Fantasyautor Neo Helm mit dem Cover seines ersten Romans „Halbgott 1“

„Zu Beginn von Corona habe ich die Buchidee wieder aufgegriffen“

In seinem Berufsalltag lektoriert Dr. Peter Schäfer Romane, Sachbücher und Ratgeber. Unter dem Pseudonym Neo Helm hat er den Fantasyroman „Halbgott 1“ veröffentlicht. Für ihn war das Schreiben eine Möglichkeit, die gewohnte Rolle des Lektors abzulegen und selbst kreativ tätig zu werden. „Halbgott 1“ ist der erste Band einer Trilogie und Anfang Dezember 2023 erschienen. Im Interview verrät Neo Helm alias Peter Schäfer, wie die Idee zu seinem Werk entstanden ist und welche Hürden er bei der Umsetzung überwunden hat.

Um was für ein Werk handelt es sich?

VFLL-Kollege Dr. Peter Schäfer alias Neo Helm ist Autor des Fantasyromans „Halbgott 1“

„Halbgott 1“, der erste Band einer dreiteiligen Reihe, gehört dem Genre High Fantasy an, spielt also in einer eigenen, erdachten Welt. Das Buch ist Anfang Dezember 2023 zunächst exklusiv als E-Book bei Amazon erschienen. Mit einer Woche Abstand kam das Taschenbuch bei Books on Demand heraus und ist damit in jeder stationären Buchhandlung und im Onlinehandel erhältlich. Es ist eine Geschichte für Fantasyleser*innen, die ihre Freude an einer detailliert ausgestalteten und mittelalterlich anmutenden Welt haben – mit eigener Götter- und Sagenwelt. Es geht um einen Krieg zwischen einem Unsterblichen und dem alten Volk der Alben, welche die Macht haben, solch ein mächtiges Wesen herauszufordern. Die Handlung setzt da an, wo die Menschen die Auswirkungen dieses Konflikts zu spüren bekommen. Ein junger Tempeldiener, der gerade seine magischen Kräfte entdeckt, steht dadurch vor großen Herausforderungen, aber auch eine Magd, die davon träumt, nicht mehr ihrem Herrn zu dienen, sondern eine Amazone zu sein.

Warum hast du dein Buch unter einem Pseudonym veröffentlicht?

Neo Helm ist das Pseudonym, für das ich mich entschieden habe, um meine berufliche Marke von meinem Schreibhobby zu trennen. Als Lektor Peter Schäfer betreue ich Roman-, Sachbuch- und Ratgeberautor*innen, als Fantasyautor Neo Helm spreche ich eine bestimmte Zielgruppe an, mit der ich beruflich nur gelegentlich zu tun habe.

Wie warst du daran beteiligt?

Als Buchautor, der die Rolle des Lektors einmal ablegen und selbst kreativ werden wollte.

Wie bist du zu dem Werk oder auf das Thema gekommen?

2011, vor zwölf Jahren, nach meiner Promotion in Germanistik, habe ich ein anstrengendes Filmpraktikum gemacht, bei dem ich ständig unterwegs war, um Requisiten entweder einzukaufen oder durch die Gegend zu tragen. Ich habe so kurz nach meiner Zeit an der Uni das akademische Lesen ruhen lassen und zu zerstreuender Fantasy-Lektüre gegriffen. Dabei hatte ich die Idee, selbst eine ähnliche, aber eigene Geschichte zu schreiben, in der ein verbotener Wald eine Rolle spielt. Doch ich habe die Idee nicht mehr weiterverfolgt. Neun Jahre später, zu Beginn von Corona, habe ich die Buchidee wieder aufgegriffen und mit dem Plotten angefangen. Danach habe ich mit dem Schreiben begonnen, und es hat mir großen Spaß gemacht, mich um die Figurenentwicklung zu kümmern, Psychologie ins Spiel zu bringen. Und literaturwissenschaftliche Aspekte. Es kann sein, dass Lebensweisheiten, denen ich als Sachbuch- und Ratgeberlektor begegnet bin, eingeflossen sind. Das Buch hat nicht nur das eine große Thema des Kulturkonflikts, sondern viele kleine, hoffentlich inspirierende Einzelthemen.

Hast du in einem Verlag publiziert oder per Selfpublishing?

Im Selfpublishing. Ich habe 2012 in einem Verlag als Volontär angefangen und bin später zu einem Konzernverlag gewechselt. Damals hielt ich die Verlagsveröffentlichung für das einzig Wahre. 2015 habe ich mich selbstständig gemacht als Lektor. Ich lernte von vielen Autor*innen, meinen Kund*innen, dass das Selfpublishing ein gleichwertiger Weg ist mit speziellen Vor- und Nachteilen. Eine Verlagsveröffentlichung ist ökonomisch günstiger (es sei denn, man verzichtet als Selfpublishing-Autor auf eine professionelle Begleitung). Ein Vorteil des Selfpublishings: Man hat mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten und kann Marketingmöglichkeiten nutzen, auf die man als Verlag und Verlagsautor nicht zurückgreifen kann, etwa das besondere Angebot von Amazon wie KDP Select.

Kam eine Verlagsveröffentlichung für dich nicht infrage? Warst du auf Verlagssuche?

