Deutscher Selfpublishing-Preis Lektorin und Gewinnerin

Selfpublishing: Freier über Herzensthemen schreiben

Die Bewerbungsphase für den zweiten Deutschen Selfpublishing-Preis läuft. Noch bis zum 31. Juli können Autorinnen und Autoren ihre Werke einreichen. Im Interview erzählt Monika Pfundmeier, die Gewinnerin des Publikumspreises 2017, wie sich ihr Leben seitdem geändert hat. Ihre Lektorin Dorothea Kenneweg arbeitet fast nur noch für Selfpublisher. Dass sie „ihre“ Autorinnen vom ersten Entwurf bis zum Durchbruch begleiten kann, schätzt sie sehr.

Frau Pfundmeier, Sie haben 2017 für Ihren Roman „Blutföhre“ den Publikumspreis des ersten Deutschen Selfpublishing-Preises gewonnen. Wie hat sich seitdem Ihr Leben verändert?

Monika Pfundmeier

Monika Pfundmeier

Der Deutsche Selfpublishing-Preis bringt das Brandzeichen „Selfpublisher“ aus seiner dunklen, teils negativ belegten Nische. Er zeigt, dass Qualität, Leserinteresse und Erfolg nicht ausschließlich bei Verlagsbüchern liegen. Das macht mich stärker und freier, mir und meinen Entscheidungen zu vertrauen, das motiviert mich, weiter mit hoher Qualität zu arbeiten – nicht nur einem Schema oder einem Trend zu entsprechen.

Die positive Energie und den Zuspruch durch den Preis habe ich versucht zu nutzen und in die Arbeitsenergie für meine nächsten Bücher zu stecken. Dass „Löwenblut“ – mein zweiter historischer Roman – in die Literaturempfehlungen der Sendung „ARD-Buffet“ aufgenommen wurde und es auf die Shortlist der Histo-Couch zum Buch des Jahres geschafft hat, war genial. Für das nächste Buch arbeite ich auch schon fleißig.

Können Sie vom Bücherschreiben leben?

Ich arbeite daran – Buch um Buch.

Was fasziniert Sie am Genre Historischer Roman?

Ich glaube, Wissen über die Vergangenheit ist der Schlüssel zur Zukunft. Geschichte kann uns lehren, wenn wir sie kennen und verstehen wollen. Derzeit finde ich das wichtiger denn je.

Warum veröffentlichen Sie Ihre Bücher per Selfpublishing?

Das ist wie … meine Träume in die Welt zu zaubern. Ich organisiere, entscheide, wähle mein Team, korrigiere Fehler und bin hungrig, mich weiterzuentwickeln – kreativ beim Schreiben und in den wirtschaftlichen Aspekten. Außerdem fühle ich mich freier, für meine Leser über Herzensthemen zu schreiben.

Wollen Sie beim Selfpublishing bleiben oder würden Sie nicht Nein sagen, wenn ein Verlag anklopfen sollte?

Ich liebe das Selfpublishing und die Möglichkeiten der Umsetzung. Wenn die Zusammenarbeit mit einem Verlag ebenso kreativ und innovativ ist – gern.

Welche Tipps für Selfpublisher fanden Sie hilfreich bzw. hätten Sie gern vorher gehabt?

Matthias Mattings Self-Publisher-Bibel hat mir sehr viel geholfen – und die Info: Es gibt viele Wege, finde deinen passenden.

Wie haben Sie Ihre Lektorin Dorothea Kenneweg gefunden?

Eine wunderbare Freundin und Autorenkollegin, Liliana Le Hingrat, hat uns bekannt gemacht. Die Sympathie war da ab Sekunde 1. Gezittert hab ich aber schon ganz schön, bis ich die Meinung zum Manuskript hatte.

Frau Kenneweg, Sie haben das Manuskript lektoriert. Hatten Sie das Gefühl, an einer besonderen Geschichte zu arbeiten?

