Collage VFLL-Ehrenmitglieder

Langjährige Kolleg*innen als Ehrenmitglieder ausgezeichnet

Auf der Jahrestagung 2022 in Halle wurden mit Claudia Huber, Monika Rohde und Walter Greulich drei langjährige Kolleg*innen als Ehrenmitglieder ausgezeichnet. Sie machten und machen heute noch durch ihr Engagement den Verband zu dem, was ihn ausmacht und auszeichnet. Zu einem lebendigen, zukunftsorientierten und kenntnisreichen Raum, in dem Wertschätzung und gegenseitige Unterstützung großgeschrieben werden.

Wir lassen Claudia Huber, Monika Rohde und Walter Greulich zu Wort kommen.

Wann und wie hast du vom Verband erfahren?

Claudia Ich bin 2002 bei einer Internetrecherche auf den VFLL gestoßen.

Porträtbild VFLL-Ehrenmitglied Monika Rohde

VFLL-Ehrenmitglied Monika Rohde, Foto: Inga Beißwänger

Monika 1998 von Käthe Fleckenstein, sie hatte sich mit drei anderen Kolleg*innen auf der Frankfurter Buchmesse getroffen und über die Möglichkeit einer Verbandsgründung gesprochen. Am Tag nach dem Treffen, noch auf der Messe, haben wir einige weitere Schritte abgesprochen. Gleichzeitig hatten sich ja bereits in München und Wuppertal Lektorinnen und Lektoren getroffen. Ich habe dann die organisatorischen Dinge wie die Mitgliederverwaltung übernommen und aufgebaut und ab dem 1. Januar 1999 eine Mitgliederdatei angefangen. Käthe Fleckenstein wollte sich um die Gründung kümmern, was dann aber nicht passiert ist, sondern erst im Jahr darauf mit Hilfe von Carla Meyer in die Wege geleitet wurde.

Walter Im Frühjahr 2002 erhielt ich einen Anruf von Martin Radke, er wisse, dass ich wie er Physiker sei und als freier Lektor arbeite, und ob ich schon mal vom Verband der freien Lektorinnen und Lektoren gehört hätte. Ja, das hatte ich in der Tat, aber auf die Idee, mich mit diesem Verband näher zu befassen, war ich bis dato nicht gekommen, denn ich war bereits zehn Jahre als freier Lektor tätig, stand wirtschaftlich ganz gut da und sah keinen Grund zu einem verbandsmäßigen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. Austausch, so dachte ich, hatte ich auch so schon zur Genüge – mit den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den zahlreichen Ansprechpartner:innen in der Verlagswelt. Martin hat dann sehr überzeugend von seinen positiven Erfahrungen im noch jungen Verband (es gab ihn gerade einmal zwei Jahre) berichtet und mich eingeladen, einmal zu einem Treffen der Regionalgruppe Frankfurt zu kommen.

Bist du gleich beigetreten oder hast du ihn dir erst einmal „von außen“ angeschaut?

Claudia Nach einem Besuch auf dem Buchmessestand in Frankfurt bin ich Anfang 2003 beigetreten. Ich hatte das Glück, dass in dem Jahr auf Initiative von Monika Rohde die RG Leipzig gegründet wurde, sodass ich schnell persönlichen Kontakt zu anderen VFLL-Mitgliedern bekam.

Monika Da ich den Verband mit aufgebaut habe, erübrigt sich diese Frage. Mir war gleich klar, dass er wichtig ist.

