Mit zweijähriger „Verspätung“ hat endlich unsere Fachtagung Freies Lektorat mit Mitgliederversammlung in Halle (Saale) stattgefunden. Die Freude darüber, dass wir uns wiedersehen konnten – und zwar nicht als zweidimensionale Kachel – war groß. Dazu ein abwechslungsreiches Programm an einem historisch bedeutenden und wunderschönen Ort plus die 22-Jahre-Party mit Musik und Tanz – von diesen bewegenden Erlebnissen und Begegnungen werden die Teilnehmer*innen und der ganze Verband noch lange zehren.
Ein Rückblick in Worten und Bildern
Endlich, endlich, endlich!
Endlich fand sie wieder live statt: unsere Fachtagung, die wir zwei Jahre lang nur online veranstaltet hatten. Für mich war schon die Vorfreude auf das Treffen groß, umso mehr dann die Freude während der Tage in den Franckeschen Stiftungen und der Stadt Halle (Saale). Endlich wieder meine Kolleg*innen aus dem Kommunikationsteam treffen und mit ihnen live zusammenzuarbeiten, endlich wieder so viele bekannte und neue Kolleg*innen zu erleben, sich auszutauschen, gemeinsam zu essen, zu trinken, zu feiern! Welch eine Wohltat nach den vorherigen Zoom-Veranstaltungen!
Für mich persönlich hatte die diesjährige Tagung zwei Höhepunkte neben vielen kleineren Highlights: Der eine war die mich sehr berührende Rede von Nina George „Von der Macht und Ohnmacht der Wörter“. Nicht nur ich, sondern viele andere, mit denen ich mich später austauschte, fanden sie großartig und freuten sich, eine solch engagierte, weise und zugleich humorvolle Autorin erlebt zu haben.
Der andere war unsere Feier zum 22-jährigen Bestehen, auf der wir am Samstag nach dem Essen ausgelassen tanzten und einfach nur Spaß hatten.
Rahmenprogramm am Freitag
Die kleineren Highlights waren die Stadtführung durch Halle am Freitagnachmittag, gefolgt vom Netzwerkabend bei leckerem Essen in wunderbarer Gesellschaft mit anregenden Gesprächen, die Podiumsdiskussion am Samstag, die sich mit dem „Lesen in der Jetztzeit. Vom Lesen und Schreiben“ beschäftigte, die interessanten Workshops am Nachmittag und natürlich und insbesondere die Begegnung mit den Kolleg*innen in den Pausen. Die Mitgliederversammlung mit der Wahl des neuen Vorstands rundeten die Tagung am Sonntag wunderbar ab.
Dank des hochengagierten Vorbereitungsteams klappte alles wie am Schnürchen und dank des tollen Fotografen, der stets mitdachte und sehr diskret seiner Arbeit nachging, haben wir viele Momente der Tagung, eingefangen in wunderbaren Fotos. Eine rundum gelungene und freudvolle Veranstaltung!
Bilder (sofern nicht anders benannt): Jens Schlüter
Bildauswahl: Inga Beißwänger
Text: Sibylle Schütz
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Die Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale): Im 1698 errichteten „Historischen Waisenhaus“ fand ein Großteil der Fachtagung Freies Lektorat statt. Es war das erste Gebäude einer Schulstadt, in der Kinder und Jugendliche aus allen Schichten Bildung erhielten. Ein so schöner wie thematisch passender Ort für unsere Fachtagung. (Bild: Inga Beißwänger)
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Herzliche Begrüßung und interessiertes Blättern in den Infomaterialien des VFLL und des Veranstaltungsortes.
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Ein abwechslungsreiches Programm erwartete die (überwiegend) VFLL-Mitglieder. Bild: Inga Beißwänger
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Constanze Wirsing begrüßte im Namen des Orga-Teams die Anwesenden.
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In ihrem Impulsvortrag stellte Nina George Thesen über die Macht und Ohnmacht der Worte auf – und deren Kompliz*innen: Lektorinnen und Lektoren.
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Als Präsidentin des European Writers’ Council weiß sie, wie es in anderen Ländern aussieht – in denen Autor*innen und überhaupt alle Menschen nicht frei sind in dem, was sie sagen und schreiben. Wenn selbst einzelne Wörter wie etwa „Verbot“ verboten sind und auch das Internet überwacht wird, laufen sie ständig Gefahr, bei einem
falschen Wort zu viel verhaftet zu werden.
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Wörter singen die Welt herbei. Daher: „Lassen Sie uns die Welt herbeisingen!“ Für ihren bewegenden Vortrag erhielt Nina George nicht enden wollenden Applaus.
