelektorat stellt sich vor

Welche Begriffe kommen dir in den Sinn, wenn du an Lektorat denkst? Sicher steht das Wort Manuskript ganz weit oben. Dabei wird von den Mitgliedern im VFLL sehr viel mehr lektoriert. Etwa Werbung. Dazu hat sich Ende 2024 ein Netzwerk aus inzwischen 20 Mitgliedern gebildet. Grund genug, es vorzustellen. Ulrike Dorgeist – von Beginn an Mitglied im Netzwerk Werbelektorat – hat den beiden Koordinatorinnen Andrea Görsch und Katja Rosenbohm die Fragen gestellt.

Von Ulrike Dorgeist

Wie kamt ihr auf die Idee, das Netzwerk Werbelektorat zu gründen?

Andrea: Wir haben uns schon länger eine Plattform fürs Werbelektorat im VFLL gewünscht. Katja und ich sind schon seit vielen Jahren ein Erfolgsteam und arbeiten auch beruflich intensiv zusammen. Auch als Werbelektorinnen. Da wir beide ebenfalls im Verband engagiert sind, war es für uns nur folgerichtig, das Netzwerk Werbelektorat zu gründen. Katja war nach der letzten Fachtagung mit dieser Idee auf mich zugekommen. Zudem sind wir beide schon seit über 15 Jahren als freiberufliche Werbelektorinnen tätig.

Vielleicht sollten wir am Anfang einmal den Begriff klären. Der Begriff „Werbelektorat“ klingt sehr abstrakt. Welche Textarten gehören dazu – doch nicht nur Werbeanzeigen? Lassen sich Schwerpunkte setzen?

Katja: Im Prinzip arbeiten wir ähnlich wie im – ich nenne es mal „klassischen Lektorat“: Neben der Rechtschreibung überprüfen wir Grammatik, Zeichensetzung und den Stil der Texte. Wir verstehen uns als Testlesende, die auf die Tonalität eines Textes achten und auf Misstöne hinweisen. Außerdem spielt auch die Einhaltung der Typografie eine wichtige Rolle.

Im Werbelektorat geht es häufig um Tempo und Präzision. Ganz nach dem Motto: Heute rein, morgen raus. Manchmal liegt noch nicht einmal eine Nacht zwischen Annahme und Abgabe des Textes.

Wir lektorieren sowohl digitale als auch Printmedien, angefangen vom Anschreiben über Flyer und Pressemitteilungen bis zu Newslettern und Websites. Dabei sind die Grenzen zur Unternehmenskommunikation fließend, das heißt, wir zählen zum Beispiel Mitarbeitendenmagazine, aber auch Geschäftsberichte dazu.

Und was hat euch dazu bewogen, diesen Arbeitsbereich auszuwählen?

Andrea: Ich kann nur Werbung. Im Ernst, vor meiner Freiberuflichkeit war ich in verschiedenen Positionen in der Werbung und/oder in der Öffentlichkeitsarbeit tätig. Werbung ist einfach mein Metier.

Abgesehen davon hatte die Entscheidung für das Werbelektorat am Anfang meiner Freiberuflichkeit ganz pragmatische Gründe: Als Mutter mit zwei kleinen Kindern konnte ich mir nicht vorstellen, große Aufträge zu bearbeiten. Flyer, Anzeigen, die konnte ich damals gut in meinen manchmal doch sehr zerstückelten (Arbeits-)Alltag integrieren.

Das führt mich zur nächsten Frage: Was qualifiziert jemanden, um das Werbelektorat als Dienstleistung anzubieten?

Katja: Im Werbelektorat sollte man grundsätzlich eine gewisse Stressresistenz mitbringen, da Projekte häufig kurzfristig hereinkommen und oft parallel bearbeitet werden (müssen). Wer sich gut in andere Perspektiven, hier: in die Zielgruppe der Texte, hineinversetzen kann – Stichwort Testlesende –, hat schon einmal gute Karten. Natürlich darf es auch nicht am Wissen fehlen, was einen Text emotional macht.

Es schadet nicht, beruflich mit Werbung in Berührung gekommen zu sein. Andrea betonte, dass es ihr sehr geholfen hat, dass sie auch die andere Seite kennt: die Unternehmens- und Agenturseite.

Lasst uns nochmals auf das Netzwerk Werbelektorat schauen. Welche Ziele hat dieses Netzwerk? Wo und wie oft trefft ihr euch?

Andrea: Uns geht es vor allem um zwei Punkte: Wir möchten uns mit den Kolleg*innen austauschen. Im Werbelektorat gelten häufig „andere Gesetze“ wie hausinterne Vorgaben oder Wordinglisten, die vom Duden abweichen. Das macht es schwierig, sich Rat bei Kolleg*innen zu holen, die in einem vollkommen anderen Genre lektorieren. Zum anderen ist es uns ein Anliegen, das Werbelektorat bekannter zu machen. Im VFLL, aber auch außerhalb des Verbands.

Was sollte man mitbringen, um Mitglied in dem Netzwerk Werbelektorat zu werden?

Katja: Schön wäre es, wenn die Person bereits Kenntnisse aus dem Gebiet mitbringt, da der überwiegende Teil im Netzwerk auf jahrelange Erfahrung zurückgreift. Wir werden aber auch diejenigen nicht abweisen, die gerade erst am Anfang stehen. Wichtig ist der Wunsch nach einem regen Austausch, und der ist aus unserer Sicht nicht einseitig zu verstehen.

Das Netzwerk Werbelektorat trifft sich einmal im Monat zum Erfahrungsaustausch. Bei Interesse gern bei uns unter werbelektorat@vfll.de melden.

Werbelektorin und Netzwerkmitglied Ulrike Dorgeist hat das Interview geführt

Werbelektorin und Netzwerkmitglied Ulrike Dorgeist hat das Interview geführt

Interview: Ulrike Dorgeist
Korrektorat: Sibylle Schütz
Beitragsbild: v. l. Andrea Görsch, (c) Simona Bednarek; Katja Rosenbohm, (c) Visualwerk, Heidi Frank


Zum Netzwerk Werbelektorat auf der VFLL-Website


Ulrike Dorgeists Website und Profil im VFLL-Lektoratsverzeichnis
Andrea Görschs Website und Profil im VFLL-Lektoratsverzeichnis
Katja Rosenbohms Website und Profil im VFLL-Lektoratsverzeichnis


Beiträge zu anderen Netzwerken:
Blogbeitrag zum Netzwerk Belletristik
Blogbeitrag zum Netzwerk Bildungsmedien
Blogbeitrag zum Netzwerk Kinder und Jugendbuch

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