Porträtbild VFLL-Ehrenmitglied Walter Greulich

VFLL-Ehrenmitglied Walter Greulich, Foto: Jeannine Königs-Gorontzki

Walter Noch immer etwas kritisch eingestellt, bin ich Martins Einladung gefolgt und zur nächsten Versammlung der RG Frankfurt gefahren. Die Treffen fanden damals noch im Literaturhaus statt – ich war gleich beim Eintreten sehr beeindruckt vom Inneren der Villa mit Bildern und Zitaten großer Autor*innen an den Wänden. Im Versammlungsraum wurde ich sehr freundlich von den Anwesenden (Carla Meyer, Michael Köhler, Ute Gräber-Seissinger, Sabine Rock, Martin Radke, um nur einige zu nennen) empfangen, und nach einer kleinen Vorstellungsrunde ging es gleich zur Sache mit den Themen, die damals anstanden. Irgendwie hatte ich sofort das Gefühl, dazuzugehören. Das waren alles Leute, die über ganz ähnliche Dinge nachdachten wie ich. Der Austausch, der hier möglich war – so offen und so frei –, war nicht zu vergleichen mit dem, den ich bis dahin kannte. Für mich öffnete sich eine neue Welt. Die ich anschließend nicht mehr missen wollte. Einige Wochen später bin ich in den VFLL eingetreten.

Seit wann bist du als Lektorin/Lektor selbstständig? Hast du zuvor Erfahrungen in Verlagen gesammelt?

Claudia Selbstständig als Lektorin arbeite ich seit 1995, seit dem familiär bedingten Umzug aus Hessen nach Thüringen. Vorher konnte ich zehn Jahre Berufserfahrung als Lektorin und Herstellerin bei einem Verlag sammeln.

Monika Ich bin seit 1996 selbstständig als DTP-Gestalterin und Lektorin und habe vorher sieben Jahre in einem Verlag als Vertriebsfrau und Herstellerin gearbeitet. Dort habe ich auch einige Bücher lektoriert.

Walter Als Lektor selbstständig bin ich seit 1992. Zuvor war ich über neun Jahre erst als Redakteur einer wissenschaftlichen Zeitschrift, dann als Lektor des Physikbuch-Bereichs von VCH (heute Wiley-VCH) in Weinheim/Bergstraße tätig. In dieser Zeit lernte ich unseren Beruf von der Pike auf kennen und lieben. Und ich habe erlebt, wie der Computer langsam Einzug in die Verlagswelt hielt. Beim Übergang in die Selbstständigkeit konnte ich die meisten meiner Projekte mitnehmen, war also von Anfang an gut mit Aufträgen versorgt. Das Schöne an der Selbstständigkeit war und ist aber auch die Freiheit, für unterschiedliche Auftraggeber arbeiten und so sein Leistungsspektrum erweitern zu können.

Was hat dich daran gereizt im VFLL mitzuarbeiten? Welche Ämter hattest du inne?

Porträtbild VFLL-Ehrenmitglied Claudia Huber

VFLL-Ehrenmitglied Claudia Huber, Foto: Jens Schlüter

Claudia Der VFLL gibt mir viel, ich gebe etwas zurück. Ich war eine der Moderatorinnen der VFLL-Mailingliste und der Mailingliste der Regionalgruppensprecher*innen und Delegierten, aktuell bin ich Co-Moderatorin von zwei Netzwerk-Mailinglisten. Um Wiktor/Wiktoria, das von Andrea Kamphuis aufgebaute VFLL-Wiki habe ich mich gekümmert (Anm. der Red.: das VFLL-Wiki gibt es mittlerweile nicht mehr), war einige Zeit eine der Administratorinnen des VFLL-Forums Agora, habe das VFLL-Intranet OpenAtrium mit aufgebaut und einige Jahre betreut. Von Herbst 2010 bis zu meinem gesundheitsbedingten Rückzug im Februar 2012 war ich zunächst stellvertretende, dann 1. Vorsitzende des VFLL. Im Fortbildungsteam war ich von 2013 bis Mitte 2016 aktiv. Mit Ausnahme der beiden Jahre im Vorstand habe ich mich in der Regionalgruppe Thüringen, die von November 2008 bis Ende 2018 bestand, als Sprecherin und/oder Delegierte engagiert. Seit Januar 2022 bin ich Delegierte der RG Leipzig.

Monika Da ich den Verband mit aus der Taufe gehoben habe, hat mich natürlich der Zusammenschluss von Lektorinnen und Lektoren gereizt, der Austausch untereinander, die Vernetzung. Aber auch die Möglichkeiten, in der Politik etwas zu bewegen, was als Einzelgänger*in ja nicht möglich ist.

