Ausflug der Regionalgruppe Bayern nach Coburg

Sieben Mitglieder der Regionalgruppe Bayern trafen sich im März zu einem Ausflug nach Coburg, der laut einer Umfrage „schönsten Stadt Deutschlands“. VFLL-Kollegin Birgit Freudemann ließ den Tag mit all seinen Highlights für einen Beitrag im Blog noch einmal Revue passieren.

Von Birgit Freudemann

Zwischen bürgerlichen Fachwerk- und herzoglichen Steinbauten

Die ehemalige Residenzstadt der Herzöge von Sachsen-Coburg des 16. und 17. Jahrhunderts – sie gilt seit einer Online-Abstimmung als schönste Stadt Deutschlands – offenbarte den sieben aus Fürth, Bamberg und Wunsiedel und dem südlicheren Fürstenfeldbruck angereisten Lektorinnen und Lektoren ihre jahrhundertealte Schönheit einer mittelalterlichen Stadtanlage im nördlichsten Bayern. Andreas Pietsch, VFLL-Mitglied und seit 30 Jahren Bürger der Stadt, führte uns von der guten Stube Coburgs, dem Marktplatz, der an diesem Samstag ein reges Markttreiben zeigte, kenntnisreich durch die Altstadt und stellte uns besondere städtebauliche Kleinodien vor. Außergewöhnlich schöne, teils verspielte Fassaden und interessante Fachwerkbauten fielen sofort ins Auge. Die Schreiberin dieser Zeilen verfiel in Staunen, aus dem sie an diesem Tag nicht mehr herauskam. Einige von Andreas ausgewählte Wohngebäude hatten einst Schriftsteller beherbergt, vor denen die Gruppe verweilte, um die eine oder andere Gedenktafel zu studieren und Andreas’ Informationen aufzunehmen, so zu Uwe Timm, Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Raabe, Friedrich Rückert und Jean Paul.

Das älteste Gymnasium von Coburg

Weiter führte der Altstadtbummel vorbei am ersten und ältesten Gymnasium von Coburg, dem Casimirianum von ca. 1605, dessen Gründer, Herzog Casimir, fest mit der Hausecke verbunden in die Ferne blickt. Wohl, um auf die Schüler zu warten? Unser Weg führte uns auch an einem inzwischen bedauerlicherweise geschlossenen Puppenmuseum vorbei. Am Schlossplatz blieben wir vor dem imposanten zweiflügeligen Sandsteinbau des Schlosses Ehrenburg stehen, dessen Architekt Karl Friedrich Schinkel war. In Bezug auf den Namen dieses Residenzschlosses aus dem 16. Jahrhundert wusste uns Andreas eine Anekdote zu erzählen.

Gut fürs Renommee: Der Name Ehrenburg

Dieses Schloss wurde nach Fertigstellung Ehrenburg genannt, weil es, was zu der Zeit einmalig gewesen sei, angeblich durch ordentlich bezahlte Arbeit und nicht durch Fronarbeit errichtet wurde. Der Zweck dieser Ansage des damaligen Herzogs war, die Arbeiten und das Werk wider besseres Wissen in ein gutes Licht zu rücken. Man dürfe aber gewiss sein, so Andreas, dass dem in Wirklichkeit nicht so war, sondern genau wie sonst auch dieser Bau unter Leistung von Fronarbeiten entstanden ist. Die Ehrenburg beherbergt heute unter anderem eine Kunstgalerie. Den Schlossplatz, ein Ort für Schlossfeste und Konzerte, umranden die historische Reithalle, ein Sandsteinquaderbau des 19. Jahrhunderts und Arkaden sowie das Landestheater. Leider spielt Letzteres nur noch in diesem Jahr, weil beschlossen ist, es ab 2024 umfassend zu restaurieren. Wenn man das eindrucksvolle Theater für knapp 500 Zuschauer besichtigen wolle, sollte ein Theaterbesuch unverzüglich in die Planung genommen werden, da mit Sicherheit die nächsten vier bis fünf Jahre keine Gelegenheit mehr dazu bestünde.

