„Ich bin ein fröhlicherer Mensch in Afrika“

VFLL-Kollegin Dorrit Bartel hat aus ihrer Faszination für den afrikanischen Kontinent und die Menschen dort einen Auftrag für sich selbst geschaffen: Ihr Ziel ist es dazu beizutragen, ein differenzierteres Bild dieses großen Kontinents nach Europa zu bringen. Aus dieser Motivation heraus ist ihr Buch entstanden, das sie im Beitrag vorstellt.

Um was für ein Werk handelt es sich?

Coverbild des Buches

Cover des Buches „Afrikas Pulsschlag. Begegnungen in acht Jahren und vier Ländern“

Ich erzähle in diesem Buch über meine Aufenthalte in Afrika, jenseits von Romantik, stattdessen mit dem Blick in eine andere Alltagswelt: „Afrikas Pulsschlag: Begegnungen in acht Jahren und vier Ländern“.

Seit vielen Jahren reise ich individuell und oft monatelang in afrikanische Länder, tauche ein in den Alltag vor Ort und erzähle mit Selbstironie und Empathie von den Menschen dort, die ihr Leben – so scheint es – mit weniger Reichtum und dafür mit größerem Optimismus meistern als die auf dem europäischen Kontinent.

Geschrieben habe ich das Buch für weltoffene Leserinnen und Leser, die schon immer geahnt haben, dass Afrika mehr ist als das, was durch die Medien zu uns gelangt, in denen der Kontinent zwar reich an Natur und Rohstoffen, ansonsten aber vor allem arm und hilfsbedürftig ist. Dieses Buch ist für alle, die dieses Bild hinterfragen.

Wie warst du daran beteiligt?

Ich bin die Autorin. Und die Verlegerin. (Das hört sich immer noch ganz zauberhaft, ein bisschen unwirklich an.)

Wie bist du zu dem Werk oder auf das Thema gekommen?

Afrika ist mein Herzensthema. Diesen Kontinent, der in Europa zu oft in Klischees von Krieg, Hunger und Armut gedacht wird, mit mehr Facetten bekannter zu machen, das hat mich angetrieben. Ich verbringe seit Jahren jedes Jahr längere Zeit in Afrika – hauptsächlich im Senegal, aber auch in Äthiopien, Tansania und Südafrika war ich schon für längere Zeit. Ich habe Freunde in verschiedenen Ländern, lerne durch sie den Kontinent besser kennen. Diese Erkenntnisse nach Europa zu bringen, das wollte ich schon lange, deshalb schreibe ich bereits seit Jahren in meinem Blog über den Alltag, über Begegnungen und Erlebnisse.

Für dieses Buch habe ich Blogtexte zusammengefasst und einige bislang unveröffentlichte Texte hinzugefügt, weil ich glaube, dass ein Buch noch einmal eine andere Wirkung hat als ein Blog.

Hast du in einem Verlag publiziert oder per Selfpublishing?

Ich bin zum ersten Mal als Selfpublisherin unterwegs, nachdem ich bereits ein Reiselesebuch über Mecklenburg im Gmeiner Verlag veröffentlicht habe.

Ich habe gar nicht erst versucht, für dieses Buch einen Verlag zu finden, da ich bereits seit etwa drei Jahren bislang erfolglos auf Verlagssuche bin für eine Romanbiografie über das Leben eines Deutsch-Äthiopiers.

Ich denke, das Thema Afrika insgesamt wird von Verlagen im Moment als zu „nischig“ empfunden. Und dann auch noch so „unverbundene“ Blogtexte, da habe ich von vornherein keine Chance gesehen.

Die Romanbiografie soll 2024 auf jeden Fall erscheinen, mit oder ohne Verlag. Ob es schwierig ist, einen Verlag zu finden, kann ich aus Erfahrung mit Ja antworten.

Wie lange hast du an dem Buch gearbeitet?

Die Texte sind in einem Zeitraum von circa fünf Jahren entstanden, ursprünglich nicht mit der Absicht, sie als Buch herauszubringen.

Ich war selbst überrascht, wie gut sich die Texte zusammenfügten und auch darüber, dass sich so im Laufe der Jahre über 150 Seiten „angesammelt“ hatten. Im Blog gibt es außerdem Buchrezensionen zu afrikanischen Autor*innen oder Büchern, die in Afrika spielen, die sind gar nicht in das Buch eingeflossen.

Die Arbeit, die fertigen Texte zur Veröffentlichung zu bekommen hat etwa drei Monate gedauert – ich werde mir beim nächsten Mal dafür mehr Zeit nehmen, denn es war sehr herausfordernd für alle Beteiligten – aber der nächste Afrikaaufenthalt war schon geplant und es galt, vorher noch mit dem Buch herauszukommen.

Gab es spezielle Herausforderungen?

Afrika ist an sich schon eine Herausforderung. (lacht)

Beim Schreiben aufzupassen, nicht in Klischees zu fallen, die sich manchmal anbieten oder tief in meinem europäischen Blick verankert sind, war und ist auch eine Herausforderung. Da bin ich froh um die Kolleg*innen, die meine Texte lektorieren und solche Momente in den Texten aufspüren.