Ich war von 2000 bis 2010 die Finanzfrau des Verbandes und habe in dieser Position zwei Mitgliederversammlungen in Leipzig mitorganisiert. Bei diesem Amt lag auch bis zur Gründung der Geschäftsstelle, die gesamte Mitgliederverwaltung. Da die Arbeitshäufung auf eine Person – eben auf die Finanzfrau – mit dem Wachsen des Verbandes irgendwann zu viel wurde, ist es mir zuerst gelungen, eine Geschäftsstelle zu initiieren und später auch eine Finanzstelle. Diese übernahm am Ende nicht nur die Buchhaltung, sondern auch das Überweisen von Rechnungen sowie den jährlichen Einzug des Mitgliedsbeitrags, der mich immer sehr viel Nerven und Zeit gekostet hatte.

Dann oblagen mir von Anfang an die Betreuung der herstellerischen Aufgaben des Verbandes, also erstes Briefpapier entwickeln, Logo, Flyer etc. Ab 2002 Ent- und Abwicklung und Erstellung des Lektorenverzeichnisses (Anm. der Red.: Vorgänger des heutigen Lektoratsverzeichnisses) bis 2011 bzw. Mitarbeit an der Entwicklung der Datenbank. Nachdem wir uns endlich auf ein neues Logo geeinigt hatten, habe ich die gesamte Abwicklung mit der Grafikerin gemacht. Die herstellerische Betreuung des Verbandes lag bis 2010 in meiner Hand.

Als ich nach Leipzig gezogen bin, war es für mich selbstverständlich, dass ich mich um einen Stand für den VFLL auf der Leipziger Buchmesse einsetze und heute kümmere ich mich immer noch um den Standaufbau.

Walter Als äußerst anregend vom ersten Tag an empfand ich, beim Aufbau des Verbandes mit dabei zu sein und ihn mitgestalten zu können. Mit Carla Meyer als Vorsitzender und Michael Köhler als Pressesprecher waren gleich zwei wichtige Personen des Vorstands Mitglieder der Frankfurter Regionalgruppe. Ich hatte das Gefühl, sehr schnell sehr viel über den Verband zu erfahren, und ich war fasziniert von den geplanten Aktivitäten wie der Gestaltung des Buchmesse-Standes oder einer Diskussionsrunde mit Verlagsvertretern im Frankfurter Mousonturm. Inzwischen hatte ich auch Kontakt zu anderen VFLL-Mitgliedern rund um Mannheim/Heidelberg, und im Herbst 2002 trafen wir uns mit fünf oder sechs Personen in einem Lokal in Heidelberg, um einem Vortrag von zwei Kollegen aus der Stuttgarter RG zu lauschen und evtl. gleich die Regionalgruppe Rhein-Neckar zu gründen. Dazu kam es dann zwar nicht, aber aufgeschoben war nicht aufgehoben: im Februar 2003 wurde die Gründung vollzogen. Claudia Boss-Teichmann wurde zur Vorsitzenden und ich zum Stellvertreter gewählt. Eine unserer ersten Aufgaben war die Vorbereitung unserer RG auf die Mitgliederversammlung des Verbandes, die im Mai 2003 in Marbach/Neckar stattfinden sollte. Diese MV war in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert, unter anderem, weil ich hier zum stellvertretenden Vorsitzenden des Verbandes gewählt wurde, neben Anja Sieber als Vorsitzender.

Damals wie heute war die Mailingliste des Verbandes das wichtigste Instrument zum Austausch der Mitglieder. Und hier rutschte ich, ob ich wollte oder nicht, recht bald in die Rolle eines der Software- und IT-Spezialisten, zumal es mir viel Spaß bereitete, anderen Mitgliedern zu helfen. Es blieb dann nicht nur bei Ratschlägen per Mail, sondern es kamen die ersten Seminare und Abendveranstaltungen zu Word, PDF, Excel und weiteren Themen dazu. Seminare – inzwischen auch online – sind bis heute ein wesentlicher Teil meiner Aktivitäten für den Verband. Darüber hinaus stand und stehe ich bei allen IT-Themen dem Verband zur Verfügung.

