„Hass Macht Tod“ entführt in eine alles andere als besinnliche Weihnachtszeit. Im zweiten Band der „Hamburg Mord“-Reihe wird der Winter in Hamburg tödlich. Im Interview gibt Autorin und VFLL-Mitglied Sabine Hirschfeld spannende Einblicke in den kreativen Prozess und die Herausforderungen, die hinter der Entstehung dieses Krimis stecken. Ihre Bücher sind nicht nur intensiv recherchiert, sondern auch von persönlichen Erfahrungen geprägt, die die Entfaltung der Figuren und ihrer Welt beeinflussen. Im Interview erfahren wir mehr …
Um was für ein Werk handelt es sich?
„Hass Macht Tod“ ist der zweite Band der Krimireihe „Hamburg Mord“ um die Ermittlerin Mara Abels. Darum geht’s: Weihnachten, die friedlichste Zeit im Jahr? Mitnichten. Ein Mörder geht um zwischen Hamburg und der rauen Nordseeküste. Er ist brutal, clever – und immer einen Schritt voraus.
Im zweiten Band deiner Krimireihe ermitteln die Kommissare in Hamburg und an der Nordseeküste. Wie kam es dazu?
Wir, meine Familie und ich, sind Nordlichter und mit dem Landstrich verbunden, seit unser Jüngster ein Säugling war. Er hat dort das Robben, dann Krabbeln und später Laufen gelernt. Das ist inzwischen zwölf Jahre her. Unfassbar. Im Frühsommer 2023, als ich an „Hass Macht Tod“ schrieb, fiel mir am Ortseingang ein Schild ins Auge: Hausarzt gesucht. In diesem Moment wurde Dr. Richard Löwe geboren. Natürlich nur in meiner Phantasie.
Warum schreibst du Krimis?
Ich lese, seitdem es mir beigebracht wurde; aber meine Eltern sind Kriegskinder und hatten andere Prioritäten, als ihre Kinder mit Lesestoff zu versorgen. Da kam ich auf den Bücherbus. Der zuckelte über die Dörfer. Einer der ersten Romane, der mir in die Hände fiel, war „Cujo“ von Stephen King. Da war ich circa neun Jahre alt. Tja, das war’s dann. Später kamen noch Thriller und Krimis dazu.
Schreiben ist von jeher meine Ausdrucksform. Ich bin ein introvertierter Mensch, was nicht heißt, dass ich schüchtern bin – aber in meiner Kindheit war ich es. Damals habe ich alles, was ich nicht in gesprochene Worte fassen konnte, aufgeschrieben. Diese Freude am Schreiben ist bis heute geblieben. Womöglich ist das ein Grund, warum ich meine Kriminalromane mit Füller in einen Notizblock schreibe. Statt im Horror bin ich jedoch im Genre Kriminalroman gelandet, weil ich Kinder zu Hause habe. Wer Kinder hat, wird das vielleicht kennen: Man ist zarter besaitet. Zumindest auf mich trifft das zu. Meine Kids werden aber flügge. Wer weiß, vielleicht traue ich mich an gruselige Thriller, wenn die Jungs aus dem Haus sind. Bis dahin schreibe ich Krimis, in denen es mitunter auch heftiger zur Sache gehen darf. Außerdem liebe ich Rätsel und spüre lieber die Spannung eines Krimis als den Herzschmerz eines Liebesromans.
Warum schreibst du Regiokrimis?
Du meinst sicher das Genre „Regio“? Ich sehe das etwas anders. Jede Geschichte beginnt mit einem Menschen an einem Ort. Rotkäppchen mit Mutter am Waldrand. Robin Hood im Sherwood Forest. Harry Potter in … Ha! Reingefallen. Nicht in Hogwarts, sondern in einer Kammer unter der Treppe. Ein Mensch an einem Ort. Immer. Lies mal einen x-beliebigen Klappentext. Wenn du ihn nicht magst, dann finde mal heraus, ob eins von beiden fehlt. Meist ist es der Ort. Von daher ist jedes Buch ein „Regiobuch“, finde ich.
Jetzt willst du bestimmt wissen, warum meine Figuren Mara Abels und Askan Winter in Hamburg ermitteln. Ganz einfach. Ich lebe hier. Im gleichen Viertel wie die von mir geschaffene Ermittlerin Mara Abels. Quasi Tür an Tür. Alles, was sie sieht, sehe ich. Das half mir zu Anfang enorm. Schreiben ist ein kreativer Prozess.
Wie bist du auf das Thema gekommen?
Die Initialzündung zu „Hass Macht Tod“, dem Folgeband von „Familie Macht Tod“, hatte ich vor ungefähr zwei Jahren. Ich saß im Wartezimmer meiner Gynäkologin und stellte mir folgende Frage: Was würdest du tun, wenn du ungewollt schwanger bist, und niemand dir helfen kann oder darf? Und umgekehrt: Was würdest du tun, wenn du helfen willst, aber du kannst oder darfst nicht? Ein nach wie vor brandheißes Thema.
Bitte beachte: Die Initialzündung ist nie die Geschichte, sondern lediglich der Funke, an dem sich die Kreativität des Autors oder der Autorin entzündet.