Selfpublishing ist neu für mich, über alles selbst zu entscheiden, war auch eine große Herausforderung. Allein über die Schrift für das Buch habe ich stundenlang mit meinem Bruder telefoniert, der sich mit Grafik besser auskennt als ich. „Das e bei der Schriftart ist wirklich schön“, sagte er irgendwann. Das „e“! Mal ehrlich, welche Autorin hat sich schon mal eingehend mit dem „e“ einer Schriftart beschäftigt?! Ich jedenfalls wollte immer nur Bücher schreiben.

Deshalb war es gut, dass ich ein paar Profis um mich herum hatte: Für das Cover die Coverdesignerin Angela Schwarze, für die Gestaltung meinen Bruder und für den Buchsatz Gabi Schmid von der Büchermacherei, die übrigens auch VFLL-Mitglied ist. Jedem, der ins Selfpublishing geht, empfehle ich, sich Profis für die Gewerke zu suchen, in denen er selbst nicht so gut ist.

Was hat besonders Freude gemacht?

Autorin und VFLL-Mitglied Dorrit Bartel mit ihrem Buch „Afrikas Pulsschlag“, Foto: (c) privat

Das Schreiben selbst ist mir immer wieder ein Vergnügen – zumal es sich ja bei Blogtexten nicht um intensive Arbeit wie bei einem Roman handelt – sondern ich in kleinen Happen geschrieben habe.

Und dass ich mir – zwischen Buchdeckeln – bestätigt habe, was ich immer gesagt habe: Dass ich nicht nur zum Vergnügen in Afrika bin (das natürlich auch), sondern ich eine Art Auftrag erfülle: dazu beizutragen, ein differenzierteres Bild dieses großen Kontinents nach Europa zu bringen. Das erfüllt mich mit tiefer Befriedigung. – Das klingt ein bisschen pathetisch, stimmt aber.

Wie fühlt es sich an, das Werk nun in den Händen zu halten?

Es macht mich einfach glücklich. Es ist ein so schönes Buch geworden. Und ich bin aufgeregt: Was werden die Leserinnen und Leser sagen?

Gibt es noch etwas, das du uns dazu sagen möchtest?

Ich habe mal gesagt: Ich bin ein fröhlicherer Mensch in Afrika. Ich wünsche mir sehr, dass meine Leserinnen und Leser etwas von der Freude und dem Optimismus spüren können, sich davon etwas auf sie überträgt.

Und ich freue mich auf Feedback – gern öffentlich mit Rezensionen, aber gern auch persönlich und direkt.

Interview: Katja Rosenbohm
Beitragsbild: Dorrit Bartel, Foto: (c) Joseph Antoine Meki


Dorrit Bartel: Afrikas Pulsschlag. Begegnungen in acht Jahren und vier Ländern, 2023, 176 Seiten, Broschur, 16,00 Euro, ISBN 978-3-384-03062-7.

Das Buch bei tredition

Das Buch ist außerdem über den Buchhandel und online z. B. im Autorenwelt-Shop erhältlich.


Zum Blog von Dorrit Bartel
Mehr zum Buch auf der Seite der Autorin


Dorrit Bartel Website und Profil im VFLL-Verzeichnis


Weitere Blogbeiträge aus dieser Reihe:

„Das Buch ist keine ganz leichte Kost“ (2023)
„Jedes einzelne Land zu erkunden war toll“ (2023)
„Gendern ist viel mehr als nur Sterne über den Text zu streuen“ (2023)
„Sachbücher haben ihre speziellen Herausforderungen“ (2023)
„Hauptsache, echter Potterhead!“ (2023)
„Es fehlte ein praxisbezogener Ratgeber für betroffene Mütter“ (2023)
„Deutsche Geschichte aus einer ungewöhnlichen Perspektive erzählen“ (2023)
„Wir haben doch alle unsere Schrammen“ (2023)
„Ironischerweise ekele ich mich schrecklich vor Adern“ (2022)
„Der Krieg in der Ukraine hat meinen Krimi quasi überrollt“ (2022)

3 Gedanken zu „„Ich bin ein fröhlicherer Mensch in Afrika“

  1. Pingback: „Zu Beginn von Corona habe ich die Buchidee wieder aufgegriffen“ - VFLL-Blog

  2. Sandra Uschtrin

    Ihr schreibt: „Das Buch ist außerdem über den Buchhandel und online z. B. im Autorenwelt-Shop des Uschtrin Verlags erhältlich.“ Der Autorenwelt-Shop gehört zur Autorenwelt GmbH und nicht zum Uschtrin Verlag; das sind zwei verschiedene Firmen. Könntet Ihr das bitte ändern? Also einfach schreiben:
    „Das Buch ist außerdem über den Buchhandel und online z. B. im Autorenwelt-Shop erhältlich.“
    Danke!
    Liebe Grüße
    Sandra Uschtrin (Mitgründerin der Autorenwelt)

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