Das Amt der Schiedsstelle habe ich seit etlichen Jahren inne, musste aber glücklicherweise nur zwei oder drei Mal moderierend tätig werden.

An welche besonders schöne oder auch lustige Situation erinnerst du dich?

Claudia Darf ich gleich zwei besonders schöne Dinge nennen?

Besonders positive Erinnerungen verbinde ich mit der allerersten Arbeitstagung von Vorstand und Regionalrat im Februar 2011 in Gladenbach. Im Vorfeld war ich sehr gespannt: Würde sich die Arbeit des neuen Gremiums Regionalrat so entwickeln, wie ich es mir vorgestellt und gewünscht hatte? Die Situation war neu, die Stimmung war prima und dank des Engagements und der Offenheit aller Teilnehmenden haben wir gleich zu einer guten Zusammenarbeit gefunden.

Die zweite besonders schöne Situation war die Fachtagung in Halle: Dass sie im dritten Anlauf stattfinden konnte und die Kolleginnen vom Orga-Team endlich die Früchte ihrer Vorbereitungen ernten konnten.

Zu Lachen gab es häufig etwas, aber ich erinnere mich an keine besondere Situation.

Monika An unser erstes Treffen der Regionalgruppe Leipzig. Endlich war es mir gelungen, genügend freie Lektorinnen in Leipzig zu finden, die auch bereit waren, an der Regionalgruppenarbeit mitzuwirken. Und es ein lustiger und schöner Kreis geblieben.

Walter Es gab so viele schöne Situationen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Das Jahr 2003 war in mehrfacher Hinsicht herausragend, nicht nur wegen der schon erwähnten MV in Marbach.

Damals traf sich der erweiterte Vorstand (heute: Regionalrat und Vorstand) zu seiner jährlichen Sitzung im Europäischen Übersetzer-Kollegium in Straelen an der niederländischen Grenze. Das Haus mit seiner riesigen Bibliothek (sogar die Zimmer, in denen wir wohnten, waren Teil der Bibliothek!) hat eine einmalige Atmosphäre. Die gemeinsam dort verbrachten Tage werden mir stets in schöner Erinnerung bleiben.

Ein Thema, das uns als Berufsverband immer beschäftigt, ist die Qualität unserer Arbeit: Wie können wir besser werden, aber auch: nach welchen Kriterien wird unsere Arbeit von unseren Auftraggebern, insbesondere Verlagen, bewertet? Wie gehen Verlage selbst mit dem Thema Qualität um? Zu all diesen Fragen haben wir im Herbst 2003 in den Schulen des Deutschen Buchhandels in Frankfurt-Seckbach die Werkstattgespräche 2003 veranstaltet, zu denen acht Vertreter von Hochschulen, Verlagen und aus dem Technikbereich eingeladen waren. Die Veranstaltung mitzuorganisieren war eine große Ehre für mich.

Wenn ich mich recht erinnere, war es auch 2003, als ich mein erstes Word-Seminar für den VFLL gab, und zwar ebenfalls in den Schulen des Deutschen Buchhandels. Und ausgerechnet dieses Einstandsseminar begann nicht so, wie sich alle das vorgestellt hatten: Ich kam zu spät! Und zwar um eine volle Stunde! Grund war aber kein Stau auf der Strecke von Weinheim nach Frankfurt, sondern ich hatte tatsächlich verschlafen! Zum Glück (und deswegen erwähne ich das hier unter schön/oder lustig) hatten alle Verständnis, und das Seminar lief eigentlich sehr gut, allerdings in äußerst konzentrierter Form. Ich erinnere mich noch an die qualmenden Köpfe einiger Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Schöne Situationen gab es wie gesagt zuhauf, meistens in Verbindung mit den Jahresversammlungen, aber auch bei Seminaren und Abendveranstaltungen. Wie oft haben wir abends in gemütlicher Runde bei einem Bier (meistens in Bayern) oder Wein (z. B. in Freiburg) zusammengesessen und endlose Diskussionen über alles Mögliche geführt – herrlich!