Dorothea Kenneweg

Dorothea Kenneweg (c) Elge Kenneweg

Ja, es war klar, dass die historischen Romane von Monika Pfundmeier insbesondere durch die sprachliche Qualität aus der Masse hervorstechen. Die altertümlich klingende Sprache versetzt den Leser in eine andere Welt. Die historische Dimension wird dadurch gleich erlebbar. Es ist sicher eine besondere Herausforderung für jeden historischen Roman, einen angemessenen Ton zu treffen bzw. nicht etwa zu modern zu klingen, aber hier kommt die ganz eigene Stimme besonders gut zum Ausdruck. Mal ganz abgesehen davon, dass natürlich die Geschichte spannend erzählt ist.

Haben Sie beim Publikumspreis des Selfpublishing-Preises mit abgestimmt? Oder zumindest Frau Pfundmeier die Daumen gedrückt?

Ich beobachte bei allen Romanen, die ich lektoriert habe, wie sie laufen, wie die Neuerscheinung aufgenommen wird, lese Rezensionen etc. Und natürlich habe ich auch beim Selfpublishing-Preis mitgefiebert und versucht, Monikas Social-Media-Aktivitäten zu unterstützen. Das war spannend.

Arbeiten Sie öfter für Selfpublisher? Was sind die Besonderheiten bei der Arbeit mit Selfpublishern?

Ich arbeite – abgesehen von vereinzelten Verlagsprojekten – fast nur noch mit Selfpublishern zusammen. Im Laufe der Zeit hat sich eine Affinität zum Liebesroman herauskristallisiert, sicherlich auch deshalb, weil das Genre im Selfpublishing sehr gut funktioniert.

Die Besonderheit besteht darin, dass meine Arbeit sich nicht auf die reine Textarbeit beschränkt, sondern dass oft auch – besonders bei Autorinnen, die gerade ihr erstes Buch veröffentlichen wollen – viel Beratung in allen möglichen Bereichen wie zum Beispiel Marketing gefragt ist. Ich finde es besonders toll, Autorinnen von ihrem ersten Entwurf bis zum großen Durchbruch zu begleiten. Aus einer langfristigen Zusammenarbeit mit Autorinnen wächst oft eine besondere Beziehung. Und zu meinem Glück arbeite ich inzwischen mit mehreren tollen, erfolgreichen Autorinnen regelmäßig zusammen.

Wenn Sie drei Wünsche für die Zusammenarbeit mit Selfpublishern frei hätten – welche wären das?

Ich bin schon sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit mit „meinen“ Autoren, die den Weg als Selfpublisher gewählt haben. Es sind in aller Regel professionell agierende Autorinnen, die Wert darauf legen, dass ihre Bücher gut gemacht sind und sich möglichst nicht von Verlagspublikationen unterscheiden.

Ich mag dabei den besonderen Abenteuergeist, die Lust, neue Wege auszuprobieren und oft auch Pionierarbeit zu leisten. In aller Regel herrscht auch ein sehr kollegialer Geist unter den Selfpublishern, die meistens untereinander sehr gut vernetzt sind und sich gegenseitig helfen. Diese Art der Zusammenarbeit und der gegenseitigen Unterstützung mag ich sehr.

Was würde ich mir noch wünschen?

Vielleicht, dass es für Autoren immer normaler wird, neben dem klassischen Weg der Verlagsveröffentlichung auch die Möglichkeiten des Selfpublishings zu nutzen. Und das ist ja auch schon der Fall. Auch die Zahl der sogenannten Hybrid-Autoren, die beides machen, wächst.

Interview: Inga Beißwänger

Bild Monika Pfundmeier: @ raimund-verspohl-portraits.com


#dspp18

Infos zum Selfpublishing-Preis

Selfpublisher-Verband

Infos zu Monika Pfundmeiers Roman

Website von Dorothea Kenneweg

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