Symbolbild „Ein sicherer Hafen”

„Der Krieg in der Ukraine hat meinen Krimi quasi überrollt“

Unter dem Pseudonym Elias Mateo hat VFLL-Kollege Dr. Elias A. Mathias aus der Regionalgruppe Niedersachsen mit „Ein sicherer Hafen“ seinen ersten Kriminalroman verfasst, der seit dem 5. Dezember im Buchhandel erhältlich ist. Worum es in dem Krimi geht und wie Elias dazu kam, einen Krimi zu schreiben, erzählt er im Bloginterview.

Um was für ein Werk handelt es sich?

Elias Mateo: Ein sicherer Hafen, KellnerVerlag Bremen, 2022.

„Ein sicherer Hafen“ ist ein Kriminalroman, der 2002 in Bremen spielt. Den zeitgeschichtlichen Hintergrund der Haupthandlung bilden jedoch die Trennungskriege im ehemaligen Jugoslawien in den 1990er Jahren. Ein großer Teil der handelnden Personen ist entweder durch Flucht oder schon früher durch Arbeitsmigration nach Bremen als einem (mehr oder auch weniger) sicheren Hafen „angelandet“.

Wie warst du daran beteiligt?

In diesem Falle war ich mal Autor und habe das Lektorat der Kollegin vom KellnerVerlag überlassen. 😉

Wie bist du zu dem Werk oder auf das Thema gekommen?

Krimis sind meine Leidenschaft, seit ich als Jugendlicher von Sjöwall & Wahlöö „angefixt“ wurde. Dass ich irgendwann selbst einen schreiben würde, war im Grunde nur eine Frage der Zeit. Was die Hintergrundhandlung (Jugoslawienkriege) anbelangt, war die Motivation sehr persönlich begründet.

War es schwierig, einen Verlag zu finden?

Ich war auf die berühmten „vierzig Absagen“ eingestellt, von denen man häufig hört und liest, wenn es um ein Erstlingswerk geht. Zu meiner völligen Überraschung hat es jedoch mehr oder minder sofort beim KellnerVerlag geklappt. Die Zusage von Manuel Dotzauer kam sehr zügig, und ich bin ihm und seinem Team sehr dankbar.

Wie lange hast du an dem Buch gearbeitet?

Seeeehr lange. Das lag allerdings daran, dass ich während der Schreibphase noch an der Uni geforscht habe, was mit zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen verbunden war. Da mein Forschungsgebiet Hass-Sprache bzw. der Zusammenhang zwischen Sprache und Gewalt war, war die Arbeit am Krimi eine Art Ventil, aber die Arbeit hat sich über viele Jahre hingezogen.

Gab es spezielle Herausforderungen?

Cover des Buches „Ein sicherer Hafen”, (c) KellnerVerlag

Die unterschiedlichen sprachlichen Stilregister der handelnden Personen – als gelernter Soziolinguist kann ich in der Theorie gut damit umgehen; aber jetzt war mal die Praxis gefragt.

Das Kriegsgeschehen im ehemaligen Jugoslawien ist wissenschaftlich und publizistisch umfassend dokumentiert. Da lag die Herausforderung darin, sich von Schilderungen sowohl Betroffener als auch Beteiligter (ja, auch solche Interviews gibt es) einerseits emotional abzugrenzen, andererseits zu einer glaubwürdigen Darstellung zu gelangen. Das hat mich häufig an meine Grenzen geführt.

Die Recherche zur Polizeiarbeit ist für jeden Krimiautor und jede Krimiautorin eine Herausforderung, wenn man nicht aus diesem Beruf kommt. Die Polizist:innen, die ich „gelöchert“ habe, kamen aus ganz unterschiedlichen Bundesländern, und alle drei beschrieben ihren Beruf ein bisschen anders. Ich habe diesbezüglich dann auch ein paar Sachen einfach erfunden, aber das ist die Freiheit des Autors, es ist ja kein Sachbuch über Polizeiarbeit.

Was hat besonders Freude gemacht?

Tatsächlich das Entwickeln der Dialoge, der Personen und ihrer jeweiligen Geschichte. Manche Charaktere sind bewusst etwas flacher profiliert, andere haben mehr Struktur. Wenn es einen zweiten Band gibt, soll auch noch etwas Potential für weitere Entwicklungen sein.

Wie fühlt es sich an, das Werk nun in den Händen zu halten?

Sehr aufregend. Es ist ja nicht meine erste Publikation, aber mein erster Krimi. Im Unterschied zu wissenschaftlichen Publikationen oder feuilletonistischen Texten hat man das Gefühl, als Autor eines Krimis doch mehr von sich preiszugeben als in anderen Textsorten.

Gibt es noch etwas, das du uns dazu sagen möchtest?

Der Krieg in der Ukraine hat meinen Krimi quasi überrollt. Der Text war ja lange vor dem 24. Februar 2022 fertiggestellt. Ich hätte während der Arbeit niemals gedacht, dass sich fast alles, worüber ich im Buch geschrieben habe, bei seinem Erscheinen im Dezember 2022 mitten in Europa wiederholt.

Interview: Katja Rosenbohm
Cover: © KellnerVerlag Bremen


Elias Mateo: Ein sicherer Hafen, KellnerVerlag, 1. Auflage, 2022, 300 Seiten, Broschur, ISBN 978-3-95651-361-9.

Das Buch beim KellnerVerlag, Bremen


Dr. Elias A. Mathias’ Profil im VFLL-Verzeichnis


Weitere Bücher von VFLL-Kolleginnen und -Kollegen:

„Ich wusste nicht, dass ich damit ein Nischenthema abdecke“ (2022)
„Die Erwerbsarbeit hatte natürlich Vorrang“ (2022)
„Wir konnten alles so gestalten, wie wir das wollten“ (2022)
„Der Verlag hat mir beim Inhalt freie Hand gelassen“ (2022)
„Kinder – wie Erwachsene – lieben Räubergeschichten“ (2022)
„Als Lektorin habe ich es unglaublich genossen, meinen Text lektorieren zu lassen“ (2021)
„Es war toll, so nah an und mit der Zielgruppe zu arbeiten“ (2021)
„Nicht aufgeben. Dranbleiben und an dem Text arbeiten.“ (2019)
Kathrin Jurgenowski über „Die Vampirjagd“ (2019)
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2 Gedanken zu „„Der Krieg in der Ukraine hat meinen Krimi quasi überrollt“

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