Anfangs wollte ich das Projekt Verlagen vorschlagen. Doch dann habe ich mich für das Selfpublishing entschieden und keine Verlage kontaktiert. Ich finde das Selfpublishing ebenbürtig, in mancher Hinsicht sogar attraktiver. Bei Agenturen und Verlagen anzuklopfen bedeutet, sich auf Wartezeiten einstellen zu müssen. Ich kann mir vorstellen, mit einem Verlag zusammenzuarbeiten, aber ich finde, dass das Selfpublishing inzwischen fast schon der bessere Weg zur Etablierung ist. Die rückläufige Risikobereitschaft der Verlage ist bekannt wie auch deren Fokus auf etablierte Autor*innen. Zumindest bei den größeren Verlagen ist das leider so. Viele Literaturagenturen prüfen Manuskripte inzwischen nur bei persönlicher Empfehlung. Insgesamt haben Debütautoren es immer schwerer in der Verlagswelt, so zumindest meine Wahrnehmung. Ich glaube, dass die Begeisterung meiner Kund*innen für das Selfpublishing mich angesteckt hat.

Wie lange hast du an dem Buch gearbeitet?

Etwa dreieinhalb Jahre. Ein halbes Jahr lang habe ich am Plot gearbeitet, dann zwei Jahre lang geschrieben und letztlich die über tausend Seiten in drei Bände unterteilt. Dann habe ich noch ein Jahr lang die Handlung überarbeitet. In dieser Zeit hat meine Lektorin Maike Frie, ebenfalls VFLL-Mitglied, den ersten Band lektoriert, was mir eine sehr große Hilfe war. Nach diesen dreieinhalb Jahren habe ich ungefähr ein halbes Jahr lang die Veröffentlichung vorbereitet und mir auf Instagram eine kleine Community aufgebaut. Alles in meiner Freizeit.

Gab es spezielle Herausforderungen?

Die Vorbereitung auf die Veröffentlichung und die Veröffentlichung selbst haben mich ganz anders gefordert als das Schreiben. Das Schreiben ohne Zeitplan lief entspannt. Das Veröffentlichen war und ist aufregend, aber gelegentlich auch stressig. Der hohe Planungsaufwand und die Zusammenarbeit mit Dienstleistern haben mich immer wieder vor überraschende Situationen gestellt. Ich wollte ursprünglich eigene Landkarten zeichnen. Mit diesem Vorhaben bin ich zwar gescheitert, zum Glück habe ich einen großartigen Illustrator gefunden: Jacob Müller von Arrsome Illustrations. Es hat sehr gut mit ihm geklappt, ich stand in dieser Zeit aber schon recht unter Zeitdruck, weil ich sehr bald in die Phase des Layouts gehen musste, um Fristen einzuhalten.

Was hat besonders Freude gemacht?

Das Cover des Fantasyromans „Halbgott 1“

Das Lösen von Problemen. Ich hatte Angst, dass ich kein gutes Coverdesign finde. Über 99designs habe ich die aus meiner Sicht begabteste Coverdesignerin der Welt gefunden. Jelena Gajics Arbeit hat mich umgehauen, ich konnte nicht fassen, dass sie mich auf Englisch besser verstand als deutschsprachige Coverdesigner. Ihr Coverentwurf hat mir den Atem geraubt. Und dann war es immer wieder schön, Zweifel zu haben und zu sehen: Irgendwie klappt es am Ende ja doch. Mir hat auch Spaß gemacht, mit Freunden über die Handlung zu reden. Später, als ich dabei war, bei Instagram mitzumischen, hat mich der Kontakt mit fremden Menschen sehr beflügelt: Von Unbekannten zu hören, dass die Leseprobe zu etwas taugt, hatte eine ganz eigene Qualität. Ich mag die Kommunikation der Lesebegeisterten bei Instagram.

Wie fühlt es sich an, das Werk nun in den Händen zu halten?

Sehr schön, irgendwie ist das herzerwärmend. Ich muss das aber auch mal mehr genießen lernen, momentan bin ich gedanklich immer direkt bei den nächsten fünf To-do-Punkten, und das ist ja schon recht „unachtsam“ von mir. Da kann ich mir nur Entschleunigung wünschen. Mehr Sekt statt „What’s next?“.

Gibt es noch etwas, das du uns dazu sagen möchtest?

Ja! Lasst uns die Fantasie auf dieselbe Stufe wie unseren Pragmatismus heben! Pragmatismus können wir. Wir sollten aber mehr von den Dingen tun, in denen wir ungeübt sind. Für das „freie Spiel der Vorstellungskräfte“ muss mehr Zeit sein. Damit verwende ich ein Zitat von Immanuel Kant auf eigene Art, und das darf ich auch, denn zur Rezeption gehört auch Inspiration.

Interview: Katja Rosenbohm
Beitragsbild: Dr. Peter Schäfer alias Neo Helm, Foto: (c) privat


Neo Helm: Halbgott 1. Die Flucht des Unsterblichen. 380 Seiten, Broschur, 15,00 Euro, ISBN 978-3-757822088.

Das Buch bei BoD
Das E-Book bei Amazon

Das Buch ist außerdem über den Buchhandel und online z. B. im Autorenwelt-Shop erhältlich.

Neo Helms Website mit Leseproben


Dr. Peter Schäfers Website und Profil im VFLL-Lektoratsverzeichnis


Weitere Blogbeiträge aus dieser Reihe:

„Ich bin ein fröhlicherer Mensch in Afrika“ (2024)
„Das Buch ist keine ganz leichte Kost“ (2023)
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„Wir haben doch alle unsere Schrammen“ (2023)
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Ein Gedanke zu „„Zu Beginn von Corona habe ich die Buchidee wieder aufgegriffen“

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