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Networking in der Pause zwischen Keynote und Podiumsdiskussion zum Thema „Texte für die Jetztzeit: vom Lesen und Schreiben“
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Das Podium im geschichtsträchtigen, 1711 eingeweihten Freylinghausen-Saal: Hier saßen einst bis zu 2.000 Schülerinnen und Schüler sowie das Lehrpersonal auf einfachen Holzbänken und folgten Gottesdiensten und Bibelstunden, legten ihre Schulprüfungen ab oder beteiligten sich an öffentlichen Singstunden. Ob in diesen eine neue Welt herbeigesungen wurde? Für so manches Kind aus armen Verhältnissen sicherlich.
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Erste Frage von Moderator und Lyriker Jörg Schieke (MDR) ans Podium: Welches Wort würden Sie nie schreiben bzw. bei welchem zucken Sie beim Lektorieren zusammen? Nina George mag „schlüpfen“ nicht, Katharina Gerhardt hätte früher „zwischenzeitlich“ sofort angestrichen. Heute versteht sich die freie Lektorin als Dialogpartnerin für die Autor*innen.
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Nina George hatte – nicht zuletzt als Belletristik-Autorin – vieles zum Thema beizutragen. Bei den Arbeitsweisen waren sie und Jörg Schieke, der auch Lyrik schreibt, nicht ganz einig.
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Für den VFLL diskutierte Katharina Gerhardt mit – etwa über die Frage, wie eine freie Lektorin Texte beurteilt. Natürlich immer im Kontext. Was braucht es dafür? Viele Einflüsse wahrnehmen und aufnehmen – plus die „branchenübliche gesunde Halbbildung“.
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Nina George wollte von Buchhändlerin Sarah Lutzemann (kohsie Diversity Buchhandlung Halle) wissen: „Ach, so ist das!-“ oder „So ist es!“-Bücher: Was wird eher nachgefragt? Beides! Je nachdem, ob die Käufer*innen auf der Suche nach Neuem sind oder nach Identität und Verbundenheit.
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Autor Tobias Hülswitt brachte seine Sicht auf das Thema Schreiben ein – etwa rund um die Frage: Kann man literarisches Schreiben lernen?
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Das Publikum diskutierte mit.
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Die Podiumsdiskussion endete humorvoll. Am Ende waren sich alle einig: Das Buch wird es immer geben.
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Großen Applaus für eine angeregte Diskussion, in der es durchaus Differenzen im Detail gegeben hat.
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Nina George kam nach ihrer Keynote und der Podiumsdiskussion auch ins Gespräch mit den VFLL-Mitgliedern. Besonderes Interesse weckte die Arbeit der Impressums-AG und die Kampagne #LektoratInsImpressum.
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Die RGs, AGs und andere Aktive präsentierten ihre Arbeit auf Stellwänden – hier die Impressums-AG.
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Bücher, Schreiben und Schriften nehmen in der Geschichte der Franckeschen Stiftungen einen großen Raum ein. Die Ausstellungsräume waren während der gesamten Tagung zugänglich. (Bild: Inga Beißwänger)
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Halle (und das Wetter) zeigten sich von seiner schönsten Seite. Bild: Inga Beißwänger
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Im legendären Krug zum grünen Kranze (hier der Anfang des gleichnamigen Volkslieds) trafen sich Mitglieder und Gäste am Abend zum Essen und zur Feier des 22-jährigen Bestehens des VFLL. Geboten wurden Sekt, Musik und DJ. Die Tanzfläche füllte sich schon gegen 21 Uhr und leerte sich erst zum Toresschluss um Mitternacht. Der DJ legte wunschgemäß Songs aus den 70er- bis 00er-Jahren auf. Bild: Inga Beißwänger
Hier geht es weiter zum zweiten Tag: Neue Ehrenmitglieder und lebendiges Engagement
Weitere Links im Rahmen der Fachtagung:
Die Keynote von Nina George steht den VFLL-Mitgliedern zum Lesen zur Verfügung
Mehr über die Franckesche Stiftungen
Das Volkslied „Im Krug zum grünen Kranze“ auf YouTube
Virtuelle Tour durch den Krug zum grünen Kranze
Weitere Bilder auf der Facebook-Seite des VFLL
Weitere Blogbeiträge rund um die Fachtagung Freies Lektorat 2022:
Interview mit Nina George: „Man stelle sich für einen Moment vor, wir hätten keine Bücher“
Interview mit Sarah Lutzemann: „Mit welcher Literatur kann ich unterschiedliche Menschen erreichen?“
Vorbericht des Orga-Teams: Die Orga in den Zeiten von Covid-19
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