In der Belletristik ist die Entwicklung von realistischen Figuren das A und O. Für Sachtexte ist es notwendig, die Realität zu kennen. Doch Realitäten gibt es viele. Nicht alle sind uns auf Anhieb zugänglich. Deshalb hat die Hamburger Regionalgruppe im vergangenen Jahr begonnen, sich im Rahmen einer Veranstaltungsreihe zu Diversität und Antidiskriminierung fortzubilden. Die Sprecherin Angelika Pohl setzt im Blog ein Schlaglicht.
Von Angelika Pohl
Geld macht’s möglich – oder eben nicht
Einkommen und Vermögen sind unterschiedlich, damit sind es auch die Möglichkeiten im Leben. Geld beeinflusst Menschen. Und doch werden die ökonomischen Verhältnisse oft nicht ausreichend bedacht, wenn es um die Figurenentwicklung geht oder darum, ob Handlungen und Settings realistisch sind. Auch in Sachtexte, journalistische Reportagen oder Schulbücher hält die Realität nicht breit genug Einzug.
Ökonomische Verhältnisse oft nicht ausreichend bedacht
Das liegt daran, dass wir von der schreibenden und lektorierenden Zunft immer noch eine recht homogene Gruppe sind. Wir nehmen bestimmte Perspektiven nicht ein und stellen bestimmte Fragen nicht, weil wir von allein nicht darauf kommen. Weil wir unsere Normalität als „normal“ denken; was übrigens völlig normal ist, denn das tun im Grunde alle.
Was also tun? – Die Lösung ist simpel: Vielfalt schaffen in Teams, Berufsgruppen und auf Entscheidungsebenen. Der Weg indes gestaltet sich schwierig. Aber er gestaltet sich.
Fortbildungsreihe zu Diversität und Antidiskriminierung in Hamburg
In der nördlichsten Regionalgruppe des VFLL haben wir 2022 für unsere monatlichen Treffen eine lose Fortbildungsreihe zu Diversität und Antidiskriminierung gestartet. Wir suchen uns Menschen, die uns mit Wissen und mit neuen Blickwinkeln versorgen, damit wir unsere Arbeit gut und besser machen können. Dazu gehört auch, erkennen zu können, wann wir unseren Kund*innen ein Sensitivity/Authenticity Reading empfehlen sollten.
Im Februar war unser Thema Armut. Als Expertin war die Journalistin Julia Friedrichs zu Gast. – Jede Teilnehmerin wird eigene Aha-Momente gehabt haben. Mein größter war „ein Drittel“. Natürlich wusste ich bereits vorher, dass eine nötige Ausgabe von 1000 Euro einige Menschen an den Rand ihrer finanziellen Möglichkeiten und in echte Not bringt. Mir war aber nicht bewusst, dass ein Drittel der Bundesbürger*innen in dieser Situation lebt.
Auch bezeichnend: Alle Expertise-Gäste haben uns in irgendeiner Form gebeten bis ermahnt, Mitglieder „ihrer“ Gruppe nicht eindimensional zu sehen und darzustellen. Schließlich vereinen sich in jeder Person viele unterschiedliche Aspekte eines Lebens.
Text: Angelika Pohl
Foto: © Kevin Schneider/pixabay
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Weitere Beiträge aus der Regionalgruppe Hamburg:
Die Regionalgruppe Hamburg hat gewählt! (2021)
Self-Publishing-Day 2017 in Hamburg – der VFLL war dabei (2017)
Waaaaah!-len in Hamburg (2017)
Weitere Beiträge von Angelika Pohl:
Rezension: „Unbias the news. Warum Journalismus Vielfalt braucht.“ (2019)
Leichte Sprache muss sein! (2018)
Welttag der Alphabetisierung an jedem 8. September (2018)
Weltweite Lesung für Menschenrechte auch in Lüneburg (2017)