Coburgs „Caféchen“ mit literarischem Separee

Eine mittägliche Verschnaufpause verbrachten wir in der zweistöckigen Buchhandlung Riemann am Marktplatz in deren „Caféchen“. Im Gesprächsverlauf kam heraus, dass mindestens drei der Anwesenden vor ihrem Lektorinnendasein auch Buchhändlerinnen gewesen waren. In diesem gemütlichen Separee erwartete uns die Coburger Autorin Nicole Eick von der Autorengruppe „Schreibsand“, die ihre Bücher dort für uns ausgebreitet hatte. Auch Andreas hatte sein 2021 erschienenes Buch „Septembersonntag“ ausgelegt.

Die Veste über der Stadt und die „kranken Gläser“

Da als Highlight auch ein Besuch oben auf der Veste vorgesehen war, trennte sich die Gruppe für kurze Zeit, zwei wollten lieber mit dem Bus hochfahren, alle anderen erklommen zu Fuß auf dem Weg durch den langgestreckten Hofgarten und über zahlreiche Treppen die Höhe. Das Wetter zeigte sich den Tag über nicht von der freundlichsten Seite, es war regnerisch und ein kalter Wind der ständige Begleiter. Doch später klarte es etwas auf, was uns unter anderem tolle Fernsicht ins Coburger Land bescherte.

Beide Gruppen gelangten nahezu gleichzeitig vor die Tore der Veste, in Erwartung einer Führung durch die Glasabteilung und die beiden Luther-Zimmer. Wir bestaunten die Skulpturen im Vorgarten, die uns an den Künstler Barlach erinnerten und betraten dann das Museum.

Unsere Museumsführerin Gabriele Kesseler schien beinahe allwissend zu sein und ließ uns staunen, weil sie all unsere Fragen ausführlich und wie selbstverständlich beantworten konnte. Ausgestellt waren kunstfertige und eindrucksvolle Gläser aus unterschiedlichen Zeiten, wirklich ein Vergnügen, sie in den Vitrinen zu entdecken. Diese Räumlichkeiten hatten 2017 die Luther-Ausstellung, „500 Jahre Reformation“, beherbergt. Die Glasausstellung war für uns insofern etwas Besonderes, da sie, was unvorstellbar klang, auch das Thema „kranke Gläser“ aufwarf. Auf einem der Schildchen wurde das ausgestellte Trinkglas tatsächlich als sehr krank bezeichnet. Gemeint war damit der Zustand der Durchsichtigkeit: teils wie vernebelt, teils glasklar. Frau Kesseler hatte uns so viel Zeit geschenkt und gern auch Fragen beantwortet, dass uns schließlich das Ende der Besuchszeit des Museums zwingend wieder nach draußen führte. Gemeinsam gingen wir nun den Weg hinunter in die Altstadt, vorbei am Naturkundemuseum am Hofgarten. Es bleibt zu hoffen, dass zu andrer Zeit ein Besuch möglich ist. Klar, dass diese historische Stadt nicht an einem Tag zu entdecken ist.

Das „Münchner Hofbräuhaus“ in Coburg

Den Abschluss bildete die Einkehr im Coburger „Münchner Hofbräuhaus“, wo wir gut verköstigt wurden und unsere Erlebnisse noch einmal Revue passieren ließen.

Coburg wurde übrigens im 19. Jahrhundert außerhalb der Stadt mit K geschrieben und – womit ich den Bericht über unseren interessanten und schönen Besuch in dieser Stadt beschließen möchte – laut Urkunde von 1217 Trufalistat genannt. Das ist doch was, oder?

VFLL-Mitglied und Autorin des Beitrags Birgit Freudemann

Text: Birgit Freudemann
Fotos: © Marion Voigt; 


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4 Gedanken zu „Ausflug der Regionalgruppe Bayern nach Coburg

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  4. Elisabeth Lang

    Ui, das war aber ein schnelles Umsetzen! Vielen Dank für diesen super Beitrag, liebe Birgit! Es war wirklich ein toller Ausflug, schade, dass Coburg für uns aus FFB doch recht weit weg ist …
    Herzliche Grüße
    Elisabeth

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