Du schreibst Kriminalromane. Musst du viel recherchieren? Und wenn ja, wie tust du das?
Ich bin Mitglied bei den Mörderischen Schwestern e. V. Wir unterstützen uns mit Vorträgen, Workshops, Expertinnenwissen und Gesprächen über alle Themen, die mit dem Schreiben und Lesen von Krimis zu tun haben. So entstehen Kontakte, die ich bei meiner Arbeit sprichwörtlich anzapfen kann. Zum Beispiel zu einem in Fachkreisen angesehenen Physiker und Diplomkriminalisten, der viele Jahre für die Kriminalpolizei tätig war, unter anderem als Leitung einer Morduntersuchungskommission. Er ist eine verlässliche Quelle für Tatortarbeit und Pathologie. Während seiner Online-Vorträge achte ich darauf, dass die Türen geschlossen sind, damit meine Kinder und mein Mann nicht versehentlich die Bilder sehen, die er zeigt. Selbstverständlich nicht, ohne uns Teilnehmerinnen vorher zu warnen. Die Aufnahmen sind aus dem Leben und nicht geeignet für zarte Gemüter.
Trotz gründlicher Recherche bewahre mir die Portion künstlerische Freiheit, die es braucht, um unterhaltsame Geschichten zu erfinden. Ich möchte meine Leserinnen und Leser nicht um den Schlaf bringen, sondern unterhalten. Für die Fans des True Crime gibt es eine Vielzahl an informativen Podcasts und Literatur, die auch ich gerne zu Rate ziehe. Mit humorvoller Unterhaltung haben diese Formate, meiner Ansicht nach, aber nichts zu tun.
Warum bist du Selfpublisherin?
Ich bin selbstständige Unternehmerin. Kreativität, gepaart mit unternehmerischen Denken, ist mir nicht fremd. Sprich: Ich habe keine Angst, allein zu entscheiden und alle Bälle in der Luft zu halten. Für Lektorat, Korrektorat, Buchsatz, Cover und so weiter engagiere ich ein Team von professionellen Dienstleisterinnen und koordiniere den Ablauf.
Würdest du auch in einem Verlag veröffentlichen?
Natürlich. Es ist wie in einer guten Ehe: Wenn die Chemie stimmt, ist man zusammen unschlagbar. Ich schließe nichts aus.
Gab es spezielle Herausforderungen?
Klar, aber die waren eher von der inneren Art. Bei manchen Szenen dachte ich, das kann ich so nicht schreiben, das raubt mir den Schlaf. Ich habe sie dann doch geschrieben, gemischt mit einer Prise Humor. Interessanterweise sind diese Szenen meist die, die bei Lektorin und Erstlesenden, und später bei den Leserinnen und Lesern, mega ankommen.
Was hat besonders Freude gemacht?
Die Parts mit dem Antagonisten, also dem Bösewicht, zu schreiben war mir ein Fest. Die Figur des Mörders hat mir so viel Spaß bereitet, mit all seinen Unzulänglichkeiten, Konflikten und Wendungen, die ihm seine Opfer dann doch noch in die Hände spielen. Ein armes Würstchen; humorvoll, aber dennoch böse. Ich hatte fast Mitleid mit ihm.
Wie fühlt es sich an, das Werk nun in den Händen zu halten?
Klasse!
Gibt es noch etwas, das du uns dazu sagen möchtest?
Bitte schreibt Rezensionen. Vergebt nicht bloß Sterne, sondern Worte; ein Wort reicht schon. Früher dachte ich, was soll der Quatsch? Immer diese Bewerterei. Heute weiß ich: Das ist enorm wichtig für diejenigen, die Bücher schreiben. Rezensionen (mit einem kurzen Text) helfen dabei, Autorinnen und Autoren in die Sichtbarkeit zu bringen. Diese Rezensionen werden von den Plattformen (z. B. Amazon) als wichtiger erachtet als nur die pure Vergabe der Sterne. Die Bücher, CDs, oder was auch immer, werden anderen öfter angezeigt und gegebenenfalls gekauft. Das trägt zur Vielfalt bei und hilft enorm, aus den Startlöchern zu kommen.
Und sagt in eurer Buchhandlung, dass ich gern vorbeikomme, um aus meinen Krimis zu lesen. Vielleicht lernen wir uns dann persönlich kennen. Das würde mich freuen.
Interview: Katja Rosenbohm
Korrektorat: Sibylle Schütz
Beitragsbild: (c) Sabine Hirschfeld, Foto: privat
Sabine Hirschfeld: Hass Macht Tod, BoD, 342 Seiten, 2024, 14,80 Euro, Broschur, ISBN 978-3-7597-0744-4.
Das Buch ist über den Buchhandel und online z. B. im Autorenwelt-Shop erhältlich.
Das Buch bei BoD
Weitere Infos auf der Website der Autorin
Zur Vorstellung des ersten Bands „Familie Macht Tod“ im VFLL-Blog (2023)
Zu den Mörderischen Schwestern e. V.
Sabine Hirschfelds Website und Profil im VFLL-Lektoratsverzeichnis
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