Und gab es auch kritische oder unangenehme Ereignisse?

Claudia 2010 war für den Verband ein schwieriges Jahr: Eine Satzungsänderung war erforderlich, aber über die Richtung, die konkrete Ausgestaltung und insbesondere die Rolle der Regionalgruppen entbrannte eine heftige Diskussion. Mithilfe eines externen Moderators und eines Vereinsrechtsspezialisten gelang es schließlich, während der Mitgliederversammlung in Leipzig einen Kompromiss zu finden. Es sollte dann noch mehr als ein Jahr dauern, bis sich alle Wogen geglättet hatten. Aber im Nachhinein steht für mich fest: Der Stress hat sich gelohnt! Bei dieser Gelegenheit ein herzlicher Dank an alle, die sich in dieser nicht einfachen Zeit auf vielfältige Weise eingebracht haben.

Monika Ja, es war nicht immer möglich, sachlich miteinander umzugehen. Ich habe Satzungsänderungen und andere wichtige Themen des Verbandes eher sachlich diskutiert, und damit fühlten sich einige auf den Schlips getreten, bzw. ich wurde deshalb öfter angegriffen.

Unangenehm war für mich die MV 2011, ich war neugierig, wie sie ablaufen würde, da 2010 nicht so glücklich gelaufen war. Einmal weil ich fremdelte, irgendwie war es nicht mehr mein Verband, aber ich hatte dort auch zwei sehr unschöne Erlebnisse. Auf sachliche Nachfragen kamen höhnische Bemerkungen. Irgendwie gab es auf dieser MV plötzlich zwei Welten, die Alten und die Jungen – was nichts mit dem Alter zu tun hatte.

Walter Ja, auch solche Situationen gab es. 2004 hatten wir die sog. Wurst- und Käsetheken-Debatte, bei der es um die Frage ging, ob die Mailing-Liste als abgeschlossener Raum betrachtet werden kann, aus dem nichts nach außen getragen werden darf oder ob man damit leben muss, dass hin und wieder Inhalte öffentlich werden. Es gab damals eine unangenehme Auseinandersetzung mit einem Verlagsdienstleister, die den Verband insgesamt und den Vorstand im Besonderen belastet hat, die zum Glück dann aber beigelegt werden konnte.

Auch nicht gerade angenehm waren die Umstände, unter denen Anja Sieber und ich 2005 unsere Tätigkeit als Vorstand niederlegten. Ohne näher darauf einzugehen, muss ich sagen, dass auch solche Ereignisse im Leben dazugehören und man aus ihnen lernen kann. Uns beiden hat es nicht die Lust genommen, weiter im Verband aktiv zu sein.

Das wohl emotionalste Erlebnis meiner gesamten Zeit im VFLL war die MV 2010 in Leipzig. In wenigen Sätzen lässt sich der Umschwung, der damals an der Spitze des Verbandes stattfand, nicht beschreiben. Vor allem nicht, wie er stattfand. Ich glaube, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser MV waren ähnlich aufgewühlt wie ich.

Was schätzt du am meisten am Verband?

Claudia Am meisten schätze ich die lebendige Diskussionskultur und den Erfahrungsaustausch über die Mailingliste. VFLL-Mitglieder sind in so vielen Themenfeldern unterwegs und übernehmen so viele verschiedene Aufgaben – das fördert den Blick über den eigenen Tellerrand.

Monika Die Vernetzung und Hilfe untereinander.

