Neun Frauen auf der Fraueninsel

VFLL-Mitglied Dorothea Steinbacher ist Expertin für Brauchtum in Bayern. Auf ihre Initiative hin sind im vergangenen Oktober acht Mitglieder der VFLL-Regionalgruppe Bayern zu einem Ausflug auf die Fraueninsel aufgebrochen. Elisabeth Lang hat den Ausflug im VFLL-Blog in Wort und Bild festgehalten.

Von Elisabeth Lang

Der jährliche Mitgliederausflug der bayrischen VFLL-Regionalgruppe hat Tradition: Die Spannbreite der letzten Jahre reicht vom Besuch der Fuggerei in Augsburg über den Weltwald bei Freising und das Bauernhofmuseum Jexhof bis hin zur Fraueninsel auf dem Chiemsee im vergangenen Oktober. Die meisten der acht Teilnehmerinnen, allesamt Frauen, stammen aus dem Großraum München, eine indes musste schon sehr früh aufstehen: Sie ist aus der Nähe von Haßfurt angereist.

Blick von Gstadt auf die Fraueninsel

Am Bootsanleger in Gstadt nimmt uns Dorothea Steinbacher in Empfang, um uns teilhaben zu lassen an ihrem Wissen als Kunsthistorikerin, freier Autorin und Lektorin und nicht zuletzt als ausgewiesene bayrische Brauchtumsexpertin. Sie ist in Ising am Chiemsee aufgewachsen und lebt mit ihrer Familie seit vielen Jahren wieder in ihrem Heimatort. Die Fraueninsel kennt sie wie ihre Westentasche. Noch vor unserer Überfahrt gerät sie ins Schwärmen über die Marzipan-Manufaktur der Benediktinerschwestern, über die sie einmal eine Reportage geschrieben hat, und über die obligatorische Nusstorte beim Lindenwirt bei den jährlichen Ausflügen in ihrer Kindheit. Schon allein unter den kulinarischen Aussichten startet unser Ausflug also vielversprechend.

Mit der Überfahrt fällt die Hektik der Anreise ab, der Blick auf den ruhigen See und die beschauliche Insel vor dramatischer Bergkulisse stimmen uns ein auf eine Auszeit unter netten Kolleginnen in einer wunderbaren Umgebung.

Die Teilnehmerinnen des Ausflugs der VFLL-RG Bayern auf der Überfahrt zur Fraueninsel

Beim Rundgang über die Insel stellt Dorothea ihre Qualitäten als Reiseführerin unter Beweis. Sie erzählt uns von der Gründung des Klosters im 8. Jahrhundert und seiner Entwicklung bis heute, stellt Bezüge her zum Kloster Herrenchiemsee auf der Insel gegenüber und zum Bistum Chiemsee. Sie erläutert uns das Wirtschaften der Fischer auf der Insel, zeigt uns, wie sich die Insel durch das Eingreifen der Menschen verändert hat, und weiß zu verschiedenen Häusern und Bäumen interessante Geschichten zu erzählen. Mittags kehren wir im Traditionslokal Lindenwirt ein. Hier nehmen wir uns viel Zeit, um miteinander ins Gespräch und in den kollegialen Austausch zu kommen.

Friedhofsführung auf der Fraueninsel

Dorothea Steinbacher (die Vierte von rechts) bei der Führung über den Friedhof

Vor dem Besuch des Münsters gehen wir am Nachmittag zunächst über den Friedhof. Hier liegen die Bewohnerinnen und Bewohner der Insel begraben, unter ihnen auch Künstlerinnen und Künstler, die hier gelebt haben. Dorothea zeigt uns neben anderen Gräbern auch die des Bildhauer-Ehepaares Katharina und Heinrich Kirchner und der Schriftstellerin Emma Haushofer-Merk. Diese hatte zusammen mit Carry Brachvogel den Münchner Schriftstellerinnen-Verein gegründet, vornehmlich als politisch-wirtschaftlichen Interessensverband für schreibende Frauen.

Auf karolingischen Fundamenten stehend, stammt die Klosterkirche aus dem elften Jahrhundert. Doch auch spätere Jahrhunderte haben ihre Spuren hinterlassen. Das Grab der seligen Irmengard und die Figur der Schwarzen Madonna im Seitenaltar vermitteln die Kirche als weiblichen Kraftort. Der dazugehörige Campanile geht auf das zwölfte Jahrhundert zurück. Mit seiner barocken Zwiebelhaube zählt er zu den Wahrzeichen des Chiemgaus.
Die karolingische Torhalle können wir nicht besuchen, da die Saison schon beendet ist. So gehen wir direkt zum Lindenhain, dem höchstgelegenen Ort der Insel. Hier bilden die vermutlich mehr als 1.000 Jahre alten Tassilo- und Marienlinde den Mittelpunkt der Insel.

Der Weg zurück zum Bootsanleger führt uns noch zum Klosterladen. Für uns Frauen des geschriebenen Wortes gibt es hier abschließend noch einmal viel Interessantes zu entdecken, und natürlich verlässt keine von uns den Laden ohne Marzipanfisch mit Zuckerauge, das – wie Dorothea zu berichten wusste – eine der Schwestern liebevoll auf sein Gesicht drapiert hat. Manche haben auch eine schwarze Wetterkerze gekauft: „Anzuzünden bei häuslichen oder anderen Gewittern!“ Beim Ausflug jedenfalls blieben wir entgegen den Wettervorhersagen von Regengüssen verschont und konnten die Inselzeit an diesem Frauenkraftort einfach genießen.

VFLL-Mitglied und Autorin des Beitrags Elisabeth Lang

Text: Elisabeth Lang
Fotos: © Elisabeth Lang; Gruppenbild: privat


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2 Gedanken zu „Neun Frauen auf der Fraueninsel

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