VFLL-Kollegin und Autorin Stefanie Neuenfeldt hat kürzlich unter ihrem Pseudonym Steffi Frei den dritten Band ihrer Vampirreihe „In den Farben der Finsternis“ veröffentlicht. Im Interview verrät sie, was ihr am Vampirthema so reizvoll erscheint und warum Szenen, in denen sie von Adern und Blut schreibt, für sie eine besondere Herausforderung darstellen.
Um was für ein Werk handelt es sich?
„Mitternachtsblau“ ist der dritte Band der blutig-bissigen Urban-Vampir-Reihe „In den Farben der Finsternis“ für Vampirliebhaber*innen, die aus „Twilight“ hinausgewachsen sind oder aber Vampire schon immer in der glitzerfreien Variante bevorzugen. Der erste Band entführt in die Welt einer jungen, traumatisierten Künstlerin, die vorrangig düstere Werke mit ihren Farben der Finsternis erschafft. Als der einsame und der Ewigkeit überdrüssige Vampir Rico in ihr Leben stolpert, begreift Milena schnell, dass ihre Vorstellungen von der Finsternis weit ab der Realität liegen. Dennoch wird sie den Blutsauger nicht so schnell wieder los und geht mit ihm eine Abmachung ein, die ihrer beider Leben gehörig auf den Kopf stellt. Milena lernt an Ricos Seite sowohl die Schönheit der Finsternis neu kennen als auch deren Abgründe. Doch Rico ist nicht der einzige Vampir, der sich in Milenas Heimatstadt Lietburg herumtreibt. Schon bald gerät die junge Frau zwischen die Fronten rivalisierender Gangs und verstrickt sich immer tiefer im Netz einer uralten Vampirgräfin.
Wie bist du zu dem Werk oder auf das Thema gekommen?
Ich hege schon immer eine große Faszination für Vampire, es war demnach nur eine Frage der Zeit, bis ich mich dem Thema widmen würde. Die konkrete Idee von Milena und Rico kam mir nebenbei, als ich darüber nachdachte, wie es wohl wäre, mit einem Vampir in einem Aufzug festzustecken (damit nimmt alles seinen Anfang). Und genau so vollzieht sich die gesamte Geschichte. Ich wollte eine moderne Interpretation des Mythos „Vampir“ erschaffen und mich dabei eben auch den ganz banalen Fragen widmen, wie Vampire ihren Alltag in unserer technologisierten Welt bestreiten.
Zudem war es mir ein Anliegen und Vergnügen, einmal tief in die Psyche eines bzw. mehrerer Vampire einzutauchen, weshalb ich auch mit verschiedenen Perspektiven gearbeitet habe. Wie sich herausstellte, ist es gar nicht so leicht, die Grenze zwischen Mensch und Monster, Gut und Böse, moralisch richtig und falsch zu ziehen.
Hast du in einem Verlag publiziert oder per Selfpublishing?
Ich habe mich bewusst fürs Selfpublishing entschieden, da sich bereits früh herauskristallisiert hat, dass sich aus der Geschichte eine mehrbändige Reihe entwickelt. Geplant sind derzeit noch drei weitere Bände und es wäre schwer geworden, einen Verlag zu finden, der sich auf eine sechsbändige Reihe einlässt. Durch das Selfpublishing kann ich sichergehen, dass alle Bände unabhängig von den Verkaufszahlen und in meinem Rhythmus veröffentlicht werden. Zudem gefallen mir die Freiheiten, die damit einhergehen.
Wie lange hast du an dem Buch gearbeitet?
In etwa hat jeder Band vom ersten Satz bis zur Veröffentlichung ein Dreivierteljahr in Anspruch genommen.
Gab es spezielle Herausforderungen?
Ironischerweise ekele ich mich schrecklich vor Adern. Ich ertrage Berührungen an Körperstellen, wo die Schlagadern hervortreten, kaum und kann die blau hervorstehenden Adern auch nicht gut anschauen. Ich weiß nicht genau, woher diese Aversion kommt, aber es schüttelt mich normalerweise schon, wenn ich mir vorstelle, wie das Blut durch die Adern gepumpt wird. Um mich in die Rolle der Vampire einzufühlen und diese authentisch rüberzubringen, musste ich mich vom Kopf her oft komplett ausklinken, um meinen Ekel zu überwinden. Anfänglich hat es mich sehr viel Überwindung gekostet, vor allem, wenn ich Dinge recherchieren musste, die ich gar nicht so genau wissen wollte.
Mittlerweile macht es mir sogar richtig Spaß, voller Hingabe vom Bluttrinken und den Gelüsten zu schreiben, die eine pulsierende Ader in einem Vampir hervorruft. Ich denke, dabei übernimmt dann ein Teil in mir die Führung, der abgehärteter ist als ich. Der erhoffte therapeutische Effekt ist allerdings ausgeblieben, im echten Leben ertrage ich Adern nach wie vor nicht :D
Was hat besonders Freude gemacht?
Oh, abgesehen von der Ader-Problematik eigentlich alles. Ich genieße es, tief in die dunklen Abgründe der vampirischen Psyche einzutauchen, meine Protagonist*innen durch immer neue Katastrophen zu jagen, ihre Entwicklung zu verfolgen und mir stets neue Überraschungen und Wendungen zu überlegen. Besonders gefällt mir das Spiel mit den Grautönen, denn es gibt in dieser Reihe kein Schwarz-oder-Weiß. Kein Vampir oder Mensch ist klassisch gut oder böse. Auch habe ich mir in dieser Reihe gestattet, eine große Portion (schwarzen) Humor einzubringen, der durch den Kontrast zu den vielen blutigen Szenen einen wunderbaren Ausgleich geschaffen hat.
Wie fühlt es sich an, das Werk nun in den Händen zu halten?
Vermutlich ungefähr so, wie das Gefühl, nach einem langen Aufstieg endlich den Gipfel eines Berges zu erreichen und auf die Landschaft und die gelaufene Strecke hinabzublicken. Ich war noch nie Bergsteigen, aber ich stelle es mir ähnlich vor. Nach all den Schritten, den Muskelschmerzen und dem Schweiß wird man mit einer fantastischen Aussicht belohnt. Dann heißt es tief durchatmen, den Moment genießen und danach geht es auch schon weiter. Schließlich wartet bereits der nächste Berg bzw. das nächste Buch :)
Gibt es noch etwas, das du uns dazu sagen möchtest?
Vor allem möchte ich mich für die Möglichkeit bedanken, mein Buch hier vorzustellen. Gerade als Selfpublisherin bin ich um jede Gelegenheit froh, potenziellen Leser*innen von meinen Büchern zu berichten. Ich freue mich über jede und jeden, der sich von Rico und Milena in die Finsternis entführen lässt. Vielleicht begegnen wir uns dort ja.
Interview: Katja Rosenbohm
Fotos und Collage: Stefanie Neuenfeldt/Steffi Frei
Steffi Frei: Mitternachtsblau, BoD, 358 Seiten, 2022, Broschur, ISBN 978-3-756839513.
Das Buch bei BoD
Mehr zur Reihe auf Steffi Freis Website
Stefanie Neuenfeldts Website und Profil im VFLL-Verzeichnis
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„Der Krieg in der Ukraine hat meinen Krimi quasi überrollt“ (2022)
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