Walter Eindeutig am meisten schätze ich die Kollegialität und das Aufgehobensein unter Gleichgesinnten. Und ich bin sehr glücklich darüber, dass ich im Verband ein Forum gefunden habe, das dem, was ich zu erzählen und zu zeigen habe, aufmerksam zuhört und zusieht. Ich hatte das Privileg, als festangestellter Lektor Mentoren zu haben, die mir die Verlagswelt in all ihren Facetten näherbrachten und denen ich unglaublich dankbar bin, dass ich von ihnen lernen konnte. Mein ganzes späteres Berufsleben war und ist dadurch geprägt, dass ich meine Kenntnisse und Fertigkeiten ebenfalls anderen weitergeben möchte. Daher halte ich so gerne Seminare und Vorträge für den Verband oder beantworte technische Fragen in der Mailing-Liste. Ich bin dafür bekannt, vielleicht sogar berüchtigt, lange Mails zu schreiben. Aber ich kann einfach nicht anders. Es macht mir immer wieder Spaß, tief in eine Materie einzudringen. Und ich habe das Gefühl, dass ich das unter euch Kolleginnen und Kollegen im VFLL darf. Und ich profitiere damit auch ungemein für meine Arbeit als Lektor und Autor, denn bei jedem Austausch lerne ich dazu, fachlich und menschlich, und ich baue mein Netzwerk stetig aus. Ein großes Dankeschön an den Verband!

Gibt es etwas, was du dir für die Entwicklung des Verbandes wünscht?

Claudia Ich wünsche mir für den VFLL, dass wir uns Zeit nehmen, Zukunftsentscheidungen wie die künftige Selbstdarstellung des Verbands und die Weiterentwicklung im Bereich Fortbildung auf breiter Ebene zu diskutieren und möglichst viele derjenigen einzubeziehen, die sich für diese Themen interessieren – und dass wir die Mittlerfunktion des Regionalrats noch mehr nutzen.

Monika Ich wünsche mir, dass der Verband offen ist für sachliche Diskussionen, und dass die politische Arbeit noch ausgeweitet wird, damit die Arbeit der Lektoren in der breiteren Öffentlichkeit noch bekannter wird.

Walter Der Verband ist im Laufe der Jahre immer professioneller geworden – sowohl nach innen als auch nach außen. Diese Entwicklung wird allein aufgrund steigender Mitgliederzahlen immer weiterlaufen, nicht automatisch, aber mit engagierten Personen im Vorstand, in der Geschäftsstelle, in den Regionalgruppen, in den Arbeitsgruppen und Netzwerken und im Verband insgesamt. Nicht nur ein Wunsch, sondern meine Überzeugung ist, dass sich auch zukünftig Personen finden, denen es Spaß macht, sich im und für den Verband zu engagieren.

Da ich durch meine Arbeit viele Kontakte in die englischsprachige Welt pflege, wäre einer meiner Wünsche, dass es zu einem Austausch zwischen dem VFLL und den entsprechenden Berufsverbänden in Großbritannien, also dem Chartered Institute of Editors and Proofreaders (CIEP), und in den USA mit der Editorial Freelancers Association (EFA) kommt. Von der Sprache abgesehen, sind die Prinzipien unserer Arbeit und viele Probleme, die das Lektor:innen-Dasein mit sich bringt, sehr ähnlich. Da CIEP und EFA schon viel länger existieren als der VFLL, können wir mit Sicherheit von ihnen lernen. Umgekehrt haben wir aber auch einiges zu bieten. Erwähnt sei nur unsere Erfahrung mit den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig, die weltweit ihresgleichen suchen.

Interview: Sibylle Schütz
Porträts: Monika Rohde, Foto: Inga Beißwänger; Walter Greulich: Foto: Jeannine Königs-Gorontzki; Claudia Huber, Foto: Jens Schlüter;
Beitragsfoto: Monika Rohde, Foto: Inga Beißwänger; Walter Greulich: Foto: Jeannine Königs-Gorontzki; Claudia Huber, Foto: Jens Schlüter; (von links nach rechts), Collage: Katja Rosenbohm


Rückblick auf die Fachtagung 2022 in Halle: Neue Ehrenmitglieder und lebendiges Engagement


Claudia Hubers Website und Profil im VFLL-Lektoratsverzeichnis
Monika Rohdes Website und Profil im VFLL-Lektoratsverzeichnis
Walter Greulichs Website und Profil im VFLL-Lektoratsverzeichnis


Zum Interview mit Ehrenmitglied Elisabeth Dorner:
„Der VFLL von heute ist mit dem VFLL von vor 20 Jahren nicht vergleichbar“ (2019)

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