„Die Erwerbsarbeit hatte natürlich Vorrang“

VFLL-Kollegin Katja Heimann-Kiefer ist seit vielen Jahren als Texterin, Übersetzerin und Lektorin schwerpunktmäßig für technische Themen tätig. Ein Traum führte dazu, dass sie einen unterhaltenden Mehrgenerationenroman zu schreiben begann, den sie dann als Selfpublisherin veröffentlichte. Von ihrem Schreibprozess und dem Inhalt von „Vitamin V wie Wohnung“ erzählt die Autorin im Interview.

Um was für ein Werk handelt es sich?

Das Buchcover „Vitamin V wie Wohnung“

Mein Buch ist der Unterhaltungsroman „Vitamin V wie Wohnung“. Ich bezeichne das Buch gerne als Mehrgenerationenroman, denn die Hauptpersonen sind die junge Übersetzerin Nora und das Rentnerehepaar Rea und Bruno. Die drei finden sich in einer unfreiwilligen Wohngemeinschaft wieder: In dem Haus, in dem Nora und ihr kleiner Sohn wohnten, hat es eine Explosion gegeben, und ein Freund hat sie kurzerhand im Haus von Rea und Bruno einquartiert, die gerade im Urlaub waren. Nun kommen die beiden wieder und finden Fremde in ihrem Haus vor! Der Roman untersucht mit Humor und Einfühlungsvermögen, was in dieser Konstellation passiert und wie die Beteiligten damit umgehen. Noras Wohnungssuche ist eine Aneinanderreihung von Fehlschlägen, doch das ist nicht das einzige Ungemach, denn auch sonst hält das Leben für die drei Hauptpersonen allerhand Nervenaufreibendes parat.

Das Buch ist als Taschenbuch, Hardcover und E-Book erhältlich.

Wie bist du zu dem Werk oder auf das Thema gekommen?

Ich hatte schlecht geträumt: Im Traum stand ich vor dem Haus, in dem ich aufgewachsen bin, auf der Straße, blickte zu dem erhöht liegenden Gebäude hoch – und in der Tür stand jemand völlig Fremdes. Zu weit weg, um miteinander sprechen zu können, aber ich wusste einfach, dass diese Person jetzt in unserem Familienhaus wohnte. Das war sehr schlimm.

Dann bin ich aufgewacht und dieses verstörende Gefühl erfüllte mich, ich konnte mich nicht frei davon machen. Das Erlebnis war so intensiv, dass ich anfing, darüber nachzudenken, was da passiert sein könnte. Und so entstand allmählich die Geschichte von Nora in Reas und Brunos Haus.

Hast du in einem Verlag publiziert oder per Selfpublishing?

Ich habe „Vitamin V wie Wohnung“ im Selfpublishing veröffentlicht. Dabei habe ich mich für tredition entschieden, weil ich nur dort nach Lesungen die nicht verkauften Bücher wieder zurückgeben kann.

Wie lange hast du an dem Buch gearbeitet?

Ich habe viereinhalb Jahre daran gearbeitet, aber mit längeren Pausen. Die Erwerbsarbeit hatte natürlich Vorrang, und wenn ich dadurch dann beim Schreiben den Anschluss verloren hatte, fiel es mir schwer, den Faden wieder aufzunehmen. Außerdem: Mich zwang ja nichts. Ich hatte das Buchprojekt zunächst ganz für mich selbst in Angriff genommen, wollte sehen, ob ich es schaffe, das zu Ende zu bringen.

Ich hab’s geschafft.

Gab es spezielle Herausforderungen?

Es war manchmal ziemlich knifflig, die Szenenfolge so zu gestalten, dass sie realistisch und im zeitlichen Verlauf plausibel ist, die verschiedenen Erzählstränge aber angenehm abwechseln.

Ich habe außerdem viele Dinge sehr gründlich recherchiert, denn es war mein Anspruch, dass alle Fakten stimmen, seien es der Zeitpunkt des Sonnenuntergangs im Hamburger Spätsommer, die Beatles in den Clubs von St. Pauli oder die sprachlichen Blüten, mit denen die Maklerin ihre schicke Wohnung anpreist. Ich muss allerdings gestehen, dass mir solche Recherche großen Spaß macht, ich sollte sie daher wohl besser beim nächsten Punkt nennen …

Was hat besonders Freude gemacht?

VFLL-Mitglied Katja Heimann-Kiefer: Texterin, Übersetzerin, Lektorin und Autorin, Foto: (c) Viktoria Behr

Wie gesagt, die Recherche. Und als ich dann meinen Schreibrhythmus gefunden habe, war das sehr beglückend, ich bin jeden Tag ein Stückchen weiter vorangekommen. Das große Gewitterfinale hatte ich schon von Anfang an sehr bildlich im Kopf, aber ich habe streng chronologisch geschrieben. Es hat also gedauert, aber irgendwann war ich endlich da und durfte die Bilder in meinem Kopf in Worte fassen. Das war die Krönung.

Worüber ich mich auch richtig gefreut habe, waren in verschiedenen Phasen die Rückmeldungen, Vorschläge und Ideen meiner Testleser*innen, die zum Teil viel Bucherfahrung mitbrachten. Dadurch hat mein Buch deutlich gewonnen, das hat mir sehr geholfen.

Wie fühlt es sich an, das Werk nun in den Händen zu halten?

Toll! Das war der Moment, für den ich in den vielen Monaten davor gearbeitet hatte, auf den ich mich lange gefreut hatte. Aber schon vorher gab es einen emotionalen Moment, nämlich als mir die Designerin die ersten Cover-Entwürfe schickte und ich meinen Namen darauf sah. Da wurde das, was so lange in meinem Kopf gewesen war, auf einmal viel realer. Das machte erst ein bisschen Angst, aber dann war ich stolz.

Gibt es noch etwas, das du uns dazu sagen möchtest?

Ich lade herzlich ein, auf der Website zum Buch zu stöbern. Dort habe ich über das Schreiben und Veröffentlichen geschrieben, über meine Recherchen, außerdem gibt es Textauszüge und eine Leseprobe.

Buchcover: © Katja Heimann-Kiefer/tredition
Beitragsfoto: © Katja Heimann-Kiefer/privat
Kleines Foto: © Katja Heimann-Kiefer/Viktoria Behr


Katja Heimann: Vitamin V wie Wohnung. tredition, 1. Auflage, 2017. 332 Seiten, Broschur, 13,99 Euro, ISBN 978-3-7439-6960-5.
Das Buch ist als Taschenbuch, Hardcover und E-Book erhältlich.

Das Buch bei tredition

Das Buch ist außerdem über den Buchhandel und online z. B. im Autorenwelt-Shop erhältlich.

Mehr Infos auf der Website zum Buch


Katja Heimann-Kiefers Website und Profil im VFLL-Verzeichnis


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